Lynne Graham
erwarte ich zu viel“, murmelte Aristandros tonlos. „Aber setze dich nie wieder allein ab.“
Ella nickte nur knapp, ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie brachte keinen Ton hervor. Sie hatte das Gefühl, gleich in Tränen ausbrechen zu müssen. Ver zweifelt bemühte sie sich, die Fassung zurückzugewinnen. Sie musste sich unbedingt beruhigen und einen kühlen Kopf bewahren. Doch bevor ihr das auch nur ansatzweise gelang, spürte sie schon seine fordernden Lippen auf ihrem Mund.
Sie versank in der Hitze des Kusses, brauchte ihn, wie eine Ertrinkende Sauerstoff brauchte. Ver langen explodierte in ihr, löste eine Kettenreaktion aus. Sie spürte die brennende Leidenschaft, die in seinem Körper tobte, fühlte den Beweis seiner Erregung an ihrem Schoß. Sein Duft, sein Geschmack berauschten sie, raubten ihr die Sinne, machten sie schwindlig und atemlos.
Sie wehrte sich nicht, als Aristandros sie auf das Bett drückte, sie eilig von Jeans und T-Shirt befreite.
„Ich kann nicht Salsa tanzen so wie die Rothaarige“, hörte sie sich sagen.
„Darum kümmere ich mich schon.“ Er barg sein Gesicht in dem Tal zwischen ihren Brüsten und sog tief ihren Duft ein.
Seine Liebkosungen und das sinnliche Kratzen seiner Bartstoppeln an ihrer Haut sandten elektrisierende Schauer durch Ella. „Ich will dich“, stieß sie erstickt hervor.
Er hob den Blick und schaute unter langen dunklen Wimpern hervor in ihre Augen. „Ich hatte schon befürchtet, diese Worte nie von dir zu hören.“
„Wir sind doch erst zwei Tage zusammen …“
„Geduld war noch nie meine Stärke“, murmelte er.
Dann blieb kein Raum mehr für Worte. Die Leidenschaft zwischen ihnen baute sich in einer immer steiler ansteigenden Spirale auf, bis sich die Energie in einem explosiven Höhepunkt entlud.
„Besser?“ Aristandros zog Ella in seine Arme. Sie war matt und ausgelaugt und hatte das Gefühl, sich nie wieder bewegen zu können.
„Ich schwebe noch auf Wolken“, flüsterte sie. Es war über ihre Lippen, bevor sie nachdenken konnte.
Er beugte sich über sie, um ihr fragend in die Augen zu schauen. „Warum kämpfst du dann gegen mich an?“
Ellas Kopf ruhte an seiner Schulter. Sie genoss das Gefühl seiner Haut an ihrer Wange, atmete seinen Duft ein. „Weil ich Herausforderungen mag?“
Er presste die Lippen zusammen, sein Blick wurde durchdringend. „Du solltest mich nicht verärgern, hara mou . Das ist keine gute Idee.“
Sie strich mit einem Finger über seine Lippen. „Du bist dann menschlicher. Und außerdem könnte ich niemals das anschmiegsame Püppchen spielen, selbst wenn ich es versuchte.“
„Das will ich auch gar nicht. Sei du selbst … so wie früher.“
Ella wandte den Kopf ab. Sie wusste doch, dass sie nie wieder die junge Frau von damals sein würde, an die er sich erinnerte. Das war es, was er von ihr wollte? Das Unmögliche? Dass sie die Zeit zurückdrehte? Wie sollte sie wieder einundzwanzig sein und zum ersten Mal im Leben verliebt? Allein die Vorstellung, je wieder so verletzlich zu sein, ließ ihr Herz zu Eis gefrieren. Ari zu lieben kam einem Tanz auf dem Vulkan gleich.
„Wenn du nicht nach Problemen suchst, wirst du sicherlich bald feststellen, dass wir genießen können, was wir zusammen haben“, sagte er überzeugt. „Morgen segeln wir nach Griechenland.“
Ellas Erinnerungen waren in die Zeit zurückgewandert, als sie einundzwanzig gewesen war, zu jenen verrückten Wochen, als sie sich Hals über Kopf in Aristandros verliebt hatte. Jeder hatte sie gewarnt, dass er schon bald das Interesse an ihr verlieren würde, hatte ihr von dem Ruf als Herzensbrecher erzählt, der ihm vorauseilte. Ella jedoch war einfach nur überglücklich gewesen, Vernunft und Ver stand hatten damals nicht viel Gewicht gehabt. Sie hatte bei den Verabredungen mit Aristandros auch nicht auf etwaige Zeichen geachtet, dass er vielleicht an eine Zukunft mit ihr dachte. Diese Möglichkeit war ihr gar nicht in den Sinn gekommen. Sie hatte einfach nur das Zusammensein mit ihm genossen und für den Moment gelebt.
Sie waren zusammen segeln gegangen, hatten Ausflüge gemacht und bei langen Dinners zusammengesessen. Zu Partys und in Klubs waren sie nur selten gegangen, und wenn, dann waren sie immer nur kurz geblieben. Stattdessen führten sie lange Gespräche, und Ella war sie selbst gewesen, denn damals hatte sie noch gar nicht gewusst, wie sie eine andere hätte sein sollen. Auch wenn sie es heute nicht mehr verstehen konnte …
Weitere Kostenlose Bücher