Macabros 025: Uga, Bestie aus der Urzeit
deutlich zu
verstehen.
»Uga! Uga!« Es klang Triumph, nach Anbetung, nach
Beschwörung.
Pepe starrte noch immer in die Dunkelheit, und plötzlich kam
es ihm vor, als würde er ganz weit hinten einen schwachen
Lichtschein wahrnehmen.
Kam das Licht näher?
Er beobachtete es… Nein!
Was ging dort in der Tiefe der Höhle vor?
Er entschloß sich, einen Blick zu riskieren, dabei
vielleicht auch die Chance nicht außer acht lassend, daß
er dabei möglicherweise einiges wahrnehmen konnte, das ihm
weiterhalf.
Er tastete sich vorsichtig an der Wand entlang. Der ferne
Widerschein war wie ein Hauch, und nur wenn man lange genug in die
Finsternis der Höhle geblickt hatte, konnte man dieses schwache,
ferne Licht überhaupt registrieren.
Pepe paßte höllisch auf, um nicht vom Regen in die
Traufe zu geraten. Jeden einzelnen Schritt überlegte er sich und
achtete darauf, daß er immer dicht an der Felswand klebte, um
nicht aus Versehen vom Hauptgang abzuweichen und sich irgendwo in der
Tiefe der Finsternis und höhlenartigen Gängen zu
verlieren.
Die Wand wurde plötzlich feucht. Hier drin lebte etwas. An
der dunklen Decke über ihm raschelte es. Erschreckt blickte er
nach oben. Mit der Finsternis eins werdend, hingen dort oben Hunderte
von riesigen Fledermäusen und bildeten einen lebenden Himmel
über ihm. Eine Gänsehaut lief ihm über den
Rücken.
Pepe ging unwillkürlich rascher den Gang nach hinten, wo der
Lichtschein stärker auftrat. Plötzlich ließ sich
deutlich ein leises, zaghaftes Flackern wahrnehmen.
Das Licht kam von unten.
Der Felsengang machte einen scharfen Knick und dann krallte Pepe
sich regelrecht in das Gestein.
Vor ihm war der Weg plötzlich zu Ende, und er wäre
beinahe in die Tiefe gestürzt.
Dort unten aber lag eine andere Höhle.
Ein Feuer brannte, mehrere Urmenschen hockten daran und bildeten
einen Kreis. Pepe erkannte Männer und Frauen. Er zählte
insgesamt zwanzig Personen, die in der Höhle anwesend waren.
Sie faßten sich an den Händen, stampften mit den
Füßen auf den mit Fellen ausgelegten Felsboden und warfen
wie auf ein geheimes Kommando hin die Arme in die Höhe.
»Malok tana Uga! Uga! Uga!«
Langgezogen und schaurig hallte es von unten herauf und bildete
ein wiederkehrendes Echo, das leise und zitternd aus der Finsternis
aufstieg.
Sie rissen Fackeln aus dem Holzfeuer und tanzten damit herum,
einen monotonen Singsang anstimmend. Die Gruppe der Tänzer
näherte sich einer abgelegenen Ecke der Höhle, und das
Fackellicht riß eine Nische aus der Dunkelheit.
Was Pepe dort sah, erfüllte ihn mit Schrecken. Er beugte sich
so weit nach vorn, daß er beinahe den steilen Abhang in die
Tiefe gestürzt wäre. Die Höhle der Urmenschen lag etwa
zehn Meter tiefer. Hier oben der Vorsprung lief wie eine Galerie
längs der Höhle und hörte drüben auf der anderen
Seite der Felswand auf. Das hier war eine Sackgasse.
Pepe schluckte.
Dort in der Nische lag gefesselt ein Mann.
Björn Hellmark!
*
Er hielt die Augen geschlossen, merkte nichts von den Tänzern
und erblickte nicht das blakende Licht der Fackeln.
Er lag in tiefem, traumlosem Schlaf.
Die Tänzer zogen sich wieder zurück, nahmen ihren Platz
um das Feuer ein und warfen immer wieder unruhige Blicke auf die
Felswand linker Hand, die glatt und fugenlos rund fünfzig Meter
emporstieg. Unwillkürlich folgte Pepe den Blicken der
Steinzeitmenschen. Sie schienen auf etwas zu warten.
Hofften sie darauf, daß ihre gespenstische Beschwörung
einen bestimmten Erfolg zeigte?
Der Junge wurde nervös und kaute an seiner Unterlippe. Dann
legte er sich auf den Bauch, um die Dinge, die da kommen sollten, in
Ruhe zu verfolgen.
Er war in Björns Nähe. Dieser Gedanke beruhigte ihn,
auch wenn Hellmark sich in keiner beneidenswerten Lage befand und
Pepe von dieser Seite aus keine Hilfe erwarten konnte. Im Gegenteil!
Es sah ganz danach aus, als ob der kleine Mexikaner Hellmark helfen
konnte.
Aber das blieb erst noch abzuwarten. Solange Hellmark noch nicht
wach war, ließ sich da gar nichts voraussagen, und Pepe nahm
sich in diesen Sekunden nur vor, sehr aufmerksam zu sein.
Daß er auch erregt war, zeigte sich daran: mit dein Feuer,
an dem die Steinzeitmenschen saßen, schien plötzlich
einiges nicht mehr zu stimmen. Ein paar Scheite spielten
verrückt. Sie sprangen auf und nieder, Funken lösten sich
knisternd, stiegen wie eine Fontäne aus dem Feuer empor und
spritzten dann wie ein Mückenschwarm auseinander.
Die
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