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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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schon fast auf der Höhe von Kössern, als die Patrouille zurückkehrte, die dem Fluss gefolgt war. Alles in Ordnung,
     keine Soldaten, wurde gemeldet. Die Stimmung besserte sich merklich.
    Sie erreichten die Furt. Mit einem Wimpel wurde das Signal gegeben, und es dauerte keine drei Vaterunser, bis vom linken Ufer
     die Antwort kam. Es dauerte keine weiteren drei, bis es am Waldrand hinter der Mulde von Leuten wimmelte, die Fuhrwerke und
     Wagen in die Furt lenkten.
    Da kehrte die dritte Patrouille zurück, die den weitesten Weg gehabt hatte. Scharley räusperte sich bedeutsam und bedachte
     Reynevan mit einem Blick. Samson seufzte. Zmrzlík wusste es auch schon, ihm wurde nun Bericht erstattet.
    »Sie kommen! Sie kommen, Bruder Zmrzlík! Eine ganze Heermacht!«
    »Also doch!«, fluchte Předboř von Pohořílky. »Verrat! Man hat uns verraten!«
    »Es sieht ganz danach aus«, bestätigte Zmrzlík gelassen und stellte sich in die Steigbügel. »Formiert euch!«
    »Wir sollen das Übersetzen sichern? Wir sind nicht einmal dreihundert Mann!«
    »Das muss reichen!« Zmrzlík blickte von oben auf ihn herab. »Zum Kampf aufstellen!«
     
    Sie warteten im Versteck, in einem Kieferngehölz verborgen. Man hörte Flüstern. Und Gebete, die gemurmelt wurden.
    »Reynevan?«
    »Ja, Scharley?«
    »Such nicht den Tod. Wir müssen Helden sein. Keine Gefallenen. Klar?«
    Er antwortete nicht und biss sich auf die Lippen.
    Der über dem Schwemmland hängende Nebel dämpfte die Geräusche, der weiche Boden erstickte das Klappern der Hufe. Sie vernahmen
     zuerst das Schnauben eines Pferdes. Dann das Klirren von Eisen. Und dann sahen sie sie.
    »Höchstens vierhundert Berittene«, schätzte Zmrzlík mit halblauter Stimme. »Die Furcht hat tausend Augen. Aber sie bewegen
     sich merkwürdig langsam und träge. Gar nicht wie zum Kampf
. . .
«
    »Sie haben Adlerflügel auf den Fahnen«, wunderte sich Předboř von Pohořílky. »Dies ist das Wappenzeichen von Hanusch von Polenz,
     dem Landvogt aus der Lausitz. Wo kommen denn jetzt die Lausitzer her? Und warum vierhundert Mann?«
    »Das ist die Vorhut«, stellte Zmrzlík fest. »Der Kurfürst von Sachsen folgt ihnen wahrscheinlich mit seiner ganzen Armee.
     Wenn sie rechtzeitig da sind, werden sie Prokop beim Übersetzen vernichten. Wir müssen sie aufhalten. Gebt das Zeichen! Blast!«
    Blechern ertönte die Messingtrompete, und mit dem ersten Ton, den sie von sich gab, knallte es aus hundert Pistolen und Schießrohren.
     Die hinter Umzäunungen und Hütten postiertenSchützen ließen einen Hagel von Kugeln und Bolzen auf die Kolonne niederfallen und richteten damit bei den Lausitzern ein
     wildes Durcheinander an. Die Verwirrten wurden auf der rechten Flanke von den hundert Berittenen Zmrzlíks bedrängt. Die zweite
     Hundertschaft unter dem Kommando von Fritzold von Warte griff sie von hinten an. Die Schützen, die nun wieder in den Sätteln
     saßen, bohrten sich in ihre linke Flanke. Wildes Geschrei und Geschieße erfüllte das Kampffeld.
    Reynevan flog allen voran, er hieb als Erster auf die Lausitzer ein, fegte als Erster seine Gegner aus dem Sattel, haute sich
     durch ihre Reihen, wie ein Rasender das Schwert schwingend. Dicht neben ihm schob sich Scharley mit Säbelhieben vor, auf der
     anderen Seite schlug Samson mit seinem Goedendag drein und warf Reiter mitsamt ihren Pferden um. Tábors Reiterei, obschon
     leichter bewaffnet und zahlenmäßig unterlegen, nutzte ihren Schwung und den Überraschungseffekt, so gut es ging. Und ihre
     Verbissenheit. Hiebe prasselten auf die verwirrten Lausitzer nieder, lauter als die Rufe und Schreie der Verwundeten war das
     alles übertönende Geräusch des Zerschlagens von Rüstungen.
    Alle seinem Kommando Unterstehenden aber übertraf Ritter Jan Zmrzlík, der Herr auf Orlík, an Tapferkeit und militärischer
     Tüchtigkeit. Er drang tief in die Lausitzer Reihen ein und wütete dort schrecklich, um nicht zu sagen methodisch, mit seiner
     Streitaxt regelmäßig nach rechts und links austeilend. Unter seinen präzisen Schlägen zerbrachen Brustpanzer und Schilde wie
     Tonschalen, verbeulten sich Schulterstücke, brachen Armschienen, und zerhauene Helme und Hundsgugeln flogen zwei Klafter weit
     in die Höhe. Die Lausitzer begannen, sich zurückzuziehen und sich vor diesem schrecklichen Krieger zu fürchten, immer mehr
     flohen, sobald sie ihn sahen. Und umso schneller, da von den Sümpfen her jetzt auch Kampfeslärm ertönte, die ersten Taboriten
    

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