Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht
und
drückte die Tür wieder zu.
Mit dem Rücken gegen die Tür gepreßt, stand er
abwartend, lauschte und starrte.
Der Mann im Bett schlief und atmete ruhig weiter hatte nichts von
dem Eindringling bemerkt.
Abgeschwächter Lichtschein sickerte durch die
Vorhänge.
Talbot löste sich von der Wand, als seine Augen sich
genügend an das Zwielicht gewöhnt hatten.
Er näherte sich mit drei raschen Schritten auf Zehenspitzen
dem Bett, sah das ruhige, gut geschnittene Gesicht des Schlafenden
und zögerte keine Sekunde.
Er drückte ab.
Blopp, – machte es… und noch mal: blopp.
Fast lautlos Verließen die beiden Projektile hintereinander
den Lauf der Waffe. Die Bleikugeln durchschlugen die dünne Decke
und bohrten sich in den Körper.
Der Schläfer zuckte nur einmal kurz zusammen, dann hörte
sein Atem auf.
*
James Talbot verharrte drei Sekunden in der Bewegung, drückte
ein drittes Mal ab, um ganz sicher zu sein, den Auftrag auch bis zur
letzten Konsequenz ausgeführt zu haben.
Er jagte dem Schläfer noch eine Kugel in den Kopf.
Es kam kein einziger Blutstropfen aus der Wunde.
James Talbots Blick fiel auf den geigenkastenähnlichen
Behälter, der unter der Kofferablage stand.
Talbot legte die in das Tuch eingewickelte Waffe auf die Ablage
und zog den Kasten nach vorn. Er ließ ihn aufschnappen.
Darin lag – ein Schwert.
Eine gerade, funkelnde Schneide, ein kostbar geschliffener Griff
aus wertvollen Steinen, die selbst hier in dem Zwielicht ihr
funkelndes Feuer versprühten.
Was für ein Mann war dieser Hellmark, daß er einen
solchen Gegenstand mit sich herumschleppte? Der Zimmerkellner konnte
sich keinen Reim darauf machen.
Sein Herz schlug bis zum Hals und seine Handinnenflächen
waren feucht. Er war verwirrt und aufgeregt und klappte den Kasten
wieder zu.
Da war noch etwas anderes.
Ein grau-braunes Tuch, das Ähnlichkeit mit einer Strumpfmaske
hatte. Der Tote sollte es ebenfalls dabei haben.
Er durchsuchte die Taschen des Jacketts, das am Bügel hing.
Nichts!
Dann die Taschen der Hose, die am Schrank hing.
Dann hielt er das Tuch in der Hand.
Es war ein knisternder, etwas spröder Stoff.
Warum war dieser Adams so wild darauf, diese Dinge zum
Verschwinden bringen? Warum kümmerte er sich nicht selbst
darum?
Er hatte ganz klar zu erkennen gegeben, daß er dieses Zimmer
erst dann betreten wollte, wenn diese beiden Gegenstände
entfernt wären. Und nichts sonst sollte Talbot anrühren.
Auch darauf hatte er allergrößten Wert gelegt und es
ausdrücklich betont.
James Talbot hielt sich an diese Abmachungen.
Er nahm alles an sich, verließ das Todeszimmer und lief zum
Ende des Ganges, von wo aus Treppen in die nächsten Etagen
führten. Im achten und neunten Stock war eine große Anzahl
von Zimmer nicht belegt.
In einem Seitengang war es dunkel. Hier mündeten die
Türen von vier Zimmern.
Keines von ihnen war besetzt.
In das hinterste verschaffte sich Talbot mit seinem Schlüssel
Zugang.
In der Dunkelheit verstaute er den Geigenkasten, in den er auch
das unansehnliche Tuch gelegt hatte. Er brauchte nicht zu
befürchten, daß innerhalb der nächsten zwölf
Stunden jemand ins Zimmer kam und sich hier einquartierte.
Solange aber brauchte er dieses Versteck nicht mal zu benutzen.
Gegen halb ein Uhr heute nacht lief seine Dienstzeit ab. Durch einen
Hinterausgang konnte er die verräterischen Gegenstände
verschwinden lassen.
Obwohl es ihm leid tat, dieses herrlich anzusehende Schwert, das
sicher sehr kostbar war, in die Fluten des Hudson zu versenken,
wollte er es tun, um keine risikoreiche Situation zu schaffen. Und
der unansehnliche Lappen, den man sich wie eine Strumpfmaske
über den Kopf ziehen konnte, sollte verbrannt werden. Auch daran
wollte er sich halten.
Er verschloß die Tür und lief den Weg zurück, den
er gekommen war.
Sein Ziel war die zweite Etage und Zimmer Nr. 203.
Er klopfte zaghaft an die Tür.
»Ja, bitte.«
Brian Adams ließ ihn ein und blickte ihm erwartungsvoll
entgegen.
Mit einem einzigen Blick erkannte James Talbot, daß der Gast
sich in der Zwischenzeit umgezogen und den kleinen Lederkoffer
gepackt hatte. Adams war reisefertig. Das Geld lag noch genauso
gebündelt auf dem Tisch wie vorhin.
James Talbot reichte seinem Auftraggeber die Waffe. Der nahm sie
entgegen.
»Es hat alles geklappt«, sagte der Zimmerkellner leise.
»Die Sachen sind entfernt.«
»Dann darf ich mich verabschieden und mich für Ihre
Hilfe bedanken, Talbot. Hier, das Geld, es
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