Lynettes Erwachen
seinen Wünschen richten. Kann man es ihm verdenken, dass er fachkundige Beratung erwartet?“
In Andrews Augen blitzte Wut auf, und Lynette machte sich auf eine heftige Attacke gefasst. Sie sah ihm deutlich an, dass er sich nur noch zur Wehr setzen konnte, indem er sie beleidigte.
„Solltest du glauben, es reicht, dich von ihm ficken zu lassen, hast du dich getäuscht. Mein Vater wird ein solches Verhalten nicht dulden.“
„Vielleicht werde ich das tun. Er ist nicht ganz unansehnlich. In der Zwischenzeit solltest du dir dringend überlegen, ob du auf mich verzichten kannst.“
Andrew schnaubte und sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Hatte er geglaubt, sie würde vor ihm zu Kreuze kriechen?
Es interessierte Lynette nicht mehr, was Andrew seinem Vater erzählte. Sollte John Ramsey seinem Sohn glauben, dass sich Lynette von einem Klienten flachlegen ließ, war es höchste Zeit, andere Wege einzuschlagen.
„Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich habe zu tun. Mr. Drake ist nicht mein einziger Klient.“ Andrew starrte sie noch immer an, und über dessen Gesicht glitt ein boshaftes Grinsen. Wäre die Situation nicht so absurd, hätte Lynette darüber gelacht. Noch am Freitag hatte er sie als frigide bezeichnet, heute hielt er sie für eine Nymphomanin. Es war lächerlich, doch innerlich zitterte Lynette.
„Und, hat sie sich gemeldet?“
„Nein.“
Es war bereits Freitag, und Elias hatte kein einziges Wort von Lynette gehört. Nachdem er diese Mauer eingerissen hatte, war eine Frau hervorgetreten, die ihn zutiefst berührte. Pausenlos dachte er an sie.
Ryan schien sich nicht mit einem Nein abspeisen zu lassen. Er goss ihnen Scotch ein, stellte ein Glas auf Elias’ Schreibtisch und ließ sich in einen der Ledersessel fallen.
Elias starrte in Ryans Richtung, sah jedoch Lynette, wie sie am Montag auf diesem Platz gesessen hatte. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Das tat dieser immer, sobald er an sie dachte. Noch war er nicht dahintergekommen, warum sein Körper so merkwürdige Reaktionen zeigte.
Sein Handy klingelte.
„Drake.“
„Elias, hier ist Lynette. Hi!“
„Hi!“
Es hatte ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu fangen. „Wie geht es dir?“
„Gut! Ich möchte den Termin für nächste Woche abklären. Am Mittwoch um sechzehn Uhr könnten wir uns mit dem Makler und dem Verkäufer treffen. Ich habe ein paar Schwachstellen in den Gutachten gefunden. Wir haben also Verhandlungsspielraum. Ich würde dich bitten, eine halbe Stunde früher zu kommen, damit wir unsere Strategie durchsprechen können.“
Warum auch immer, es schnitt ihm ins Herz, dass sie vom Geschäft sprach. Nicht ein persönliches Wort hatte sie für ihn, und ihre Stimme klang sachlich und unterkühlt.
„Elias? Bis du noch dran?“
„Ja. Ich werde da sein.“
„Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Ja.“
Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens klang ihre Stimme sanfter und zittrig. „Gib mir bitte noch bis Mittwoch Zeit. Das ist alles sehr verwirrend für mich.“
Elias räusperte sich.
„Ich gebe dir alle Zeit der Welt, Lynette. Gut, so lang will ich nicht warten, doch bis Mittwoch schaffe ich es noch.“
Sie lachte. Ein glockenheller, befreit klingender Ton, der Elias zum Schmunzeln brachte.
„Dein Lachen klingt wundervoll. Bis Mittwoch.“
„Ja, bis Mittwoch.“
Er legte auf und sah in das grinsende Gesicht seines Freundes.
„Nun sag es schon.“
„Ich muss nichts sagen. Du weißt selbst, dass du wie ein Honigkuchenpferd grinst. Mittwoch also?“
„Ja. Es geht zwar um die Villa, aber sie hat immerhin selbst angerufen und den Termin nicht durch ihre Assistentin vereinbaren lassen. Sie klang gut, zufrieden. Ich hatte mir Sorgen gemacht.“
Ryan sah ihn ernst an, und das versprach nichts Gutes.
„Du bewegst dich auf dünnem Eis, mein Freund. Stimmt deine Vermutung, wird sie sich in dich verlieben, und das könnte sie zerstören.“
„Unsinn! Sie ist eine erwachsene Frau. Ich werde ihr von Anfang an klarmachen, dass es um Sex geht. Ich kann es kaum erwarten, sie willig und gefügig unter mir zu haben.“
Ryan verließ das Büro mit einem Lächeln. Nicht allein Lynette schwebte in Gefahr, ihr Herz zu verlieren. Elias benahm sich sehr seltsam. In den letzten Tagen hatte dieser alle Angebote für eine Session ausgeschlagen. Er vergrub sich im Büro und ignorierte seine sexuellen Bedürfnisse. Das war nicht nur ungewöhnlich,
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