Macabros 003: Attacke der Untoten
präparierten Schädels ein.
Lautlos schwang die Wand nach innen, an der der Kopf hing. Ein
schmaler Geheimgang lag vor ihnen. Der Eingang ins Unbekannte war so
eng, daß nur eine Person hindurchgehen konnte.
Rox bückte sich. Es knackte. Eine Falltür rastete
ein.
Der rätselhafte Bewohner des Hauses verschwand in der Tiefe.
Er hielt die brennende Petroleumlampe über seinen Kopf. Deutlich
sah Henderson den quadratischen Schacht, der in den Keller
führte.
»Folgen Sie mir nach!« Die Stimme von Rox klang seltsam
verzerrt.
Sein Kopf verschwand in der Versenkung.
Mißtrauisch kam Henderson in die Nische, starrte in den
Schacht. Das zuckende, unruhige Licht tanzte in der Glaskugel.
Rox’ Figur war nur als Schatten wahrnehmbar.
Henderson preßte die Lippen zusammen. Er hielt das Gewehr
nach unten gerichtet und begann dann ebenfalls mit dem Abstieg. Es
war eine eiserne Leiter, die fast senkrecht in die Tiefe
führte.
Francis Henderson wußte, daß er trotz des geladenen
und entsicherten Gewehres während der Zeit des Abstiegs
schutzlos war. Wenn Rox es auf einen Ausfallversuch ankommen
ließ, ging er dabei nicht einmal ein Risiko ein.
Rox brauchte Henderson nur an einem Bein herabzuziehen. Er
würde auf der steilstehenden Leiter das Gleichgewicht
verlieren.
Aber Rox unternahm nichts.
Im Gegenteil: er leuchtete sogar noch nach oben, als er festen
Boden unter den Füßen hatte, um Henderson den Abstieg zu
erleichtern.
Etwas schneller atmend stand der Farmer schließlich neben
Howard Rox.
Die feuchten, nackten und schartigen Wände puren Felsens
umgaben sie.
»Wir sind da«, sagte Rox mit leiser Stimme. Er nickte
Henderson zu und trat zwei Schritte in das Dunkel.
Der Farmer hielt den Atem an. Wenn Rox wollte, konnte er Henderson
hier unten spurlos verschwinden lassen, ohne daß man jemals
über sein Schicksal Aufklärung erhielt. Er umklammerte das
Gewehr, klemmte es unter seinen Arm und hielt ständig den Finger
am Abzugshahn.
Aber Henderson gewann den Eindruck, als ob Rox sich durch die
Waffe nicht im geringsten einschüchtern ließe.
»Vielleicht finden Sie hier, was Sie suchen,
Henderson.«
Der Felsenraum, in dem sie angekommen waren, erweiterte sich zu
einer großen Rotunde. In den Wänden gab es
herausgeschlagene Nischen, so daß das Innere des Kellers etwas
Katakombenähnliches bekam.
In den Nischen lagen Menschen.
Frauen.
Bleiche, reglose Körper.
Wie in Trance ging Francis Henderson auf die vorderste Nische zu.
Er stand vor einer jungen blonden Frau.
Es war Susy Ames.
Sie atmete nicht.
Ihre Augen waren geschlossen. Die Wangenknochen standen spitz ab.
Sie war bleich wie der leibhaftige Tod.
»Was soll das?« murmelte Henderson entsetzt. Er brachte
es nicht fertig, seinen Blick von der leblosen jungen Frau zu nehmen,
die in ihrer Unterwäsche auf dem eiskalten, nackten Felsenstein
lag. »Sie sind ein Mörder, Rox!« Wie eine Anklage
kamen die Worte über seine Lippen. Ruckartig warf er seinen Kopf
herum.
Rox stand zwei Schritte von ihm entfernt. Im Halbschatten. Seine
teuflischen Züge wirkten noch dämonischer in dem zuckenden,
schwachen Licht. Die eine Gesichtshälfte befand sich völlig
im Schatten, die andere wurde von dem gelben Licht
überflackert.
»Sie haben sie ermordet«, stieß Henderson hervor.
»Wollen Sie mir damit vor Augen halten – was aus –
Jenifer geworden ist?« Hendersons Stimme klang hohl.
»Diese Frau ist nicht tot«, erklärte Rox.
»Nicht so jedenfalls, was man normalerweise darunter
versteht.«
Er kam zwei Schritte nach vorn. Blitzschnell griff er an die
blutleeren Lippen von Susy Ames und schob sie mit spitzen Fingern in
die Höhe.
Francis Henderson wich mit einem leisen Gurgeln zurück.
Zwei lange, spitze Eckzähne überragten die
Unterlippe.
»Sie ist ein Vampir, eine Untote«, sagte Rox
triumphierend.
*
Hendersons Augen waren schreckgeweitet.
Rox drehte sich im Kreis und wies auf die anderen Leiber, die in
den Felsennischen lagen.
»Sie sind alle so. Tagsüber sind sie tot. Aber nachts
erwachen sie zum Leben. Ihr Metier ist die Nacht. Dann verwandeln sie
sich in riesige Fledermäuse und verlassen das Haus, um sich ihre
Nahrung zu holen. Blut«, wisperte Howard Rox und seine Augen
glitzerten kalt, »Menschenblut.«
Hendersons Blicke irrten in der finsteren Schreckenskammer
umher.
»Zehn, zwölf«, murmelte er, von einer Nische zur
anderen eilend. Ein furchtbarer Verdacht stieg in ihm auf.
Und dann wurde der bestätigt.
Auch Jenifer –
Weitere Kostenlose Bücher