Lynne Graham
falsch machen, er vergab ihr jedes Mal, weil er sie liebte. Doch als du es ihnen ermöglichtest, ein Kind zu empfangen, und Susie sich nach der Geburt von der Kleinen abwandte … das konnte er ihr nicht vergeben.“
Entsetzt sah Ella ihn an. „Susie hat Callie den Rücken gekehrt? Wie so?“
„Sie hat es dem Personal überlassen, sich um die Kleine zu kümmern. Sobald sie das Kind hatte, ohne das sie angeblich nicht leben konnte, beachtete sie es nicht mehr. Timon konsultierte mehrere Ärzte, um eine Lösung zu finden, doch Susie weigerte sich, auch nur einen Arzttermin wahrzunehmen, geschweige denn, eine Therapie zu machen. Irgendwann sprach Timon schließlich von Scheidung, und dass er das Sorgerecht für Callie beantragen wolle. Die Ehe der beiden war so gut wie beendet, als sie verunglückten.“
Schwer ließ Ella sich in einen Sessel sinken. „Ich hatte keine Ahnung … Wenn Susie mich doch nur ins Ver trauen gezogen hätte, wenn sie mich nach Callies Geburt hätte kommen lassen … vielleicht hätte ich ihr helfen können.“
„Du warst nun wirklich die Letzte, die ihr hätte helfen können. Die Eifersucht auf dich vergiftete sie.“
„Es ist durchaus möglich, dass Susie an einer postnatalen Depression litt. Hat unsere Familie denn nichts unternommen?“
„Ich glaube nicht, dass sie überhaupt wussten, wie es um Susies Ehe bestellt war“, antwortete er tonlos.
Und selbst wenn … Ella war vollkommen klar, dass ihr herrischer Stiefvater ihre Mutter davon abgehalten hätte, sich um die Tochter zu kümmern. Endlose Trauer wollte sie mitreißen. War Susie depressiv gewesen? Timon hatte seine Frau auf jeden Fall nicht dazu bringen können, sich helfen zu lassen. Die arme Callie hatte praktisch von dem Moment an, da sie das Licht der Welt erblickte, mit Zurückweisung gelebt. Kein Wunder, dass sie so still war!
„Wie viel Zeit verbringst du mit Callie?“, fragte sie Aristandros.
Er runzelte die Stirn, so, als würde er Hintergedanken bei ihrer Frage vermuten. „Ich sehe sie jeden Tag, den wir unter demselben Dach verbringen.“
„Aber spielst du mit ihr? Redest du mit ihr? Schmust du mit ihr?“
Diese direkten Fragen ließen ihn leicht zusammenzucken. „Ich bin nicht der sentimentale Typ. Für all das bist du ja jetzt hier.“
Sie holte tief Luft und stand auf. „Ich möchte dich nicht beleidigen, aber ich will offen sein. Ein- oder zweimal am Tag winkst du ihr zu, aber mehr tust du nicht.“
Bei ihrem strengen Ton spreizte er rechtfertigend die Hände vor sich. „Das ist ein kleines Spiel, das wir spielen. Was kann das schon schaden?“
Ella musste sich zusammennehmen. So begriffsstutzig konnte er nicht sein! Er musste doch wissen, dass eine Vaterrolle nicht aus sicherer Distanz zu übernehmen war. „Callie braucht Körperkontakt. Man muss mit ihr reden und spielen. Sie ist zur Begrüßung heute nicht zu dir gekommen, weil du ihr schon beigebracht hast, dass ihr beide nur über die Distanz hinweg miteinander umgeht. Ganz so, wie du es magst, nicht wahr? Aber sie braucht echten Kontakt mit dir …“
„Was kann ich schon mit einem Baby anfangen?“ Ihre Kritik hatte ihn beleidigt, seine Miene war hart. „Ich bin ein beschäftigter Mann“, betonte er überheblich, „und ich tue mein Bestes.“
„Das weiß ich. Du brauchst nur ein paar Tipps.“ Sie fragte sich plötzlich, ob auch er sich als Kind mit einem Winken von der Kinderzimmertür aus hatte zufriedengeben müssen. „Und dann wirst du brillant sein, so wie du in allem brillant bist, was du dir vornimmst.“
Ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen, und seine Augen funkelten amüsiert. „Mit Schmeicheleien kommst du auch nicht weiter, glikia mou .“
„Kannst du dir das mit Paris nicht noch einmal überlegen?“, fuhr sie dennoch leise fort. „Um Callies willen.“
„Die Rolle des devoten Frauchens passt nicht zu dir, Ella.“
Sein herablassender Ton gab ihr deutlich zu verstehen, dass sie durchschaut worden war. Sie straffte die Schultern. „Ich wollte nur taktvoll sein.“
„Es gefällt mir nicht“, ließ er sie unmissverständlich wissen. „An deinem ersten Tag mit Callie muss ich dich bereits daran erinnern, dass ich die sie betreffenden Entscheidungen fälle.“
Ella wurde blass, ihr Magen zog sich zusammen. Sein warnender Blick war der eines Mannes, der nicht zuließ, dass seine Autorität infrage gestellt wurde. Er würde auf den genauen Wortlaut des Vertrages pochen, der ihm die absolute Kontrolle
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