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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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ich am liebsten laut gebrüllt hätte. Ja, er hatte recht, mit allem, und ich hätte Mama und Papa so gerne von ihren Sorgen erlöst. Doch nicht ich befand mich in Gefahr, sondern Leander. An ihn dachte keiner außer mir. Er hatte keine Eltern, die sich sorgten, sondern nur Eltern, die ihn loswerden wollten.
    »Ich muss nach Südfrankreich, Serdan, ob mit dir oder ohne dich, aber ich werde dort hinfahren, irgendwie. Du kannst von mir aus nach Hause zu Mama und Papa.«
    »Oh Luzie, wie willst du das denn machen? Dein Bild ist garantiert in allen Zeitungen und wird ständig im Fernsehen gezeigt, wahrscheinlich ist das Internet voll davon und schwer zu erkennen bist du wirklich nicht. Du kannst nicht trampen oder dich in einen Bus setzen. Du hast nicht einmal was zu essen und zu trinken. Mann, ich hab auch Verantwortung für dich, kapierst du das nicht?«
    Oh Gott. Der war ja anstrengender als Leander. Aber ich konnte ihm nicht widersprechen. Ich hatte keine Kohle, nichts zu essen, nichts zu trinken. Und es würde wieder ein heißer Tag werden.
    »Ich könnte das Moped nehmen …«, schlug ich dennoch vor.
    »Ein geklautes Moped, das du nicht fahren kannst. Kriegst ja deine Füße nicht einmal auf die Pedale. Selbst ich darf das Ding eigentlich nicht fahren, das ist zu schnell für mich. Außerdem bleibt es hier. Hab keinen Bock, damit erwischt zu werden. Du bekommst den Motor alleine sowieso nicht an. Vergiss es, Katz.«
    Ich schüttelte bockig den Kopf, wusste aber nicht, was ich noch sagen sollte. Ich hätte es mir zugetraut, mich in einen Zug zu schmuggeln und als schwarzer Passagier zu reisen, doch der nächste Bahnhof war vermutlich weit entfernt. Wir befanden uns auf dem platten Land. Ich konnte von Glück reden, wenn ab und zu ein Auto vorüberfuhr. Doch Serdan hatte recht. Trampen war ausgeschlossen. Meine roten Haare und grünen Augen waren eine zu auffällige Kombination. Also musste ich Zeit schinden, vielleicht fiel mir noch eine Lösung ein. Im Moment steckte das Handy sicher in meiner Hosentasche.
    Serdan atmete zischend aus und trat entnervt gegen einen Rundballen. Eine Wolke aus Staub und Stroh stieg in die Höhe. Dann nahm er unvermittelt Anlauf und sprang in einem mustergültigen Parkour-Salto nach unten.
    »Wo willst du hin?«, rief ich ihm nach. Machte er etwa Ernst und suchte eine Telefonzelle?
    »Mich waschen! Hinter den Feldern hab ich Wasser glitzern sehen. Solltest du vielleicht auch tun.«
    Es wunderte mich, dass er mir so ausführliche Antworten gab, doch es konnte nicht schaden, ihm zu folgen. Ich hatte mich im Schlaf auf den Rücken gedreht und nun klebten überall Strohhalme auf dem getrockneten Quark, sogar in meinem Gesicht. Wahrscheinlich sah ich aus wie ein Gespenst. Ich setzte Serdan hinterher, wagte aber nicht, zu ihm aufzuschließen. Je größer der Sicherheitsabstand zwischen uns, desto besser.
    Serdan hatte sich nicht geirrt. Nach zehn Minuten Fußmarsch über einsame Felder und Wiesen stießen wir auf den Seitenarm eines Flüsschens, der von dichten Bäumen und Büschen gesäumt war. Das Wasser floss träge dahin.
    Serdan stülpte sich sein T-Shirt über den Kopf und öffnete die Schnalle seines Gürtels.
    »Hey, langsam«, versuchte ich ihn zu bremsen. »Wie machen wir das jetzt? Ich geh bestimmt nicht nackt mit dir baden.«
    Serdan schnaubte nur, ließ die Jeans herunter und watete in seiner schwarzen Unterhose in die seichte Uferströmung hinein. Danke, Leander, dachte ich beschämt. Leander nämlich wäre spätestens jetzt splitternackt gewesen. Aber zum Glück gab es auch noch Jungs, die nicht so versessen darauf waren, sämtliche Klamotten loszuwerden.
    Serdan tauchte mit dem Kopf unter, kam prustend wieder hoch und schüttelte sich wie ein junger Hund. Apropos Hund – in all der Aufregung hatte ich völlig vergessen zu fragen, ob es Mogwai gut ging. Doch Serdan hätte es mir sicher gesagt, wenn es nicht so wäre.
    »Ist schön hier!«, rief er bestens gelaunt. »Komm schon. Tut echt gut …« Nein, das war nicht Serdan. Der Serdan, den ich kannte, sprach es nicht offen aus, wenn er etwas schön fand. Er deutete ein schiefes Grinsen an oder grunzte anerkennend – falls überhaupt. »Tut echt gut.« Das war lachhaft. So etwas sagte Serdan nicht. Was hatte er nur vor?
    »Aber klar doch«, flüsterte ich. »Das Handy …« Serdan wusste, dass ich eine Wasserratte war, wir hatten fast den gesamten Frühsommer im Schwimmbad verbracht, sobald Herr Rübsam uns aus der Turnhalle

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