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Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)

Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)

Titel: Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Linie seiner Nase nachzeichnete, sah sie, dass seine Lippen nach oben verzogen waren. Sein Lachen währte nur kurz und war so ungestüm wie er selbst es war, und dann war es auch schon vorbei. „Da ich sehr bezweifele, ob Attila der Hunne oder Judas Ischariot oder selbst Oliver Cromwell sich für ‚schlecht‘ oder ‚böse‘ hielten, halte ich Ihre Frage für sinnlos.“
    Abermals richtete er seinen Blick genau auf sie und fixierte sie mit seinen Augen. „Selbstverständlich sollten Sie diese Frage ihrem Bruder stellen, wenn Sie nicht sicher sind, auf wessen Seite ich nun stehe, Miss Woodmore. Aber ich vermute, Sie kennen seine Antwort bereits.“
    Maia musste ihre Lippen hier fest zusammengepresst halten. In der Tat. Chas liebte sie, Angelica und Sonia, und er würde sie nie unnötig einer Gefahr aussetzen. Und er selbst war ein aufrechter und moralisch integrer Mann. „In der Tat“, erwiderte sie, „und ich muss daher also annehmen, dass Moldavi sich auf der anderen Seite dieser gute-gegen-böse-Vampire-Schlachtlinien befindet.“
    „Ihre Logik ist bestechend.“ Seine Worte klangen gelangweilt, aber sie konnte schwören, in seinen Augen etwas aufglimmen zu sehen.
    In dem Augenblick kam ihr der Gedanke, dass er vielleicht diese hitzigen Wortgefechte mit ihr ebenso genoss wie sie – nun, genießen war zuviel gesagt, denn richtig mögen konnte sie diesen Schlagabtausch nicht, besonders nicht die gegenseitigen Beleidigungen, denn Maia brachte das gelegentlich doch zur Weißglut. Aber vielleicht fand er es doch etwas schwierig, gleichzeitig ein Vampir und ein Earl zu sein. Schließlich war ein Earl allein schon recht einschüchternd, wenn man obendrein dann auch noch ein Vampir war ... vielleicht traute sich einfach niemand, ihm zu widersprechen.
    Vielleicht hatten sie Angst davor, gebissen zu werden. Oder noch schlimmer: umgekehrt – wenn sie es taten.
    Vielleicht – aber das war vielleicht doch zu abwegig – mochte er es, wenn man ihn ab und an wie eine normale Person behandelte. Ab und an.
    „Trinken Sie wirklich Blut?“, platzte es aus ihr heraus. „Von Menschen?“
    Er saß auf einmal ganz still da. Selbst seine Augen bewegten sich nicht mehr, oder seine Finger. Und die Kutsche schien plötzlich zu schrumpfen, ganz eng und dunkel zu werden, und ihr Herz begann wieder, auf diese hässliche Art zu hämmern. Nichts wünschte sie sich sehnlicher, als dass diese Frage ungesagt geblieben wäre.
    „Es ist die übliche Art zu überleben und sich zu ernähren“, erwiderte er nach einer Weile. „Aber ich tue das nicht.“
    Maia öffnete den Mund, um noch etwas zu fragen, aber dann hielt sie etwas zurück. Sie spürte, dass in dem Fall das zarte Band zwischen ihnen zu sehr belastet oder gar zerrissen würde, wenn sie das jetzt fragte. Stattdessen sagte sie, „ist es wahr, dass Vampire bei Tage nicht ausgehen können? Im Sonnenlicht?“  
    „Direkte Sonnenstrahlen können unerträgliche Schmerzen verursachen. Daher muss man Acht geben, wenn man tagsüber außer Haus geht. Aber das haben Sie sicherlich nicht von ihrem Bruder“, sagte er. „Ich hatte den Eindruck, dass Sie und Ihre Schwestern glückselig im Unklaren gelassen wurden, was seine ... Beschäftigung betrifft. Sie hingegen scheinen doch so einiges ... Zutreffende ... zu wissen.“
    „Als wir aufwuchsen, hörten wir uns immer die Geschichten von Oma Öhrchen an, die halb Zigeunerin war. Sie kannte viele Geschichten über Vampire aus Rumänien. Natürlich hatte ich zu der Zeit keine Ahnung, dass sie wahr waren, oder dass mir eines Tages einige von ihnen begegnen würden.“
    „Oma Öhrchen?“
    Maia spürte, wie sich in ihrem Gesicht ein sanftes Lächeln ausbreitete. „Sie war unsere Großmutter, und aus irgendeinem Grund hielt ich sie als Kind versehentlich für unsere Ur -Großmutter. Also hatte ich diese fixe Idee, dass sie Ohr-Oma hieß. Und der Name ist dann irgendwie geblieben.“
    Schweigen legte sich über sie beide, was Maia zum Grübeln brachte: Sie konnte sich nicht erinnern, je mit dem Earl allein gewesen zu sein, wo sie nicht nach Worten geklaubt hatte oder meinte, sich eine Bemerkung zurechtlegen zu müssen. Um dann von seiner scharfen Zunge trotzdem völlig vernichtet zu werden.  
    Die Stille war nicht ungemütlich. Im Gegenteil, mit dem Geräusch der Räder, wie sie über die Pflastersteine und Straßen rollten, war es eigentlich recht angenehm.
    Sie sah ihn unauffällig von der Seite her an. Er starrte aus dem Fenster, und

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