Lynettes Erwachen
zitternden Hände verbergen. Dass Elias jetzt wusste, dass sie keinerlei sexuelle Erfahrungen hatte, beschämte sie zutiefst. Warum konnte sie in seiner Nähe nicht cool bleiben? Er lockte etwas in ihr, das sie veranlasste, ehrlich und offen zu sein. Das musste dringend aufhören.
Lynette setzte sich hinter den Schreibtisch, um Distanz zu waren.
„Vielleicht sollten wir das Ganze vergessen. Ich spiele nicht in deiner Liga.“ Die Mauer um ihre Gefühle war perfekt, sie verbarg sich hinter einem Eispanzer und war sehr zufrieden damit.
„Das werde ich nicht akzeptieren. Bau deine Fassade so oft auf, wie du willst. Ich werde sie einreißen. Ich kenne dich, Lynette. Ich weiß, wer sich hinter diesem Panzer versteckt.“
„Du glaubst, mich zu kennen, Elias. Ich gebe zu, es ist alles wahr, was du zu mir gesagt hast, das gibt dir jedoch nicht das Recht, so in mich zu dringen. Mein Leben war in Ordnung, bevor du aufgetaucht bist. Du solltest jetzt gehen.“
Dieser Satz tat unsagbar weh, doch es war die einzige Möglichkeit, das innere Gleichgewicht wiederzufinden. Die chaotischen Gefühle in der Brust überstiegen ihre Kräfte.
Leider gab Elias nicht so schnell auf.
„Lynette, das ist nicht dein Ernst? Ich habe nichts gesagt oder getan, was diese Reaktion rechtfertigt. Du hast mich falsch verstanden.“
„Ich ertrage es nicht, dass du das weißt, und jetzt geh.“
Elias ging nicht. Er kam zu ihr hinter den Schreibtisch, kniete sich vor den Sessel, drehte sie zu sich herum und hielt sie an den Knien fest.
„Ich hätte es sowieso erfahren. Es ist ungewöhnlich und auch für mich nicht einfach. Ich will dich nicht anlügen. Natürlich will ich mit dir ins Bett, doch das hatte ich weder am Freitag noch in der nächsten Zeit vor. Überlege dir, was wir am Freitag machen wollen, und wenn wir in den Zoo gehen oder Eis essen. Es ist mir egal, solange ich Zeit mit dir verbringen kann. Warum fällt es dir so schwer, das zu glauben?“
„Weil noch kein Mann mit mir Eis essen gehen wollte.“
„Ich bin nicht wie andere. Ich bin ich! Was hast du noch nie gemacht, würdest es aber gern tun?“
Lynette konnte kaum glauben, dass Elias das ernst meinte. Im Zoo war sie seit Kindertagen nicht mehr gewesen. Innerlich musste sie bei dem Gedanken schmunzeln, mit Elias Hand in Hand durch den Tiergarten zu laufen. Äußerlich war ihre Mimik unbewegt, bis ihr etwas einfiel. Prompt wurden ihre Ohren knallrot, als sie sagte: „Ich war noch nie in einer Disco. Ich würde gern tanzen gehen. Nichts Extravagantes, Jeans und T-Shirt und Bier. Obwohl: Ich trinke kein Bier.“
Grinsend hob Elias eine Augenbraue. „Du besitzt tatsächlich eine Jeans?“
Lynette lachte laut und befreit auf.
„Nein, allerdings habe ich morgen Nachmittag einen Termin in der Stadt.“
Elias stand auf und zog sie mit sich in seine Arme.
„Bitte vertrau mir, Lynette. Ich werde nie etwas tun, was du nicht willst.“
„Ich werde mich bemühen.“
„Und lege nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Manchmal steckt nichts dahinter und es heißt genau das, was ich gesagt habe.“ Kurz lachte er auf. „Ich befürchte, du hast noch so viel nicht getan, dass wir keine Zeit haben werden, ins Bett zu gehen.“
Lynette wollte sich aus der Umarmung befreien. Er ließ es nicht zu.
„Hey, ganz ruhig. Das war ein Scherz. Lass uns ungezwungen damit umgehen. Ich bin froh, dass ich es weiß. Bisweilen neige ich dazu, zu dominant zu sein. Jetzt laufe ich wenigstens nicht Gefahr, dich durch eine unbedachte Handlung zu verschrecken. Okay?“
Lynette legte die Hände vor ihr Gesicht. Gott, war das alles peinlich.
„Ich bin nicht wirklich Jungfrau, solltest du das denken. Es war nur so daneben, dass ich kein weiteres Interesse daran hatte.“
„Sieh mich an, Lynette.“
Sie schüttelte den Kopf, wollte ihn jetzt nicht ansehen. Elias hielt sie mit einem Arm fest an sich gedrückt, sodass sie nicht wegkonnte, und hob mit der anderen Hand ihr Kinn.
„Sieh mich an“, flüsterte er eindringlich. „Ich werde auf dich aufpassen. Du wirst mir zeigen, wann du so weit bist. Selbstbeherrschung ist mein zweiter Vorname.“ Sein Grinsen war so selbstgefällig und arrogant, dass sie lachen musste.
„Wie konnte ich an einen Mann wie dich geraten, Elias Drake?“
„Weil ich der Einzige bin, der sieht, wie wunderbar du bist.“
„Spinner!“
Seine Lippen kamen den ihren immer näher, und Lynette spürte das lustvolle Kribbeln auf der weichen Haut, da klingelte das
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