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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Köpfe, die an dürren Sehnen durch die Fluten trieben. Es war ein Schwärm von Schädeln, der dort dahintrieb.
    Das Gesicht seiner Mutter war unter ihnen.
    Daniel, du kannst das Eis zerschlagen, wisperten ihre kalten Lippen tonlos.
    Calypso fragte nur: »Ist das deine Mutter?«
    »Sie lebt jetzt im Mond.«
    Die Antwort schien ihr zu genügen.
    Hallo, meine Hübsche, bist du die neue Gespielin meines Sohnes? Hat er die andere verlassen? Ist sein Kindjetzt da, wo es hingehört? Hat es eine neue Seele bekommen?
    »Sie hat keine Ahnung, wer ich bin«, flüsterte Calypso.
    Ich bin doch nicht blind, keifte die Kreatur. Ich kann noch immer in den Geschichten auftauchen. Wenn der Körper der Kleinen euch gehört, dann müsst ihr euren Teil der Abmachung erfüllen.
    »Was verlangst du?«, fragte Calypso.
    Ich will das, was mir zusteht.
    »Du hast bekommen, was dir zusteht. Du wirst uns nie wieder auf die Nerven fallen.«
    Sie fauchte wütend.
    Komm zu mir, zerschlag das Eis. Im Mond ist es wunderschön, und es ist noch jede Menge Platz hier drinnen.
    »Halt die Klappe«, sagte Danny.
    Die Kreatur in den Mondmooren musste ein Geist sein, etwas in der Art, ein Dämon vielleicht.
    Ich hätte dich abtreiben lassen sollen, als ich erfuhr, dass du kein Mädchen bist. Zu nichts warst du nütze. Ein Mädchen hätte die Dschinni zufriedengestellt. Wir wären gemeinsam nach Louisiana gefahren und hätten den Pakt besiegelt. Oh, ich hätte jeden Mann betören können mit einem jüngeren Körper. Aber jetzt hast du die Möglichkeit, es wiedergutzumachen. Überlasse das Kind den Sirenen. Sie werden sich um es kümmern.
    »Einen Teufel werde ich tun«, knurrte Danny.
    Sunny ist eine Schlampe. Du glaubst, dass sie dich liebt! Sie lachte. Sie will doch nur, dass sich irgendjemand um das Balg kümmert. Woher weißt du überhaupt, dass das Kind von dir ist? Du hast KEINE AHNUNG, worauf du dich da einlässt. Du wirst sie am Hals haben, alle beide. Dein Leben lang.
    »Hör ihr nicht zu!«, sagte Calypso neben ihm.
    Ich bin sicher, dass sie mit ganz vielen anderen herumfickt. Sie ist vaterlos aufgewachsen. Ja, da siehst du es. Suzannas Vater hat es richtig gemacht. Ist abgehauen, bevor es brenzlig werden konnte. Vielleicht hat ihre Mutter es auch zu wild getrieben.
    Vor Dannys Augen entstanden viele Bilder, die wie eine schnell geschnittene Collage auf MTV anmuteten. Nackte Körper, wilde Bewegungen, verschwitzte Bekenntnisse, Lust in ihrem Schrei entfesselt. Da, du siehst es mit eigenen Augen. Sie hat sich befummeln lassen, diese Schlampe! Deine leckere Begleiterin ist bei ihr gewesen. Ha, das hast du nicht gewusst!
    Danny schluckte, als er sah, wie sich die beiden küssten.
    Calypso sagte nur: »Humbug!«
    Sieh nur hin, Daniel. Suzanna und die schwarze Schlampe.
    Und auch wenn er es nicht wollte, ja, er schaute hin. Er sah, wie sich die Körper ineinander verschlangen. Er sah die dunklen Hände Calypsos, wie sie auf Sunnys heller Haut nach den Geheimnissen tasteten, die seine Frau wild aufstöhnen ließen. Calypso, wie sie ihre Zunge in Sunnys Mund steckte, wie sie einander anfassten und kratzten und Dinge taten, die Danny selbst fiebrig werden ließen.
    Macht dich das an, mein Sohn? Weckt es das niedere Tier in dir?
    Danny schloss die Augen.
    »Sei ruhig!«, schrie er.
    Er wusste, wie schwer es war, sich den Bildern zu entziehen, wenn sie erst einmal eine Geschichte erzählte, eine Geschichte, die zweifelsohne nicht mehr war als eine kunstvolle Lüge.
    Sie hat sich von dieser schwarzen Schlampe, lecken lassen, als du durch die Wüste gewandert bist.
    Danny konnte den Blick nicht abwenden, selbst wenn er die Augen ganz fest schloss.
    Und dir hat sie das Kind untergeschoben.
    »Hör auf!«
    Schau hin!
    »Ich will das nicht hören!«
    Mach die Augen auf, schau dir an, was die beiden machen.
    Calypso sagte: »Es reicht jetzt.«
    Sieh es dir an!
    »Danny, du musst es beenden.«
    Danny konzentrierte sich auf Calypsos Augen. Er sah sie an und wusste, was er jetzt tun wollte. Fick sie und lass die Sirenen das Kind haben. Die Gestalt schob sich aus dem Wasser.
    Du wolltest das tun, seit sie dich gerettet hat. Du siehst sie an wie ein Mann, der...
    Danny zog den Revolver, der ein treuer Begleiter eines jeden Fremden ohne Namen ist, und schoss ihr zwischen die Augen. Blut rann ihr über das Gesicht.
    Calypso ergriff seine Hand. »Sie war deine Mutter«, sagte sie gespielt vorwurfsvoll.
    »Sie ist fort«, antwortete Danny. Damit war alles gesagt.
    Wie

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