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Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf

Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf

Titel: Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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kömmt. Ich bin nicht mal mehr fähig,
meine Gedanken richtig zu ordnen. Wenn mich letzt jemand hören
konnte, er müßte mich für verrückt halten. Ich
spreche zu einem Fremden wie zu einem Freund.«
    Sie stellte das Glas auf den Tisch zurück, preßte beide
Hände gegen ihr Gesicht und flüsterte: »Stukman ist
ein Schwein, ein Ungeheuer! Ich bin in die Fänge eines Drachens
geraten – und nicht in die Hände des Mannes, den ich zu
lieben glaubte, und von dem ich meinte, daß auch er mich liebt.
O ja, er liebt mich. Aber er liebt mich so, wie ein Tiger seine
Beute.«
    Ohne sie einmal zu unterbrechen, halte Björn Hellmark sie
ausreden lassen. Ihre Ausführungen waren ein wirres
Durcheinander gewesen. Er stellte jetzt gezielt ein paar Fragen, um
die Dinge in Ordnung zu bringen.
    Zunächst erfuhr er ihren Namen. Sie hieß Lorette
Massieu und war französischer Abstammung. Sie war auf Noumea,
einer Südseeinsel, geboren. Und von der Rasse der
Eingeborenenmädchen dort hatte sie auch einiges aufzuweisen.
    Lorette wußte nichts von Carminia Brado.
    »Aber sie muß heute hier gewesen sein. Das ist
höchstens zwei Stunden her!« meinte Björn.
    »Es ist möglich, wenn auch unwahrscheinlich. Ich
weiß, daß Tony kein Interesse mehr an anderen Frauen
hat…«
    »Es war kein normales Zusammentreffen. Es war eine
Entführung«, fiel Hellmark Lorette Massieu ins Wort.
    »Auch das ist möglich. Ich war den ganzen Vormittag
unterwegs. Ich bin erst seit einer guten halben Stunde wieder hier.
Es gab einige Besorgungen zu erledigen. In der Zwischenzeit kann die
Frau, die Sie suchen, ohne Zweifel hier gewesen sein.
Entführung? Aus welchem Grund, frage ich mich? Stukman –
hat doch mich.«
    Das war wieder eine jener Bemerkungen, mit denen er nichts
anzufangen wußte. Lorette Massieu war und blieb ihm ein
Rätsel. Auf der einen Seite gab sie sich den Anstrich, als wolle
sie endlich und vollständig all das sagen, was sie
bedrückte, und dann wieder scheute sie sich ganz offensichtlich
vor ihrer eigenen Courage. Es gab eine Barriere in ihr, die sie nicht
niederreißen konnte oder wollte.
    Und noch eine andere Überlegung stieg in seinem
Bewußtsein auf. Lorette Massieu sah in ihm den Mann, der ihr
helfen sollte und konnte. Und sie erwartete offensichtlich die
Initiative von ihm.
    Das konnte schon richtig sein, und Hellmark bedachte all das, was
er hier hörte, sah und selbst redete, sehr wohl.
    Eines hatte er erkannt: Stukman war nicht der Mensch, für den
er sich ausgab. Das Bild, das die Öffentlichkeit von ihm hatte,
stimmte nicht.
    Die ganze Situation war mehr als merkwürdig und
undurchsichtig, und er befand sich ständig in gespannter
Aufmerksamkeit, daß ihm ja nichts entging.
    Lorette wußte nichts von Carminia. Auf der einen Seite hielt
sie es kaum für möglich, daß Stukman sich um andere
Frauen kümmerte, auf der anderen Seite wiederum schloß sie
es doch nicht aus.
    Je länger er mit Lorette Massieu zusammen war, desto
rätselhafter kam sie ihm vor.
    »Gibt es hier im Haus einen besonders großen
Spiegel?« fragte er unerwartet, sich daran erinnernd, was er als
Macabros für Eindrücke empfangen hatte.
    »Einen? Mehr als Sie wollen, Herr Hellmark!« Damit erhob
sie sich. »Kommen Sie mit! Solange Stukman noch nicht hier ist,
kann ich Ihnen die ganze Wohnung zeigen. Tony ist ein Spiegelfan. Er
hat das ganze Schlafzimmer voll davon. Sehen Sie sich’s mal
an!«
    Lorette Massieu führte ihn. Sie hatte den Gang eines
Mannequins, bewegte sich mit perfekter Grazie, und Hellmark konnte
Stukman verstehen, daß er allen anderen Freundinnen den
Laufpaß gab und sich nur noch mit Lorette sehen ließ.
Aber im Zusammenleben dieses Paares stimmte einiges nicht.
    Was für eine Rolle spielte Stukman in dem Film, der hier
ablief? Ein Geheimnis umgab Lorette Massieu – und ein nicht
minder großes den Rennfahrer. Hellmark wurde das Gefühl
nicht los, in ein Wespennest gegriffen zu haben. Stukman hatte
Kontakt zu unsichtbaren Mächten, die seinen Aufstieg
ermöglicht hatten. Lorette Massieu schien sehr schnell erkannt
zu haben, daß mit dem Mann, dem sie ihr Leben und ihre Liebe
widmete, etwas nicht stammte.
    Bemerkungen wie: ›Er liebt mich wie ein Tiger seine
Beute‹ und ›Er hat doch mich‹, zeigten ihm, daß
Lorette Massieu mehr wußte, als sie zugab, worüber sie
gern gesprochen hätte, aber nicht den Mut fand, es zu tun.
    »Hier ist es!« Die Stimme der Halbfranzösin
riß ihn aus der Nachdenklichkeit.
    Ringsum Spiegelwände!

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