Macabros 003: Attacke der Untoten
wesentlich
älter.
»Und was verschafft mir die Ehre, Mister Henderson?«
hakte Howard Rox nach. Er kannte jeden hier mit Namen.
»Ich muß mit Ihnen sprechen. Wegen Jenifer. Was haben
Sie mit ihr gemacht?« Henderson leckte sich über die
Lippen. Er schmeckte den salzigen Schweiß.
»Jenifer? Wer ist das?«
»Mein Enkelkind. Sie war letzte Nacht hier oben. Ich habe den
Verdacht, daß sie sich in Ihrem Haus aufhielt, um das Ende des
Regens abzuwarten.«
»Nun gut, sehen wir nach, ob sie noch da ist.«
Henderson kniff die Augen zusammen, als Howard Rox dies erwiderte.
»Ich fürchte, sie ist zurückgekommen und hat noch
jemanden mitgebracht.«
»Sie müssen entschuldigen, Mister Henderson. Ich
weiß nicht, wovon Sie sprechen. Wie Sie sehen, komme ich gerade
von einer Reise zurück. Ich bin heute morgen mit dem ersten Zug
von Birmingham weggefahren, und von Carbon Hill aus bin ich bis jetzt
zu Fuß über den Berg gegangen.«
Mit diesen Worten ging Rox an Henderson vorbei, auf die Tür
seines Hauses zu, legte die Hand auf die Klinke und öffnete die
Tür.
»Sie hätten selbst nachsehen können«, sagte
Rox lächelnd. »Das Haus ist nie abgeschlossen.«
»Es istwie eine Mausefalle«, knurrte der Alte. »Man
kommt hinein – aber nicht wieder heraus. Ich warne Sie, Rox:
Führen Sie mich nicht an der Nase herum. Wenn Sie die geringste
Bewegung machen, die mir nicht paßt, schieße ich Sie
nieder. Man erzählt sich, daß noch keiner der Bewohner
dieser Umgebung die Schwelle Ihres Hauses betreten hat. Man
erzählt sich auch, daß jeder, der hineingegangen ist,
nicht wieder herauskam. Ob das nun eine Legende oder Wahrheit ist:
Ich werde wieder lebend herauskommen, und Sie werden mir alles
erzählen, was Sie über Jenifer wissen.«
Howard Rox verzog seine schmalen Lippen. »Ich verspreche
Ihnen, Henderson, daß Sie mein Haus wieder lebend
verlassen.« Die Worte klangen so, als ob Howard Rox noch etwas
hinzufügen wollte, es aber dann wohlweislich unterlassen
hatte.
Den gefährlichen Unterton in der Stimme überhörte
Francis Henderson.
*
Dumpfe, verbrauchte Luft schlug ihnen entgegen.
Rox ging durch den einfachen Wohnraum und zündete die
Petroleumleuchte an.
Henderson sah sich mit scheuen Blicken um.
»Kommen Sie ruhig näher«, forderte Rox ihn auf,
während er seinen Mantel ablegte. Der Schatten des Hexenmeisters
fiel grotesk verzerrt an die Holzdecke. »Sehen Sie nach ob Ihr
Enkelkind hier ist.«
»Da ist noch etwas, Rox, das mir zu denken gibt und mir
beweist, daß vergangene Nacht etwas Merkwürdiges
vorgefallen ist. Wer hat das Pferd vergraben? Ein Mann allein bringt
das nur schwerlich fertig.«
Henderson berichtete, wie und wo er Sindbad gefunden hatte. Rox
zuckte nur die Achseln. Er schien von alldem nichts zu wissen.
Henderson fühlte sich unwohl in seiner Haut, als er durch das
Haus ging. Mehrmals rief er den Namen Jenifer. Seine Stimme verhallte
geisterhaft im Haus des Einsiedlers. Eine Antwort, auf die er hoffte,
blieb aus.
Rox zeigte ihm alle Räume, die zu ebener Erde lagen. Alle
waren einfach eingerichtet. Auffallend allerdings waren zahlreiche
alte Gemälde, die Landschaften und Porträts zeigten,
Phantastische Arbeiten mit unwirklichen, faszinierenden Farben. Es
gab auch sehr viele altmodische Haushaltsgegenstände, Dinge, wie
man sie beim Trödler und Antiquitätenhändler finden
konnte.
»So, hier oben ist sie nicht«, bemerkte Rox mit dumpfer
Stimme. »Gehen wir in den Keller. Ich nehme an, Sie finden dort
das, was Sie suchen.«
Das klang so bestimmt, so sicher, daß Henderson
zusammenzuckte.
»Sie wissen also doch Bescheid?« fragte Henderson hart.
»Jenifer ist also bei Ihnen? Und Sie waren nicht die ganze Nacht
weg von hier?«
»Die letzte Frage zuerst. Mister Henderson: ich war weg. Zu
Ihrer ersten Frage: ich vermute, daß das Mädchen, das Sie
suchen, tatsächlich hier ist.«
»Warum ist sie wieder hierher zurückgekommen? Warum
haben Sie sie dazu gezwungen?« Das Gewehr in Hendersons Hand
zitterte.
»Es liegt in der Natur der Dinge. Aber kommen Sie, folgen Sie
mir nach. Sie hatten den Mut, in mein Haus zu kommen, bringen Sie
auch den Mut auf, mit mir in den Felsenkeller zu gehen.«
Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen drehte Rox sich um und ging
in den Raum, wo der mächtige präparierte Kopf des Bisons
hing, vor dem Jenifer Henderson sich am Abend zuvor so furchtbar
erschrocken hatte.
Wortlos streckte Rox eine Hand aus und drückte das linke Auge
des
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