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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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zurückkehren«, prophezeite sie ihm. Sie trat neben ihn und schaute dorthin, wo auch er hinschaute.
    »Was wird jetzt geschehen?«
    Ihr Blick reichte weiter in die Ferne, als es seiner jemals tun würde, das merkte Danny, als er sie von der Seite ansah. Traurigkeit und Bedauern waren in den dunklen Augen verborgen wie ein roter Rubin in einer Grotte, die der Flut gehört.
    »Jetzt«, sagte sie, »gehen wir zurück zum Maison Rouge.«
    Und vor ihnen, über den stillen Sümpfen, neigte sich die rote Sonne dem Horizont entgegen.
    ACHTES KAPITEL
    Lyra
    And your pleasure knows no limits Your voice is like a meadowlark But your heart is like an ocean Mysterious and dark.
    BOB DYLAN, One More Cup ofCoffee
    Wir müssen diesen Weg nehmen.« Calypso beharrte darauf. »Aber das Maison Rouge ist ein lebendiges Wesen. Es fühlt und denkt. Nicht, wie wir es tun, sondern anders. Aber ähnlich.«
    »Wenn wir uns ihm nähern...«
    »Dann wird es uns sehen und meinen Schwestern Bericht erstatten.« Sie hob belehrend den Finger. »Doch wenn wir in eine der vielen Geschichten eintauchen, dann können wir unbemerkt eines der Zimmer erreichen.«
    »Okay.« Danny war einverstanden. Nicht zuletzt, weil er keine Idee hatte, die besser als diese gewesen wäre.
    »Aber du solltest wissen, Danny Darcy, dass du Prüfungen bestehen musst.«
    Er sah sie fragend an. »Prüfungen?«
    »Drei an der Zahl.«
    Er konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen. »Es sind doch immer drei Prüfungen, nicht wahr?« Sie lachte. »So ist das in den Geschichten, ja. Es gibt immer Regeln, auch hier.« Sie schritt über das Deck, und ihr Blick war in die Ferne gerichtet. »Was ist mit der Lyra?«, wollte Danny wissen.
    »Wie ich bereits sagte«, erklärte sie, »die stymphalischen Vögel hatten einst die Aufgabe, die Sirenen zu überwachen. Wenn wir Glück haben, dann finden wir die Lyra und können sie dazu überreden, sich uns anzuschließen. Wenn uns das gelänge, dann hätten wir eine wirklich gute Chance, meine Schwestern zu überlisten.« Sie bleckte die schwarzen Zähne. »Und zu besiegen!« Alter Zorn flammte in den dunklen Augen auf. »Es muss endlich ein Ende haben.«
    »Aber Sie sind doch auch eine Sirene«, sagte er. Das würde die Sache mit der Lyra vermutlich schwieriger gestalten, als wünschenswert wäre.
    »Ich werde die Lyra ja auch nicht überreden müssen.«
    Hatte er es geahnt!
    Sie stellte es ganz klar: »Das wird deine Aufgabe sein.« »Okay.«
    »Wenn wir der Lyra begegnen, dann musst du ihr von Sunny und dir berichten. Sie wird gnädig sein.«
    »Sie wirkte nicht sehr gnädig, als ich ihr das erste Mal begegnet bin.«
    »Du rochst nach dem Maison Rouge. Sie hasst den Geruch der Sirenen.«
    Danny starrte sie an. »Klasse, und jetzt ziehe ich gemeinsam mit einer Sirene los.«
    Alles in allem nicht unbedingt die beste Entscheidung.
    Calypso sagte nur lapidar: »Wir werden sehen.« Sie trat an ihn heran. Mit dem Finger tippte sie den Stein an, den er an einem Band um den Hals trug. Den Stein, den Sunny ihm geschenkt hatte. »Glaubst du«, fragte sie und fesselte seinen Blick, »dass dir der Stein hilft, die Lyra zu überzeugen?«
    Danny hatte keine Ahnung, wie das geschehen sollte. »Woher soll ich wissen, ob er hilft?«
    »Wenn du es nicht glaubst«, sagte sie, »dann gib ihn her.« Sie öffnete fordernd die Hand.
    Danny umschloss den Stein mit der Faust. »Nein«, sagte er.
    Sie lächelte. »Dann wird er helfen.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    »Du bist dir sicher. Sonst hättest du ihn mir gegeben.« Manchmal, dachte er, konnte Magie wirklich einfach sein.
    »Dieser andere Schnickschnack, den Laveau dir gegeben hat«, sagte sie abschätzig, »ist nur Voodoo-Krimskrams.« »Krimskrams?«
    »Krimskrams, Gris-Gris, klingt alles gleich.«
    Er berührte den Stein, den Sunny ihm geschenkt hatte.
    »Komm!«, forderte Calypso ihn auf. »Ich muss noch etwas regeln.«
    Sie gingen aufs Unterdeck, wo die beiden Alligatoren aus dem Wasser gekrochen kamen. Der strenge Geruch der Reptilien lag in der Luft, aus ihren Rachen stank es nach verdorbenem Fleisch. Ihre schuppige Haut glänzte nass, und braune Algen bedeckten sie.
    Calypso ging zu beiden hin und streichelte ihnen die Köpfe.
    Danny verkniff sich die Frage, ob sie nicht bissen.
    Calypso jedenfalls liebkoste die beiden sanft, und sie ließen es geschehen. »Wir sind bald wieder bei euch«, versprach sie. »Hütet mir den Dampfer. Lasst niemanden hinein.«
    »Was tun sie, wenn jemand

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