Macabros 060: Dwahls Hirnpuppen greifen an
Anblick förmlich
zusammenkrallte wie seine Faust.
»Utosh-Melosh-Orsh!« entrann es seinen erbleichenden
Lippen. Für den Bruchteil einer Sekunde erkannte er ihn –
den dreiköpfigen Lügengott.
»Shab – Sodd!« Der Dämonenerzeuger! Ein
Gesicht wie ein von erstarrter Lava gebildeter See.
»Nh’or Thruu! Der Irre aus Zoor!« Tausende von
Tentakeln flatterten wie Haare um seinen kreideweißen
Schädel mit den schwarzen Nasenlöchern, der steilen,
zerfurchten Stirn und den giftgrünen Augen.
Nie zuvor hatte er diese Wesen gesehen, nur einmal hatte er ihren
Namen vernommen. Und nun wußte er doch, wer was war…
Diese Vision – war eine Erinnerung. Das bedeutete: irgendwann
in seinem Dasein als Dykte hatte er irgend etwas registriert, das mit
diesen Dingen zu tun hatte.
War er diesen Geschöpfen schon mal begegnet?
Es ging alles viel zu schnell, und da waren schon wieder neue
Visionen, die seine Aufmerksamkeit voll beanspruchten.
Ein Gesicht – von einer enormen Ausdruckskraft, uralt und
doch seltsam alterslos.
Die gesamte Fläche über ihm wurde zum Fenster in eine
andere Welt, in eine andere Zeit.
Der Kopf war groß und schien mitten im Weltall zu schweben
wie ein Planet.
Ein kleines, seltsam verschrumpeltes Gesicht, ein kleiner,
schmaler Mund, eine kleine Nase, die Augen, dunkel und
unergründlich – das alles beinahe zwergenhaft im Vergleich
zu dem Schädel, der dieses Gesicht dann fortsetzte.
Ein Kopf, der – nur noch aus Hirn bestand.
Man sah die Windungen dieses Gigantenhirns, das wie ein
überdimensionales Geschwür dieses kleine Gesicht mit seiner
Last fast zu erdrücken schien. Eine hauchdünne Haut
umschloß den Schädel, der für jeden Medizinstudenten
als faszinierendes Modell gelten konnte. Die durchsichtige Haut
ermöglichte es, daß man dem Verlauf des Blutstroms folgen
konnte, der jede einzelne Ganglie mit Nahrung und Sauerstoff
versorgte.
Die schmalen Lippen in dem alterslosen Gesicht lächelten. Ein
gutmütiges Gesicht! Kluge, wissende Augen… Ein Weiser! Die
Augen hatten keine Pupillen – an ihren Stellen zeigten sich zwei
schwarze, in die Unendlichkeit des Alls führende
Löcher.
Das All im Auge dieses Fremden… ferne und fernste Galaxien,
Unendlichkeiten, die nie ein menschliches Auge erschaut hatte und
auch in der fernsten Zukunft wahrscheinlich nie erschauen
würde.
Eine Welt unter einer strahlenden Sonne. Gestalten, die sich von
dieser Welt lösten, hinaus konnten in den schwere- und luftlosen
Raum.
Dykten!
Jetzt nur noch das Gesicht. Die Pupillen dunkel und wieder
geschlossen wie das Objektiv an einem Fotoapparat.
Da begriff Morell.
Genau vor sich, über sich – sah er das Gesicht eines
uralten Dykten, der ihm etwas sagen wollte…
*
Er passierte die Grenze zwischen der normalen Welt und der
Dimension der Pilze- und dann löste Hellmark seinen
Doppelkörper Macabros auf.
Inzwischen war Björn nicht untätig gewesen.
Nach dem Zusammenstoß mit Rani Mahay und den seltsamen
Wesen, die ihn attackierten, hatte er seinen Weg fortgesetzt.
Er hielt sich in der Nähe des Strandes auf, in der Hoffnung,
ein Zeichen von Oceanus zu empfangen.
Schon soviel Zeit war vergangen und noch immer hielt Mogk Duul es
nicht für notwendig, sich zu zeigen. Da stimmte doch etwas
nicht!
Der Dschungel hinter ihm wurde abgelöst von einer
hügeligen Landschaft. Die Luft hier war noch trüber und
bleifarbener als in der Bucht, die zum Tor in diese Dimension
geworden war. Nebel waberten über das Land und die
Hügel.
Unheimliche Stille, bis auf die knirschenden Schritte
Hellmarks.
Björn hielt aufmerksam Ausschau und blickte über das
Meer bis hin zum fernen Horizont, ließ aber auch seine
unmittelbare Umgebung nicht aus den Augen.
Was Rani ihm im Fieber berichtet hatte, beschäftigte ihn.
Dwahl… die Hirnpuppen… was hatte es damit auf sich und
was hatte Mahay hier entdeckt? Der Hinweis, daß ein Dämon
abtrünnig geworden war und gegen Molochos’ Herrschaft
anging, war eine Mitteilung, die ihn aufwühlte.
Dwahl – wer oder was war das? Ranis abgehackte Hinweise
reichten nicht aus, um sich ein Bild von dem zu machen, was er
offenbar hatte mitteilen wollen. Auch Mahay war ein Suchender
gewesen.
Dwahl…
Während sein Hirn fieberhaft arbeitete, wurde er
plötzlich auf den dunklen, flachen Hügel aufmerksam, der
halb aus dem Wasser ragte und den die Wellen umspülten.
Hellmark stutzte, dann begann er zu laufen.
Dieser flache Hügel – sah aus wie
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