Lycana
unglaubliches Glück gehabt!«
Donnchadh und seine Begleiter scharten sich um den Körper Gwendas. Sie sprachen gälisch, aber ihr Zorn war deutlich zu hören.
Luciano reckte die Nase in die Luft. »Es waren Menschen!«
»Und Vampire«, ergänzte Ivy. Die anderen sahen sie ungläubig an.
»Es waren mehrere Vampire in ihren Kisten, die von den Männern hier ausgeladen wurden. Vermutlich stammen sie nicht aus Irland. Ganz sicher gehören sie nicht zu den Lycana. Ich kann aber nicht sagen, ob die Menschen oder die Vampire Gwenda vernichtet haben. Dazu müssten wir näher heran!«
In diesem Moment bemerkte sie der Clanführer. »Was habt ihr hier verloren? Wir werden den Fall untersuchen. Geht zurück in die Halle. Dort wird den Schülern Blut gereicht, bevor sie zu ihrer heutigen Lektion aufbrechen.« Er machte eine Handbewegung, als wolle er sie verscheuchen.
Luciano holte Luft, wie um zu einer Protestrede anzusetzen. Doch was konnte er schon sagen? Dass sie neugierig waren und deshalb bleiben wollten, um zu erfahren, was der Clanführer und seine Lycana herausfanden? Das würde Donnchadh wohl kaum beeindrucken.
»Lass es!«, zischte Alisa und packte ihn am Ärmel. »Hier können wir nichts mehr tun.«
Luciano hob resignierend die Schultern. »Dann gehen wir eben zu den anderen in die Halle.« Er schritt auf die Treppe zu.
»Ja, es gibt Blut. Das müsste deinen Vorlieben entgegenkommen«, spottete Franz Leopold.
»Ich glaube dir, wenn du sagst, dass hier fremde Vampire waren«, sagte Alisa leise zu Ivy. »Aber was bedeutet es, dass wir ihre Aura jetzt nicht spüren?«
»Dass sie vielleicht den Steg, aber nicht die Grotte betreten haben«, ergänzte Ivy und nickte langsam. »Aber ja, das ist die Lösung. Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen! Wir müssen der Spur der Menschen folgen, wenn wir die Vampire finden wollen. Da sie die Fallen nicht ausgelöst haben, gibt es nur zwei Wege, auf denen sie die Grotte verlassen haben können. Mit dem Boot auf das Meer hinaus oder in ihren Kisten den Gang hier weiter bis zu seinem Ausgang in der Felsflanke.«
»Wenn sie mit dem Boot weggefahren wären, hätten sie die Kisten gar nicht erst ausgeladen«, sagte Alisa.
»Eben!« Franz Leopolds dunkle Augen funkelten. »Also dann los! Hier führt die Spur der Menschen lang. Ich kann noch immer ihren Schweiß riechen.«
»Vielleicht war es anstrengend, die schweren Kisten zu tragen«, meinte Alisa.
»Das nehme ich an.« Ivy, die den Weg am besten kannte, eilte ihnen voran.
»Macht schnell, ehe sie uns aufhalten«, drängte Alisa.
Sie liefen den sich stetig verengenden Gang entlang, bis er sie durch ein niederes, rundes Loch ins Freie spie. Seymour schoss als Erster hinaus und ließ ein kurzes Kläffen erklingen, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass niemand auf der Lauer lag. Nacheinander schlüpften die Vampire auf den schmalen Weg hinaus, dessen eine Abzweigung an den steilen Hang geschmiegt zum Torhaus hinaufführte. Sie war so schmal und steil, dass ein Mensch sie sicher nur schwer hätte erklimmen können. Auf keinen Fall jedoch mit den großen Kisten! Der andere Pfad durchquerte die Schlucht zwischen dem Burgfelsen und dem Festland und führte auf der anderen Seite in flachen Stufen bis zu den Klippen. Hier hätten die Männer die Kisten sehr wohl hinauftragen können.
»Die Fährte ist deutlich genug. Kommt!«, rief Franz Leopold und lief los. Die anderen folgten ihm. Das Jagdfieber hatte ihn erfasst und überdeckte sogar die Blutgier, die jeden Vampir nach dem Aufwachen überfiel. Vielleicht würde man ja beide Leidenschaften befriedigen? In seinem Geist sah er die kräftigen, verschwitzten Seeleute, die von der Schlepperei erschöpft neben den Kisten in den Schlaf gesunken waren. Er sah ihre Hälse, unter deren schmutziger Haut das warme Blut verführerisch pulsierte.
»Solch Gedanken sind gefährlich«, raunte ihm Ivy zu, die nun dicht an seiner Seite lief.
»Du willst nicht, dass man in deine Gedanken eindringt, dann unterlass es gefälligst auch, in meinem Geist herumzuschnüffeln!«
Ivy zuckte zusammen. »Verzeih! Der Drang war so stark, dass er dich wie eine Wolke umgab. Es war keine Absicht!«
»Dann solltest du dich vielleicht ein wenig von mir fernhalten, damit du nicht Gefahr läufst, von dieser Wolke verschluckt zu werden«, sagte er scharf, obwohl er es gar nicht wollte.
»Verzeih«, sagte sie noch einmal und ließ sich zu seinem Bedauern ein wenig zurückfallen.
Sie folgten dem
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