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Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Titel: Macabros 036: Gruft der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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zurück.
»Ich begleite ihn. Wir suchen Cathy Francis. Bleib im Haus und
versuche mehr über den Dunklen Gott und das Schicksal der
O’Donells zu erfahren!«
    »Und wann bist du zurück?« fragte der massige
Inder, dem diese Entscheidung nicht gefiel.
    »Mit der nächsten fahrplanmäßigen Fähre,
Rani!«
    »Wenn du bis zum Morgengrauen nicht da bist, mach ich mich
auf die Suche.«
    »Kommt nicht in Frage, so lange wir nicht wissen, was hier
wirklich gespielt wird. Ich werde schon eine Möglichkeit finden,
dir eine Nachricht zukommen zu lassen.«
     
    *
     
    Wie Schatten aus der Nacht kamen sie lautlos heran.
    Sie kannten das Haus genau. Schließlich beobachteten sie es
seit Tagen.
    Unten in der Wirtschaftsstube flackerten mehrere
Öllichter.
    Ein kahlköpfiger Mann und eine kleine, dunkelgekleidete Frau
saßen an einem klobigen Tisch. Der Dunkelhäutige schnitt
sich eine dicke Scheibe Brot ab und belegte sie nicht minder dick mit
Wurst. Das ungleiche Paar unterhielt sich angeregt miteinander.
    Die drei geduckt gehenden Geschöpfe passierten lautlos die
Fensterreihe und suchten die linke Seite des Hauses auf. Hier nahmen
sie eine Leiter, die neben dem Schuppen lag, und stellten sie
auf.
    Eine der dunklen Gestalten kletterte nach oben, erreichte das Dach
und zog sich über die alten Ziegel auf eine Klappe zu, die
spaltbreit geöffnet war.
    Lange, dunkelgraue Finger streckten sich nach der Klappe aus und
hoben sie leise weiter an. Der Kletterer schob die Dachluke ganz
zurück, richtete sich dann auf und gab ein lautloses Zeichen
nach unten. Seine beiden Begleiter schafften daraufhin die Leiter
wieder weg und verschwanden ebenso lautlos in der Nacht, wie sie
gekommen waren.
    Der auf das Dach der Loop Head Inn gestiegen war, wandte sich der
Dachluke zu, griff links und rechts an die Umrandung und schwang sich
nach innen. Seine Beine baumelten in halber Höhe in den
stockfinsteren Dachboden. Die Hände des Eindringlings umspannten
immer noch die Randbefestigung, und die Ziegel zu beiden Seiten
klapperten, als er sich losließ und auf den Dachboden
sprang.
    Seine die Nacht durchbohrenden Augen hatten genau eine Stelle
ausgemacht, wo er aufkommen konnte, ohne irgendwelches Gerät
oder andere auf dem Dachboden deponierte Gegenstände
umzuwerfen.
    Mit dumpfem Geräusch kam der Eindringling auf.
     
    *
     
    Rani Mahay hielt mitten im Wort inne. Er lauschte.
    »War da nicht ein Geräusch?« fragte er,
unwillkürlich einen Blick zur Decke werfend.
    »Schon möglich«, entgegnete Cynthia O’Donell
desinteressiert, und sie schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu
sein. »Das wird der Wind gewesen sein. Er säuselt manchmal
im Gebälk.«
    Rani lauschte noch immer. Das Geräusch trat nicht wieder
auf.
    So setzten sie ihr Gespräch fort, und der Inder erfuhr
Einzelheiten über die Familie, lauschte der Erzählung der
Wirtsfrau, die über die Tradition dieses alten Hauses sprach und
lauschte doch hin und wieder auf eventuelle Geräusche im
Haus.
    Sie ahnten beide nicht, daß droben auf dem Dachboden sich
ein Wesen verbarg, dessen graugrüne Haut feucht schimmerte,
dessen hervorquellende Augen in der Dunkelheit sehen konnten und von
dem ein penetranter Fischgeruch ausging.
    Es war eine Gefahr im Haus, von der sie beide nichts
wußten.
     
    *
     
    Es war ein Alptraum!
    Cathy Francis hatte das Gefühl, ihr würde die Haut bei
lebendigem Leib abgezogen, so schrecklich waren die Eindrücke,
die sie empfing.
    Im glosenden, geisterhaft grünen Licht der Gruft rasselte es,
als ob riesige Lungen atmeten.
    Röcheln, Keuchen und dumpfes, kicherndes Lachen mischten sich
und kamen von allen Seiten auf sie zu.
    Das Innere der Höhle war wie ein Schlund, der hechelte, der
sich bewegte. Fettige, großporige Haut schmatzte und quoll an
den Wänden ringsum und sah aus wie rohes, mürbes Fleisch,
das sich langsam in Bewegung setzte.
    Aus dem Fleischbrei stiegen manchmal dünne Gliedmaßen
empor, die aussahen wie Fühler und dann wieder verschwanden.
    Cathy Francis schrie wie von Sinnen und konnte nicht aufhören
zu schreien, als ein Teil des fleischfarbenen Kolosses von der
Innenwand der gruftartigen Höhle herabglitt und ins Wasser
tauchte, das aufschäumte, als hätten unsichtbare Hände
eine Chemikalie hineingeschüttet.
    Cathy Francis wußte nicht, woher sie die Kraft noch nahm,
jetzt zu handeln.
    Sie war hellwach – und hoffte doch, zu träumen. Aber es
war kein Traum. Sie befand sich in der Gruft, von der Andrew
O’Donell berichtet hatte.

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