Lynettes Erwachen
holen. Für wann soll ich den Flug nach L.A. buchen?“
„Wie läuft die Hochzeit ab?“
„Über die Hochzeit an sich kann ich nicht viel sagen, nur, dass wir spätestens Donnerstagnachmittag in New York sein müssen. Das bedeutet, unser Flug würde drei Uhr zwanzig Mittwochnacht starten. Jonas, der Bräutigam, holt uns vom Flughafen ab. Sie besitzen ein Haus in den Hamptons. Wie ich Charlotte kenne, hat sie sich was Spektakuläres für den Abend vor der Trauung ausgedacht. Sag mir beizeiten, wenn du irgendwas nicht willst. Dann hauen wir ab.“
„Wie meinst du das?“
„Ich habe dir von dem Club erzählt.“
„In dem sie dich verhauen hat“, grinste Lynette.
„Er gehört ihr! Viele der Gäste werden aus der Szene sein, und nicht alle sind dezent und zurückhaltend. Ich passe auf dich auf, und mit Charlotte habe ich bereits gesprochen. Sie hat mir versprochen, dich nicht zu kompromittieren.“
„Das klingt ja reizend! Ich weiß nicht, ob ich noch mit will.“
„Sie ist eine meiner ältesten Freundinnen, und ich möchte dich an meiner Seite wissen. Bitte!“
Elias machte große Dackelaugen, und Lynette konnte das Lachen nicht zurückhalten.
„Das wirst du nie so schön hinbekommen wie eine Frau. Versuche es gar nicht erst. Eines musst du mir versprechen: Sollte ich mich hinter meiner Fassade verstecken, um mich sicherer zu fühlen, lass mich bitte in Ruhe.“
Als Antwort küsste er sie.
„Samstag ist die Hochzeit. Ich würde gern noch ein, zwei Tage bleiben, wenn es dir recht ist?“
„Fahren sie nicht in die Flitterwochen?“
„Die beiden sind seit sechzehn Jahren zusammen. Nein, sie fahren nicht in die Flitterwochen.“
„Und heiraten jetzt erst?“
„Charlotte hielt das nicht für nötig. Keine Ahnung, warum sie ihre Meinung geändert hat. Wir haben uns lange nicht gesehen. Deshalb würde ich gern länger bleiben.“
„Wenn sie mich nicht ärgert, soll es mir recht sein. Anschließend fahren wir zu Alissa?“, sagte Lynette enthusiastisch.
„Du scheinst dich richtig auf sie zu freuen?“
„Irgendwie schon. Es ist verrückt. Sobald ich an sie denke, habe ich ein Bild vor Augen: Sie sitzt in einem Ohrensessel, wir hocken zu ihren Füßen, und sie erzählt Geschichten aus ihrem Leben.“
„Wir werden vielmehr kerzengerade auf dem Sofa sitzen, meine Großmutter thront auf einem Sessel und nippt an einem Tee. Ab und zu wird sie über den Rand der Tasse sehen und uns mustern, bis sie sich ein Urteil gebildet hat. Fällt dieses zu unseren Gunsten aus, wird sie uns mit Fragen überschütten, und dann ist die erste Audienz beendet.“
„Gott, das klingt ja grauenvoll. Du hast mich unter falschen Voraussetzungen zu dieser Reise überredet“, scherzte Lynette.
„Das hört sich schlimmer an, als es ist. Sie wird dich mögen, da bin ich mir sicher. Ihr seid euch sehr ähnlich.“
„Ich kann Menschen wie mich nicht leiden.“
Sie lachten, und es fühlte sich unglaublich gut an, zusammenzusitzen, zu quatschen und die gegenseitige Nähe zu spüren.
„Jedenfalls habe ich gedacht, wir sollten für Mittwoch einen Flug nach L.A. buchen.“
„Kennst du dich in L.A. aus?“
„Auskennen ist übertrieben. Wieso?“
„Wir brauchen ein Hotel in der Nähe des Wilshire Boulevard“, entgegnete Lynette ernst.
„Du willst nicht bei deinem Vater übernachten?“
„Auf keinen Fall. Sollte ich seiner Frau begegnen, geht das nicht gut aus. Ich besuche ihn in der Klinik.“
„Du solltest ihn anrufen.“
„Damit er sich alles zurechtlegen kann? Nein! Ich will Antworten, und ich werde ihm nicht die Zeit geben, mir mit Ausflüchten und Lügen zu kommen.“
„Mit so viel Wut zu ihm zu gehen, ist nicht gut.“
„Wo soll ich denn mit all der Wut hin? Seit Jahren ist sie in mir.“
Elias zog sie in die Arme. „Gut, dann buche ich ein Hotel. Was hältst du davon, ein paar Tage zu bleiben?“
„Du hoffst auf eine Familienversöhnung – die wird es nicht geben. Susan, seine Frau, hasst mich. Die wird mich nicht bei sich haben wollen.“
„Nein, Schatz, ich hoffe auf ein paar unbeschwerte Tage mit dir in der Sonne. Und sollte das Treffen mit deinem Vater so unangenehm ausgehen, wie du glaubst, wären ein paar Tage Urlaub anschließend nicht schlecht.“
„Gut, unter einer Bedingung.“
„Die da wäre?“
„Ich bezahle meinen Anteil selbst.“
„Damit habe ich gerechnet, und mir ist klar, dass du alle von mir angeführten Argumente zunichtemachen würdest. Also gebe ich mich gleich
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