Lynettes Erwachen
haben.“
„Es wird schon alles gut gehen. Hast du ein Kleid für die Hochzeit?“
Lynette verschluckte sich und starrte ihn aus großen Augen an.
„Du wolltest tatsächlich einen deiner Hosenanzüge tragen?“
„Was ist an denen schlecht? Die sind klassisch elegant und passen zu jedem Anlass.“
An Justines Worte denkend, konnte er sich kaum das Lachen verkneifen.
„Hast du nächste Woche Zeit zum Shoppen?“
„Muss das sein? Ich habe ein Abendkleid im Schrank.“
„Was hältst du davon, am Dienstag mit mir einkaufen zu gehen?“
„Da kann ich nicht“, stammelte sie. „Ich muss zu einem Mandanten und Zeugenaussagen prüfen. Nein, Dienstag geht auf keinen Fall.“
In ihm begann es zu brodeln. Warum vertraute sie ihm nicht genug, um mit ihm ihren Geburtstag zu verbringen? Sobald er glaubte, sie empfinde mehr für ihn als Lust am Sex, wich sie ihm aus. Er würde nicht zulassen, dass sie diesen Tag allein verbrachte. Mit Ben hatte er gesprochen. Nachmittags hatte Lynette keine Termine. Um sechs Uhr würde Elias sie abholen, und wenn er den Master rauslassen musste.
Zwei Stunden später saßen sie in ihrem Mini und fuhren zurück in die Stadt.
„Mist, ich hätte so gern noch mal gewonnen“, maulte Lynette.
„Ärgere dich nicht. Du warst wirklich gut.“
„Das kenne ich nicht von mir. Zum Schluss sind mir die Nerven durchgegangen. Ich war so aufgeregt.“
Elias streichelte ihr sanft über den Schenkel. „Ich bin froh, dass du verloren hast.“
„Wie bitte?“
„Hättest du gewonnen, wäre ich um den Genuss dieses süßen, kleinen Schmollmundes gekommen.“
„Macho!“
„Nein, Genussmensch.“
Vor Angus’ Pub hielt sie an. „Auf diese Niederlage brauch ich ein Bier.“
Im Pub war es brechend voll, doch Lynette drängelte sich direkt zur Theke und winkte Angus zu.
„Na, Kindchen, was darf es heute sein?“
„Das Kindchen kommt gerade vom Bowling und will ein Bier. Ich habe gewonnen!“
Sie schenkte Angus ein kindlich, unschuldiges Lächeln, und Elias sah, wie der Master in ihm schluckte.
„Bowling?“, fragte dieser misstrauisch.
„Yep!“
„Lass dich nicht täuschen, Angus. Sie hat ein Spiel von vieren gewonnen.“
„Das ist gemein von dir. Immerhin habe ich das noch nie vorher gemacht.“ An Angus gewandt sagte sie: „Wo bleibt mein Bier?“
„Kommt sofort, Ma’am.“
„Oh, jetzt heißt es plötzlich Ma’am. Bin ich tatsächlich erwachsen geworden?“
Elias konnte sich kaum das Lachen verkneifen. Es war schön, Lynette geradezu albern zu sehen. Obwohl er noch immer an der Abfuhr für Dienstag knabberte, genoss er den Abend.
Zu fortgeschrittener Stunde änderte sich das Publikum. Viele gingen jetzt in die Clubs. Dafür kamen Liebhaber echter Folkmusic. Es wurde derber und lauter.
„Willst du auch in einen Club?“, fragte Elias.
„Nein. Angus sagte vorhin, dass noch eine schottische Band auftritt. Können wir nicht noch bleiben?“
Eigentlich wollte Elias nach Hause und endlich über sie herfallen. Lynette schien kein Interesse in dieser Richtung zu haben. Aufgeregt sah sie den Highlandschotten zu. Diese stimmten die Dudelsäcke, was quietschende, unangenehme Laute verursachte, und richteten sich auf der kleinen Bühne im hinteren Bereich des Pubs ein. Kaum spielte die Band, war Lynette bei ihnen und gab sich der Musik hin.
„Sie ist wirklich außergewöhnlich. Es gibt nicht viele Frauen, die so viele Gesichter haben“, brummte Angus in Elias’ Rücken.
„Du kannst mir glauben, ich wäre jetzt lieber mit ihr zu Hause oder im Club.“
„Glaub ich gern. Das soll ich dir von Vasili geben. Seit wann gehst du ins Ballett?“
Elias steckte die Eintrittskarten in die Jackentasche. „Lynette vergöttert ihn, und was tut man nicht alles für die Frau, die man … für Lynette.“
Um Angus’ Lippen spielte ein wissendes Lächeln.
„Du bist betrunken, Lynette. Ich fahre!“
„Ich bin nicht betrunken, nur ein bisschen beschwipst.“
„Hast du nicht vorhin gesagt: Nie Alkohol, wenn man fährt?“
Maulend gab sie ihm den Autoschlüssel.
„Wo fährst du denn hin?“, fragte sie, als Elias abbog.
„Nach Hause.“
„Du meinst, zu dir nach Hause?“
„Sei mir nicht böse, aber dein Schlafzimmer ist eine Katastrophe. Wenn ich da schlafen soll, müssen wir dringend was ändern.“
Lynette ließ die Hand seinen Schenkel hinaufgleiten. „Wer hat denn gesagt, dass ich schlafen will?“
Elias schluckte und sog scharf die Luft ein, als sie die
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