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Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Es wäre dem
Frager nicht aufgefallen, daß die energetischen Stränge
des Spinnennetzes an Leuchtkraft verloren hatten.
    Die Augen des gigantischen Kopfes inmitten des Netzwerks waren
geschlossen. Hatte das Antlitz des Franzosen zu Anfang wie aus Stein
gemeißelt gewirkt, so begann es nun eine gewisse Weichheit
anzunehmen.
    Mysterions Geist hatte den Kopf verlassen…
    Der Körper des Meeresforschers hatte das Netz des
Unheimlichen noch nicht ganz erreicht, da verharrte er auf der
Stelle. Sekunden nur währte die Erstarrung, in der Mysterion
sich mit der Kontrolle über Estrelle vertraut machte und seinen
Sitz im Großhirn festigte. Dann wandte er sich um.
    Ruhigen Schrittes bewegte sich Estrelle auf die Nische zu, in der
auf einer Liege eine Imitation seines Körpers lag. Eine Wand
längs dieser Nische war mit Hebeln und Tasten verkleidet. Als
der von Mysterion gesteuerte Körper darauf zuging, sendete er
unaufhörlich ein mentales Signal.
    Es wurde von den hyperfeinen Instrumenten der Technik eines
uralten Volkes aufgenommen und in elektrische Impulse verwandelt, die
ihrerseits eine Reaktion hervorriefen. Durch Betätigung des
einen oder anderen Knopfes und Hebels unterstützte Mysterion das
Geschehen.
    Langsam begann sich der Körper auf der Liege zu regen. Dem
Estrelle-Roboter war keine lange Ruhepause vergönnt gewesen.
    Mysterion hatte etwas ganz Besonderes vor. Er wollte Morell in
Schmach und Schande sterben sehen – angesichts seiner
überwältigenden Macht…
     
    *
     
    Der Sog der Wassermassen zog Frank Morell mit sich. Er versuchte
erst gar nicht irgendwo Halt zu finden, sondern ergab sich willig.
Seine Hoffnung war, daß er sich schnell auf dem Trockenen
wiederfand. Je eher er frische Luft bekam, desto besser.
    Frank Morell hätte sich nicht vorzustellen gewagt, daß
der Strom so lange Zeit anhielt. Jetzt erst, da sich das Wasser, das
sich im Innern der Glaskuppel angesammelt hatte, über die
größere Fläche der Grundkuppel ergoß, wurde es
ihm so recht bewußt.
    Er fühlte sich wie Treibholz in der Brandung. Mehrere Male
wurde sein Körper schmerzhaft gegen Hindernisse geschleudert. Es
ging auf und ab, und in dem Wirbel verlor er gänzlich die
Orientierung.
    Dann ließ der Tumult nach.
    Die Wogen beruhigten sich. Der Sog, in dem Morell gefangen war,
wurde zu einer harmlosen Strömung.
    Frank, der sich eben noch hatte treiben lassen, kam zur Ruhe. Auf
einmal war nicht mehr diese unergründliche Wassermenge unter
ihm. Zuerst fühlten seine Beine den Grund, dann sackte sein
ganzer Körper nach. Das Wasser verlief sich und bedeckte nur
noch fingerbreit den Boden.
    Morell atmete keuchend.
    Er machte sich nicht die Mühe zu erkunden, wohin das Wasser
floß. Wahrscheinlich sorgte eine Sicherheitsautomatik
dafür, daß es dorthin zurückgeschafft wurde, wo es
hingehörte – ins Meer.
    Vorsichtig raffte er sich auf.
    Verwirrt blickte er um sich. Der lange Kampf in der Kuppel war
nicht so schadlos an ihm vorüber gegangen, wie er sich das
gewünscht hatte. Er fühlte eine Leere in sich, die er nie
gekannt hatte. Vermutlich war sie dem Sauerstoffmangel zuzuschreiben.
Doch auch sie ging vorüber.
    Die Verwirrung machte der Bestimmtheit Platz. Er hatte seinen
Grund gehabt, aus dem Glaskäfig auszubrechen. Abgesehen davon,
daß er damit sein Leben hatte retten wollen.
    … der Mirakel-Kristall!
    Abrupt war Franks Denken und Fühlen auf ein Ziel
konzentriert. Es galt, den Stern wiederzufinden. Er war seine einzige
Versicherung gegen das Böse. Ohne ihn wurde er zum leichten
Opfer der Finsteren.
    Morell ging zwei Schritte nach vorn. Das Wasser staute sich in
seinen Schuhen. Suchend blickte er sich um.
    Wohin war der Kristall gekommen?
    Er wurde bleich, als er sich klar machte, daß der
Wasserstrom, der ihm das Leben gerettet hatte, wahrscheinlich den
Stern fortgespült hatte. Möglicherweise konnte er lange
suchen, und der Stern befand sich bereits an einer der tiefsten
Stellen der Sargassosee.
    Morell mochte nicht daran denken. Unstet flirrte sein Blick
herum.
    Frank hatte den Ort, über den sich vor Minuten noch die
Glaskuppel gespannt hatte, bereits zweimal umrundet, da erblickte er
etwas, was sein Herz höher schlagen ließ.
    Obwohl er sich in der völlig durchnäßten Kleidung
nur schwer bewegen konnte, rannte er auf die Stelle zu. Er achtete
nicht darauf, daß er einmal fast ausglitt, sondern raffte sich
wieder auf und ließ sich von der Wand auffangen, an deren
Fuß er das Objekt zu erkennen geglaubt

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