Macabros 054: Femgericht der Kugelköpfe
vernehmlich.
Björn wußte am besten, was jetzt in seinem Freund
vorging.
Die kostbare Raubkatze, die Mahay aufs Wort gehorchte, war von dem
Magier in dessen Garten zu einem fremdartigen Gewächs verzaubert
worden.
Es schien, als hätte Rani immer noch gehofft, es würde
doch noch mal eine Wende geben, die ihm Chitra
zurückbrachte.
Die Wende hatte es gegeben. Chitra hatte ausgelitten. Unter die
Ereignisse war endgültig ein Strich gezogen.
*
»Mit ihren Wünschen übermitteln Fürst Ramdh
und Fürstin Aleana eine Einladung«, fuhr Anka
Sörgensen fort. »Sie haben nicht nur erkannt, daß die
Vereinigung ihrer beiden Länder von Vorteil ist, sie haben auch
den Wert ihrer menschlichen Beziehungen zueinander erkannt. Es soll
Hochzeit sein in Ullnak und Antolanien. Der Zeitpunkt steht noch
nicht fest. Bei unseren regelmäßigen Besuchen, die wir
vereinbaren konnten, soll uns der genaue Termin noch mitgeteilt
werden. Fürst Ramdh und Fürstin Aleana sprachen die
Hoffnung aus, daß wir alle bei den Festlichkeiten, die einen
Maghon-Monat lang dauern sollen, anwesend sein können.«
Rani Mahay lächelte verschmitzt. »Die Ullnaker und
Antolanier! Sieh’ einer an, Björn… jetzt, wo ich nicht
mehr bei ihnen bin, lernt man sie von einer ganz neuen Seite kennen.
Eine Hochzeitsnacht, die vier Wochen lang dauert – wer
hätte das gedacht, hm?«
*
Hellmark und Mahay erfuhren darüber hinaus, daß alle
Gelehrten und Vergangenheitsforscher in Ullnak und Antolanien
beauftragt würden, die Herkunft der beiden Amulette genau zu
überprüfen.
Man versuche dort – auch im Interesse des Schicksals der
menschlichen Völker – den Sinn dieses Geschenks und nach
Möglichkeit den genauen Zeitpunkt seiner Übergabe
herauszufinden.
»Es ist einiges in Bewegung geraten«, murmelte Hellmark.
»Es haben sich Dinge entwickelt, die sowohl für uns als
auch für Molochos ganz offensichtlich nicht vorauszusehen waren.
Er hat eine Niederlage erlitten, mit der er nicht gerechnet hat. Ein
Feind, der verwundet ist, wird umso gefährlicher. Wir sollten
die Augen aufhalten, mehr denn je…«
Anka wollte darauf etwas sagen, als Tina plötzlich
zusammenzuckte.
»Was ist denn?« fragte die Freundin verwundert.
Die junge Italo-Amerikanerin, die in einer Wildwest-Filmserie die
Rolle der »wilden Jenny« verkörpert hatte, wirkte mit
einem Mal sehr bleich.
»Solange waren wir noch nie weg… in der anderen
Dimension«, entgegnete Tina. »Ich fühle mich etwas
flau… es muß mit unserem langen Aufenthalt dort
zusammenhängen.«
»Das ist ohne weiteres möglich«, reagierte
Björn sofort, der sich lebhaft an seine eigene Entwicklung
erinnerte, die keineswegs so glatt verlaufen war.
Die Verdoppelung seines Körpers kostete Kraft. Er mußte
die feinstoffliche Kopie mit Energie aus seinem Originalleib
versorgen.
Wo Kräfte mobilisiert wurden, mußten sie auch erst
geschaffen werden.
Was Tina da erlebte, war eine Art Kater auf den
kräfteraubenden Durchgang durch die Dimensionen.
»Ich schnappe nur mal kurz, frische Luft, ich glaube, dann
geht’s mir wieder besser«, sagte die
Italo-Amerikanerin.
Ehe sie jemand begleiten konnte, wandte sie sich schon um und ging
durch die geöffnete Balkontür. Der Balkon lag seitlich
schräg hinter dem offenen Kamin, der das Wohnzimmer vom
Schlafgemach trennte.
Der Vorhang spielte leise im Wind.
Anka, Björn Hellmark und Rani Mahay sahen der jungen
Schauspielerin nach.
Die eine Hälfte des Balkons war durch das große, bis
zum Boden reichende Fenster zu überblicken.
Björn erwartete, daß Tina jetzt auftauchte, um sich an
die Balkonbrüstung zu stellen.
Sie kam aber nicht…
Was er nicht sehen konnte: sie steuerte wie in Trance auf die
Brüstung zu, wandte den Blick weder nach links noch nach rechts
und stieg auf die Brüstung!
Sieben Stockwerke tiefer lag die Straße.
Passanten… Verkehr…
Himmel und Erde begannen sich vor den Augen der jungen Frau zu
drehen.
Ohne einen Laut von sich zu geben, sprang sie in die Tiefe.
*
Er war bekannt dafür, daß er morgens gerne lange
schlief.
Aber das nahm ihm niemand übel. Schließlich blieb er
abends dafür umso länger auf. Aber schließlich konnte
der Chefarzt einer Privatklinik es sich erlauben, seine Zeit so
einzuteilen, wie er wollte, wenn die Patienten darunter nicht zu
leiden hatten.
Und daß hier alles seine Ordnung hatte, dafür sorgte
Dr. Clark Longfield schon.
Gutausgebildete Mediziner standen zur Verfügung, und
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