Lux perpetua
vom Feldheer, die bereits übergesetzt hatten, kamen ihren Kameraden zu Hilfe.
Den Lausitzern eilte niemand zu Hilfe. Zmrzlík ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen.
»Los, auf sie!«, brüllte er. »Schlagt sie, schlagt! Lasst sie nicht entkommen!«
Seine Stimme, obwohl mächtig, verlor sich im Klirren von Eisen und im Kampfgetümmel.
Aber die Lausitzer wurden auch so geschlagen. So sehr geschlagen, dass sie alle zusammen zurückwichen, um dann in hellen Scharen
zu fliehen. Ein Teil der Hussiten setzte ihnen nach, die anderen erschlugen die, die noch standhielten, zu Gruppen eng zusammengedrängt
und sich beharrlich wehrend. Den hartnäckigsten und effektivsten Widerstand leistete eine Gruppe, die von einem Ritter in
voller Rüstung auf einem ebenfalls durch einen Harnisch geschützten Pferd angeführt wurde.
»Ketzer, Hundsgläubige!«, brüllte der Ritter unter dem aufgeklappten Visier seines Helms hervor, während er mit einem riesigen
Schwert um sich hieb. »Kommt doch einzeln her! Los! Zum Zweikampf, Mann gegen Mann! Wer wagt es? Na, soll doch einer herkommen!«
Scharley ritt auf Reynevan zu und drückte ihm die Prager »Verräterbüchse« mit der brennenden Lunte in die Hand.
»Reite schon zu ihm hin«, keuchte er, »wenn er so sehr darum bittet.«
Reynevan wischte sich Blut und Schweiß aus den Augen. Er galoppierte heran, hob den Selbstzünder und schoss dem Ritter mitten
ins Gesicht.
Das genügte.
»Pardon!« Einer nach dem anderen warfen die Lausitzer ihre Waffen weg. »Pardon! Ich ergebe mich!«
»Die Wichtigeren nicht töten!«, rief der verwundete und im Sattel schwankende Předboř von Pohořílky. »Bindet sie! Lösegeld
. . .
«
Er verschluckte sich, mehr konnte er nicht herausbringen.
Jan Zmrzlík galoppierte auf eine kleine Anhöhe und sprangvon seinem blutbespritzten Pferd. Er wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Er blickte auf das Feld hinab, auf dem seine dreihundert
Berittenen vierhundert Lausitzer Reiter aufgerieben und zur Flucht gezwungen hatten. Er kniete nieder.
»Non nobis . . .«,
er faltete die Hände und hob die Augen zum Himmel,
» non nobis, sed nomini tuo, Domine , da gloriam . . .«
Andere, die dies sahen, knieten ebenfalls nieder.
Reynevan stieg vom Pferd, schwankte und hielt sich am Zügel fest. Dann beugte er sich vor und übergab sich.
»Es ist nicht übel, ein Held zu sein«, bemerkte Samson, schwer keuchend. »Wenn nur diese Angst nicht wäre. Wie fühlst du dich,
Reynevan?«
Reynevan übergab sich. Samson wiederholte die Frage nicht.
Scharley ritt herbei und stieg ebenfalls ab. Er wartete, bis Reynevan wieder aufrecht stehen konnte.
» Veritas Dei vincit« ,
sagte er. »Ich weiß selbst nicht wie, aber
vincit.
Ich weiß auch nicht, wie das geschehen konnte, warum hier nicht zehn sächsische Fähnlein auf uns gewartet haben. Das war wohl
tatsächlich ein Eingreifen des Herrn. Oder jemand hat die Furten durcheinandergebracht.«
»Weder das eine noch das andere«, entgegnete Reynevan mit düsterer Miene. »Rixa hat Bożyczek eingeholt und ihn kaltgemacht.
Damit hat sie Juttas Untergang bewirkt und sie zum Tode verurteilt
. . .
«
Neben ihm stehend, schüttelte Samson den Kopf. Dann deutete er auf die Übersetzenden. Auf den herannahenden Heereszug.
In Begleitung Kroměšíns, Keřkýs und anderer Hauptleute kam Prokop der Kahle herangeritten, eine Zobelkappe auf dem Kopf und
in einen Mantel mit einem Kragen aus Wolfspelz gehüllt, den er über das sogenannte »fette Wams« gezogen hatte, wie man in
Böhmen eine gefütterte und üppig mit Knöpfen versehene Brigantine nannte. Er lachte und strahlte undblickte auf das Schlachtfeld. Er saß ab und umarmte Jan Zmrzlík stürmisch.
» Non nobis.«
Der Herr auf Orlík senkte bescheiden den Kopf. »Nicht uns, sondern dem Namen Gottes gebührt dieser Ruhm
. . .
Die Leute haben sich tapfer geschlagen
. . .
Opferbereit
. . .
Oh, zum Beispiel diese drei hier. Viele sind gefallen
. . .
«
»Ihr Opfer wird nicht vergessen werden«, gelobte Prokop. Er lächelte anerkennend, als er den blutbespritzten Scharley und
den immer noch schwer atmenden Samson erblickte. Dann sah er Reynevan. Und wurde ernst. Er trat zu ihm hin.
»Verzeih mir«, sagte er. »Ich musste es tun. Ich habe nicht an deinen Verrat geglaubt, aber man hat mir zugesetzt. Dieser
Verdacht musste ausgeräumt werden. Und er ist ausgeräumt worden. Hier bei Kössern setzen wir ohne Verluste über. Und der Kurfürst
von
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