Lycana
unter Schock. »Sie haben den cloch adhair von hier weggebracht.«
Tara trat neben sie und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Wie ich es befürchtet habe. Doch sei nicht verzweifelt. Es ist nicht alles verloren. Es gibt immer neue Pfade, die sich uns unverhofft auftun.«
»Wenn wir nur zwei Stunden früher hier gewesen wären«, fuhr Ivy fort, als habe sie die Worte der Druidin nicht vernommen.
»Wenn sie uns nicht gefolgt wären und uns nicht aufgehalten hätten, wären wir vielleicht rechtzeitig gekommen!«
Tara legte ihr sanft den Arm um die Schulter. »Mein liebes Kind, du darfst deinen Freunden nicht die Schuld geben. Sie wollten dir helfen und dich beschützen.«
»Sie wollten ihre Neugier befriedigen!«
»Nun, vielleicht auch das«, gab die Druidin zu. »Aber ist das nicht ganz natürlich für Vampire ihres Alters? Entscheidend ist doch, dass sie dir nicht schaden wollten.«
»Entscheidend ist, dass sie uns geschadet haben!«
»Sie sind deine Freunde! Ein Nosferas, eine Vamalia und sogar ein Dracas. Ist das nicht wunderbar? Nach nur einem Jahr? Das übertrifft meine kühnsten Hoffnungen.«
Ivy schüttelte den Arm der Druidin grob ab und trat zwei Schritte zur Seite. »Was nützt es uns, wenn die jungen Vampire Frieden schließen, während die Werwölfe aus einem fadenscheinigen Grund in den Krieg ziehen! Wir wissen ja nicht einmal, wie Peregrine wirklich zu Tode gekommen ist. Vielleicht waren seine Mörder keine Vampire, vielleicht hatte er verdient zu sterben.«
»Ja, es ist ein Jammer, dass ich seinen Körper nicht mehr zu Gesicht bekommen habe. Vermutlich würde ich dann klarer sehen.«
»Das würde uns jetzt auch nicht weiterhelfen.« Seymour jaulte. Sie drehte sich abrupt zu dem Wolf um. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, den Kampf nicht sofort zu unterbinden? Und behaupte nun nicht, du hättest sie nicht gleich erkannt!«
Alisa wurde kein Haar gekrümmt und Luciano hat sich selbst in diese missliche Lage gebracht. Wie konnte er auf die Idee kommen, sich in solch einer Situation rückzuverwandeln, wo er es vermutlich nicht einmal unter normalen Umständen ohne fremde Hilfe schafft!
»Er hat es nicht absichtlich versucht. Er war in Panik!« Seymour verdrehte die Augen. »Aber du brauchst nicht abzulenken. Du hast zugelassen, dass Cameron Franz Leopold beißt. Er hätte ihn ernsthaft verletzen können!«
Franz Leopold hat Cameron gebissen!
»Ach, und nun willst du mir weismachen, dass dies ein fairer Kampf war? Ein erfahrener Lycana gegen einen vierzehnjährigen Dracas, der sich zum ersten Mal in einen Wolf verwandelt hat?« Seymour schwieg und wandte sich ab, als würde ihn das Thema nicht interessieren.
»Ich rede mit dir!«
Es war eine Lektion, die diesem Dracas nicht geschadet hat! Es kann ihm nur guttun, wenn ihm jemand den stolzgeschwellten Kamm ein wenig stutzt.
»Er ist dir sehr zugetan«, mischte sich die Druidin ein. »Ich habe es in seinem Blick gesehen.«
Ivy senkte die Lider. »Die Dracas verachten alle anderen Familien.«
Die alte Frau lächelte weise. »Das mag in der Theorie so sein, und vielleicht ist er sich noch nicht recht im Klaren, welche Gefühle in ihm erwacht sind. Doch ich rate dir, sei vorsichtig. Noch mag es nur ein Flämmchen sein. Wenn das Feuer sich jedoch ausbreitet, kann es euch beide verzehren.« Der weiße Wolf knurrte. »Und Seymour hier ist ein wenig eifersüchtig, denn er spürt die wachsende Zuneigung, nicht wahr?« Tara streichelte ihm über den Kopf, ohne sich um die drohend gefletschten Zähne zu kümmern.
»Er hat keinen Grund und kein Recht, eifersüchtig zu sein!«, rief Ivy leidenschaftlich aus. »Er soll mich beschützen und sich ansonsten zurückhalten. Wer ist er, dass er sich als Richter über mein Leben und meine Entscheidungen aufführt?«
Ehe die Druidin antworten konnte, stieß Seymour ein warnendes Knurren aus und sprang an Ivys Seite. Tara und Ivy hatten das Geräusch im selben Moment bemerkt und fuhren herum. Ein steingrauer Wolf, alt und zottig, saß in einem Durchgang und musterte sie aus wässrigen Augen. Seymour stellte sich zwischen ihn und die beiden Frauen und entblößte seine Reißzähne. Der alte Wolf erhob sich und zog sich in den Schutz des Ganges zurück. Noch ehe Ivy und Tara entschieden hatten, ob sie ihm folgen sollten, trat ein Mann in die Höhle, dessen Erscheinung ebenso kläglich war wie seine Wolfsgestalt.
»Ich habe Stimmen gehört, die hier nicht sein sollten«, sagte er ein wenig
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