Lykos (German Edition)
bin ich aber mal gespannt“, bemerkte der Oberkommissar und fuhr auf den Parkplatz des Polizeigebäudes ...
Der Zeuge
Als die beiden Polizisten in das Büro der Sonderkommission kamen, erhielten sie zunächst Informationen über den Verlauf der allgemeinen Suchaktion nach Wölfen, Wildhunden oder ähnlichen Tieren. Alle im festgelegten Umkreis gastierenden Zirkusse und privaten Zoogehege waren bisher ohne Ergebnis von den Mitgliedern der Soko untersucht worden. Kein Tier, das auch nur annähernd an die Beschreibung des Raubtierexperten Dr. Leuschenberger herankam, wurde dabei entdeckt. Das nächstgelegene Gehege mit Wölfen befand sich im Zoo Hannover, und von dort wurde kein Tier vermisst. Die Suche der Beamten der Soko konzentrierte sich deshalb nun auf Personen, die in das Profil des Polizeipsychologen passten. Ein Mann, der dem Profil der Verdächtigen zumindest seiner Herkunft nach entsprach, sich aber freiwillig als Zeuge hier eingefunden hatte, saß gegenüber in einem Nebenraum, wie Straub und Damm gerade durch einen Kollegen mitgeteilt wurde.
„Euer Fall sitzt drüben im Besprechungszimmer und wartet schon auf euch. Seine Personalien haben wir schon aufgenommen. Aussage hat er auch schon teilweise gemacht, solltet ihr euch aber selbst noch einmal anhören – aber nehmt euch ne Gasmaske mit“, grinste der Polizist und hielt sich dabei vielsagend die Nase zu.
Als Strauch und Damm kurz darauf den Raum betraten, war klar, was ihr Kollege mit der Geste gemeint hatte. Ein ziemlich heftiges Duftgemisch aus Schweiß, Alkohol und Urin wehte ihnen entgegen. Ein etwa fünfzig Jahre alter, mit fleckigem Parker und einer ebensolchen Kordhose bekleideter Mann saß auf dem Stuhl gegenüber des Schreibtisches und blickte die beiden Beamten erwartungsvoll an. Sein graues Haar hing strähnig an dem aufgedunsenen, mit einem stoppeligen Bart versehenen Gesicht herab. Die Augen waren mit dunklen Flecken umrandet und lagen tief in ihren Höhlen. Der rechte Mundwinkel des Mannes zuckte andauernd und seine Hände zitterten, wenn er damit eine Bewegung machte. Straub und Damm begrüßten den Mann und stellten sich kurz vor. Der Oberkommissar nahm auf dem Sessel hinter dem Schreibtisch platz, während seine Kollegin sich auf einen Stuhl neben den Mann setzte.
„Sind sie hier zuständig für meine Sache?“, fragte er mit schwerer Zunge. Es war offensichtlich, er unter Alkoholeinfluss stand. Zudem erschwerte ein Sprachfehler seinen Redefluss.
„Kommt ganz darauf an, was sie uns zu erzählen haben“, antwortete Straub. „Sagen sie uns doch bitte erst ihren Namen und legen dann einfach los!“
„Heinz heiße ich, Heinz Jürgens. Habe ich schon alles den Kollegen da erzählt. Ich warte schon ganz schön lange hier auf euch, das muss ich aber mal sagen“, beschwerte sich der Mann und schüttelte dabei missbilligend seinen Kopf.
„Tut uns sehr leid, Herr Jürgens, aber wir sind gerade erst hereingekommen und haben erfahren, dass sie hier sind. Was gibt es denn jetzt?“
„Na, ich will hier meine Anzeige auf ... an ... erzählen, ja? Ich will ja helfen bei diesem Fall.“
„Was für einen Fall meinen sie denn?“, wollte Straub wissen.
„Na, was da in der Zeitung steht. Ich hab das heute morgen da bei der Zeitung gelesen, das mit dem Mörder in Salzgitter.“
„Das steht in der Zeitung?“, stellte Straub interessiert fest. Dabei fiel ihm ein, er die Salzgitter Nachrichten heute noch nicht gelesen hatte. Angela Damm verließ den Raum kurz und besorgte die Zeitung aus dem gegenüber liegenden Büro.
„Na ja, ich lese die immer im Schaufenster in der Stadt, da hängen sie die aus. Kann mir die Zeitung sonst nicht leisten“, murmelte Heinz Jürgens. Im selben Moment kam Straubs Kollegin mit dem Blatt wieder hinein und hielt die Schlagzeile der ersten Seite hoch, so der Oberkommissar sie lesen konnte. Unheimlicher Mörder in Salzgitter unterwegs , stand in großen Lettern dort. Schon drei Opfer gefunden?, war darunter als Zwischenüberschrift zu lesen. Straub nahm die Zeitung, bat für einen Moment um Entschuldigung und las den Artikel kurz an:
Salzgitter – Ein unheimlicher Mörder ist offensichtlich zur Zeit in Salzgitter unterwegs und verbreitet Angst und Schrecken. Mindestens drei Opfer sind bisher gefunden worden, die allesamt furchtbare Verletzungen aufweisen sollen. Die Taten ziehen sich durch die vergangenen zwei Monate und fanden an verschiedenen Orten des Stadtgebietes statt. Eine männliche
Weitere Kostenlose Bücher