Lux perpetua
schenkte ihm einen mitleidigen Blick.
Hauptmann Jan Pardus nickte und drückte ihm kameradschaftlich die Rechte, Dobko Puchała klopfte ihm heftig und herzlich auf
die Schulter, enthielt sich aber zum Glück mahnender Worte. Prinz Zygmunt Korybut gab sich hochmütig, er schien ihn kaum zu
bemerken. Bedřich ze Strážnice verhielt sich ganz normal.
»Ich freue mich, dass du wieder gesund bist«, erklärte er, während er Reynevan zum Rande des Lagers, zur Linie der Wachtposten
führte, »dass du wieder zu dir selbst gefunden hast. Damals im Februar wusste ich nicht, was dich eigentlich umgeworfen hat,
die Krankheit oder dein Unglück. Ich hatte Angst, dass dich das bezwingt, dich zerbricht und kaputt macht oder in Apathie
versetzt, dich vom Leben und von der Wirklichkeit entfernt. Aber nun bist du da, und das allein zählt. Wir schreiben hier
Geschichte, verändern das Schicksal Europas und der Welt. Du hast zu viel mit uns durchgestanden, als dass du jetzt in unseren
Reihen fehlen könntest.«
Reynevan kommentierte dies nicht. Bedřich sah ihm direkt in die Augen, lange, so, als erwarte er einen Kommentar. Als der
nicht kam, deutete er mit einer weit ausholenden Geste auf den Feuerschein, der den Himmel im Westen und Süden erhellte.
»Uns hat eine Woche genügt, um Ratibor mit Feuer und Schwert zu terrorisieren, um Herzog Nikolaus Angst einzujagen und die
Herzoginwitwe Helena in Pleß abzuwehren. Jeden Tag kann Bolko Wołoszek zu uns stoßen, dann werden wir gemeinsamgegen das Herzogtum Cosel ziehen, zu den Besitzungen Konrads des Weißen. Und sobald wir die Grenzgebiete erobert und die Burgen
dort eingenommen haben, dringt die reguläre polnische Armee ein und besetzt Zator, Auschwitz und Siewierz. Dann gehört Oberschlesien
uns. Warum sagst du nichts?«
»Ich habe nichts zu sagen.«
»Aber ich.« Bedřich drehte sich um und blickte ihm erneut direkt in die Augen. »Ich werde gemäß den Beschlüssen dort die Funktion
des
director
der schlesischen Stützpunkte von Tábor übernehmen. Wir haben nämlich die Absicht, uns hier festzusetzen, richtig niederzulassen,
und zwar für immer. Ich möchte dich an meiner Seite haben, Reynevan. Ich schlage dir das jetzt schon vor, bevor Wołoszek oder
Korybut es tun. Du musst mir nicht gleich antworten.«
»Das ist gut. Wo ist Scharley?«
»Dort.« Bedřich wies auf den fernen Feuerschein. »Er ist gerade damit beschäftigt, die ökonomische Macht des Herzogtums Ratibor
zu schwächen. Er ist aufgestiegen. Er führt eine Spezialabteilung an. Sie nennen sie die Feuerleger.«
Zwei Tage später, am frühen Morgen von
Laetare
, schloss sich, von einer Vorhut aus zehn Reitern angekündigt, Bolko Wołoszek dem Feldzug an, der Herzog von Oberglogau, der
Erbe von Oppeln und seit kurzem bekenndender Hussit. Unter der Fahne aus Seide mit dem goldenen Adler von Oppeln und unter
den bunten Wimpeln des Oppelner Adels führte der junge Herzog fünfzig von der Ritterschaft gestellte Lanzenträger an, dazu
berittene Schützen und fünfhundert Mann Fußvolk, in der Mehrzahl Speerträger. Den Schluss des Oppelner Zuges bildete stolz
eine mächtige, dicke, fünfzigpfündige Bombarde. Jakub Kroměšín lächelte, als er dies sah: Das war eine wertvolle Ergänzung
für seine Belagerungsartillerie, die sich hauptsächlich aus Feldschlangen und Zwölfpfündern zusammensetzte. Wołoszek in seiner
Mailänder Rüstung wirkte überheblichund entschlossen. Er zeigte durch keinerlei äußere Zeichen, dass er sich zum neuen Glauben bekannte, er trug kein einziges
Symbol seiner neuen Religion. Unter den Oppelner Rittern gab es hingegen recht viele, die dies taten. Teils aus wirklicher
Überzeugung, teils um sich einzuschmeicheln, hatten viele Ritter wie auch berittene Schützen ihre Schilde mit dem roten Kelch
verziert, auch die Dornenkrone und die Hostie waren zu sehen. Auch auf den Pavesen des Oppelner Fußvolkes waren die typischen
hussitischen Symbole zu sehen.
Bedřich ze Strážnice, der geborene Propagandist, schätzte scharfen Auges dreinblickend die Situation ein und nutzte sie sofort.
Es war noch keine Stunde vergangen, da zelebrierte er im Feldlager unter freiem Himmel eine hussitische Messe, nach der die
Prediger fast bis zum Abend allen dazu Bereiten die Kommunion
sub utraque specie
erteilten.
Der sich ständig drehende Wind trug aus allen Himmelsrichtungen den Gestank von Verbranntem herbei.
An der Beratung der
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