Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
belehrte sie herablassend. Madouc preßte die Lippen zusammen. »Das ist lümmelhaftes Betragen! Wenn jemand dies bei mir versuchte, würde ich es nicht einen Moment dulden, und gewiß hätte ich ihm ein paar sehr harte Worte zu sagen!«
    »Auch Suldrun mißfiel der Gedanke«, sagte Cassander. »So endet die Geschichte, und nichts bleibt übrig außer Erinnerungen und Prinzessin Madouc. Hast du nun genug von diesem alten Garten gesehen?«
    Madouc schaute sich um. »Es ist still hier, und unheimlich. Die Welt ist weit weg. Bei Mondschein muß es traurig sein, und so schön, daß es einem das Herz bricht. Ich will nie wieder hierherkommen.«
     

6
    Eine Unterzofe unterrichtete Lady Desdea von Madoucs Rückkehr zur Burg und fügte hinzu, daß sie in Begleitung von Prinz Cassander sei.
    Lady Desdea war verblüfft. Ihr Plan war gewesen, die kleine Range tüchtig zu tadeln und ihr sodann zur Strafe sechs Tanzstunden aufzubrummen. Daß Prinz Cassander an dem unerlaubten Ausflug teilgenommen hatte, änderte den Fall gänzlich. Indem sie Madouc bestrafte, würde sie indirekt auch Kritik an Prinz Cassander üben, und ein solches Risiko mochte Lady Desdea nicht eingehen. Eines Tages würde Cassander König sein, und Könige hatten bekanntermaßen ein sehr langes Gedächtnis.
    Lady Desdea machte auf dem Absatz kehrt und stapfte schnurstracks zum Salon der Königin, wo sie Sollace in ihren Kissen ruhend antraf, während Vater Umphred ihr in klangvollem Latein Psalmen von einer Schriftrolle vorlas.
    Sollace verstand nichts von dem Sinn der Worte, aber sie fand Vater Umphreds Stimme beruhigend, und während er psalmodierte, erquickte sie sich an einer Schüssel Quark mit Honig.
    Lady Desdea harrte voller Ungeduld abseits des Bettes, bis Vater Umphred seinen Vortrag beendet hatte; dann, auf Sollaces fragendes Nicken hin, berichtete sie von Madoucs jüngster Pflichtverletzung.
    Sollace hörte ihr ohne erkennbare Gemütsbewegung zu, unbeirrt weiter aus ihrer Schüssel löffelnd.
    Lady Desdea redete sich in Eifer. »Ich bin bestürzt! Statt sich gemäß meiner Anweisungen zu verhalten, zieht sie es vor, mit Prinz Cassander herumzuspazieren! Wäre ihre Stellung weniger erhaben, könnte man fast glauben, sie sei von einem bösen Dämon beherrscht oder von einem Esper oder irgendeiner anderen bösartigen Kreatur! So halsstarrig und verderbt ist dieses Kind!«
    Königin Sollace war zu schlaff, um sich zu erregen. »Sie ist ein wenig eigensinnig, kein Zweifel.«
    Lady Desdeas Stimme wurde schrill. »Ich weiß nicht mehr ein noch aus! Sie macht sich nicht einmal mehr die Mühe, mir die Stirn zu bieten; sie beachtet mich einfach nicht. Ebensogut könnte ich gegen die Wand reden!«
    »Ich werde das Kind heute nachmittag zurechtweisen«, sagte Königin Sollace. »Oder vielleicht auch morgen, falls ich beschließen sollte, sie zu züchtigen. Im Moment habe ich ein Dutzend andere Dinge im Kopf.«
    Vater Umphred räusperte sich. »Vielleicht gestattet mir Eure Hoheit, einen Vorschlag zu unterbreiten.«
    »Nur zu! Ihr wißt, daß ich Euren Rat sehr schätze!«
    Vater Umphred legte die Spitzen seiner Finger aufeinander. »Lady Desdea spielte auf die Möglichkeit eines fremden Einflusses an. Alles in allem genommen halte ich das für unwahrscheinlich – aber nicht für außerhalb des Reiches der Vorstellung, und der Heiligen Kirche sind solche Heimsuchungen nicht unbekannt. Als Vorsichtsmaßregel würde ich deshalb vorschlagen daß die Prinzessin Madouc unverzüglich zur Christin getauft und danach in den Dogmen des christlichen Glaubens unterwiesen wird. Der tägliche Trott aus Andacht, Meditation und Gebet wird sie sanft, aber sicher zu jenen Tugenden der Gehorsamkeit und der Demut führen, die wir ihr so sehnlichst gern einschärfen möchten.«
    Königin Sollace stellte die leere Quarkschüssel beiseite. »Die Idee hat etwas Bestechendes, aber ich frage mich, ob ein solches Programm bei der Prinzessin Madouc Anklang finden würde.«
    Vater Umphred lächelte. »Ein Kind ist der letzte, der beurteilen kann, was rein ist und gut. Wenn die Prinzessin Madouc die Umgebung Haidions zu anregend findet, können wir sie auf das Kloster in Bulmer Skeme schicken. Die Äbtissin ist sowohl pedantisch als auch streng, wenn es erforderlich ist.«
    Königin Sollace sank zurück in ihre Kissen. »Ich werde die Angelegenheit mit dem König erörtern.«
    Sollace wartete, bis König Casmir sein Abendessen eingenommen hatte und vom Wein ein wenig milde gestimmt war;

Weitere Kostenlose Bücher