M A S H 02 - in der Heimat
durchblicken, dies sei der Grund seiner Stadtflucht. Seine Referenzen waren bedeutend eindrucksvoller als jene Hawkeyes oder Dukes. Selbst Goofus MacDuff wurde durch eine Bemerkung, die Dr. Jones in seinem Brief über Football einflocht, darauf gestoßen, daß er es mit Speerschleuder Jones zu tun hatte, dem Profi–Verteidiger aus dem Jahre 1954.
Goofus und seiner Clique erschien dieser Brief von Oliver Wendell Speerschleuder Jones wie ein unverhoffter riesiger Goldklumpen, mit dem sie Hawkeye Pierce und Duke Forrest die Schädel zerschmettern konnten. Sie beantworteten Dr. Jones’ Brief und luden ihn herzlichst ein, Spruce Harbor zu besichtigen.
Der Besuch Speerschleuders wurde rechtzeitig im Spruce Harbor Boten angekündigt. Die Handelskammer entsandte ein Begrüßungskomitee. Der Rotary Club verschob seine wöchentliche Zusammenkunft von Montag auf Mittwoch, damit Speerschleuder vor den versammelten Mitgliedern sprechen konnte.
Auch Lucinda Flott, Hawkeyes neue Sekretärin, eine mittelgroße hundeliebende, dreiundzwanzigjährige blonde Sexbombe, und Klein–Evchen hatten sich zum Empfang des neuen Arztes auf dem Flugplatz von Spruce Harbor eingefunden. Speerschleuders Maschine landete am Mittwochvormittag um 11 Uhr 20. Er wurde von Goofus, dem Präsidenten der Handelskammer und dem Präsidenten des Rotary Clubs empfangen, vor dessen Mitgliedern Dr. Jones am Mittag sprechen sollte. Bluthunde haben einen besonders feinen Geruchssinn. Als Lucinda Flott und Klein–Evchen dem berühmten Mann in die kleine Ankunftshalle folgten, stieg Klein–Evchen eine Witterung in die Nase. Sie zerrte an der Leine, daß die Zuschauer den Eindruck gewannen, sie wolle sich unbedingt auf Dr. Oliver Wendell Jones stürzen. Klein–Evchen hatte natürlich Dr. Jones schon früher getroffen und betrachtete ihn als Freund. Außerdem trug Dr. Jones eine Aktentasche bei sich, die Dr. Duke Forrest ihm geliehen hatte.
Lucinda Flott hielt das völlig außer Rand und Band geratene Klein–Evchen fest, brauchte dazu aber Verstärkung aus dem Publikum. Später berichtete der Spruce Harbor Bote , daß Dr. Jones entsetzt und erschrocken vor dem Bluthund zurückgewichen sei, obwohl seine Reaktion bloß der beinahe mißglückte Versuch war, sich das Lachen zu verbeißen.
Der Zeitungsartikel berichtete: »Der berühmte farbige Sportler und Gehirnchirurg Dr. Oliver Jones wurde bei seiner Ankunft in Spruce Harbor von einem Bluthund angefallen«, und erläuterte, daß diese Bestie Dr. Augustus Forrest gehöre, der erst vor kurzem von Georgia nach Spruce Harbor gekommen war. In einem Leitartikel gab der Chefredakteur der Hoffnung Ausdruck, daß »rassische Vorurteile niemals ihr häßliches Haupt in Spruce Harbor erheben« mögen. Er fügte hinzu, daß Dr. Jones erwäge, hier seine Praxis für Neurochirurgie zu eröffnen, und feuerte die Gemeinde an, keine Mühe zu scheuen, um Dr. Jones davon zu überzeugen, daß seine Zukunft in Spruce Harbor läge.
Nachdem Speerschleuder Jones vor dem Rotary Club gesprochen hatte, dessen Mitglieder sich hauptsächlich für Football interessierten, und nach einem mühsamen Nachmittag mit Goofus und dessen Clique durfte er sich endlich in sein Zimmer im Spruce Harbor Motel zurückziehen. Goofus hatte zwar daran gedacht, Speerschleuder zu sich ins Haus einzuladen, war aber doch wieder davon abgekommen. Mit einem mächtigen Seufzer der Erleichterung sagte Speerschleuder laut: »Das war ein Tag! Jetzt gönne ich mir ein Bad und ein großes Glas Bourbon, bevor ich der Bande heute abend nochmals begegnen muß.«
»Vergönnen Sie mir auch einen Bourbon, Speerschleuder?« ertönte eine Stimme.
Ehe Dr. Jones antworten konnte, hatte Klein–Evchen ihn schon schüchtern aber liebevoll begrüßt. »Ich bin Lucinda Flott, Hawkeyes Sekretärin«, erläuterte die Stimme von einem Sofa neben dem Fernsehapparat.
Speerschleuder musterte die äußerst erfreuliche Blondine, während er Klein–Evchen tätschelte, und lachte. Er lachte so ausführlich, daß Lucinda Flott ihn unterbrechen mußte: »Speerschleuder, könnte ich, bitte, etwas zu trinken haben? Hoffentlich haben Sie nichts dagegen, daß ich Sie so nenne. In unserer Gegend gilt es als unhöflich, Familiennamen zu benützen.«
»Was tun Sie hier, Lucinda?«
»Hawkeye schickt mich. Ich bin sein Sorgenkind. Er hofft, daß Sie mit mir schlafen werden, aber ich bin dagegen.«
»Oh? Und warum?«
»Das ist nicht persönlich gemeint. Ich bin jetzt dreiundzwanzig und will
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