Lynettes Erwachen
es war gefährlich. Sich für eine Frau aufzusparen, von der er nicht wusste, ob sie seine Neigungen teilte, war unvernünftig. Ryan grinste, als er in die Bar trat und Joslyn ihn erwartete.
Elias’ Verhalten war nicht mit Vernunft zu begründen. Er wurde von Gefühlen beherrscht. Wahrscheinlich war ihm nicht bewusst, wie tief diese bereits waren. Es würde interessant werden, Elias in den nächsten Wochen zu beobachten.
Sie trug wie immer einen schwarzen Hosenanzug. Allerdings war das Haar offen, und unter dem Blazer sah man keine weiße Bluse, sondern einen knallroten Body. Lynette lächelte unverbindlich, als Elias das Büro betrat.
„Ms. Harllow, schön Sie zu sehen. Mr. Ramsey?“
„Guten Tag, Mr. Drake. Es freut mich, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten. Mr. Ramsey möchte bei dem Termin anwesend sein.“
Elias warf Andrew Ramsey einen abfälligen Blick zu. „Ich glaube nicht, dass das nötig ist, Mr. Ramsey. Sie haben sicher Wichtigeres zu tun, als sich um den Verkauf eines Hauses zu kümmern.“
„Das geht in Ordnung, Mr. Drake. Jeder Klient ist mir wichtig, mögen die Aufgaben noch so klein sein.“
Andrew warf Lynette einen boshaften Blick zu. Sie lehnte sich entspannt zurück. Im Gegensatz zu Andrew sah sie Elias’ Gesichtsausdruck, und der war alles andere als begeistert. In aller Ruhe drehte Elias sich um und fixierte Andrew. Bereits der Blick brachte ihn aus dem Konzept.
„Da Sie so einfältig sind, muss ich deutlicher werden. Ich will Sie heute und auch in Zukunft nicht dabeihaben. Wenn Sie es wünschen, sage ich das gern Ihrem Vater.“
Andrew stotterte eine Entschuldigung. Sein Blick sagte Lynette, dass das ein Nachspiel für sie haben würde. Andrew hatte in dieser und der vergangenen Woche viel einstecken müssen. Die Anzüglichkeiten, die sie früher ignoriert hatte, zahlte sie ihm mittlerweile mit barer Münze zurück. Mehr als einmal hatte sie ihm seine Unzulänglichkeit unter die Nase gehalten. Je mehr Andrew begriff, dass er ihr fachlich unterlegen war, desto persönlicher wurden die Attacken. Mit einem letzten boshaften Blick verließ Andrew das Büro. Lynette hatte keine Angst vor den Konsequenzen dieses Rausschmisses. Sie hatte andere Pläne und verfolgte diese bereits.
Ein sanftes Lächeln breitete sich über Elias’ Gesicht, als sich die Tür endlich schloss.
Lynette konnte sich das Lachen nicht verkneifen, trat hinter dem Schreibtisch hervor und reichte ihm die Hand.
„Schön, dass du da bist. Sein entsetztes Gesicht war göttlich.“
Elias hielt ihre Hand lange fest, umschloss sie mit seiner und drückte sie an seine Brust. Bei dieser vertrauten Geste schlug Lynette das Herz höher. Sie standen sehr dicht beieinander, und sie sah, wie er die Luft zwischen ihnen tiefer in die Nase sog.
„Hmmm. Ein neuer Duft? Gefällt mir! Überhaupt, du siehst toll aus.“
„Danke! Ich fühle mich gut. Wir sollten schnell das Gespräch durchgehen. Mr. Bayle, der Makler, und Mr. Harrington, der Besitzer des Hauses, werden gleich da sein. Ich habe mir Folgendes überlegt …“
Elias legte ihr einen Finger auf die Lippen.
„Ich verlasse mich auf dich und werde im Hintergrund bleiben. Wann können wir uns treffen?“
Lynette konnte kaum klar denken. Der Finger auf ihrem Mund fühlte sich warm an, und Elias’ Blick war so intensiv, dass ihr fast das Herz aus der Brust sprang.
„Freitag?“
„Warum nicht heute?“
„Ich habe noch einen Termin, und morgen bin ich den ganzen Tag im Gericht.“
„Dann morgen Abend?“
„Elias, bitte.“
Er antwortete nicht, starrte auf ihre Lippen, die unter diesem Blick immer mehr kribbelten. Lynette wich einen Schritt zurück, doch er folgte ihr, bis sie mit dem Po den Schreibtisch berührte. Sein Atem ging unglaublich schnell. Lynette konnte das Schlagen des Herzens an seinem Hals sehen. Wie gebannt starrte er auf ihren Mund. Sein offensichtliches Verlangen ließ ihr die Knie weich werden.
„Tu es“, flüsterte sie.
Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis seine Lippen die ihren berührten. Ganz leicht und sanft streichelte er diese mit der Zunge. Lynette wusste nicht, was sie tun sollte. Es war so unendlich lange her, dass sie geküsst hatte. Sie seufzte, als die Zunge in ihren leicht geöffneten Mund eindrang. Elias’ Spiel war zurückhaltend und zärtlich. Sie verlor sich darin.
Als er sich von ihr löste, taumelte sie im Rausch der Gefühle. Überwältigt sah sie ihn an und berührte ihre Lippen mit den Fingern.
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