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Macabros 060: Dwahls Hirnpuppen greifen an

Macabros 060: Dwahls Hirnpuppen greifen an

Titel: Macabros 060: Dwahls Hirnpuppen greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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den Kokon und tauchte immer wieder auf. Er
kam sich vor wie eine Fliege, die in einen dicken Honigsee geraten
war und mit den klebrigen Fäden zu kämpfen hatte.
Minutenlang war er eingeschlossen und er fühlte die fremden
Ausstrahlungen. Etwas sezierte ihn – versuchte ihn zu sezieren
und Macht über sein Ich zu bekommen. Die strahlende Aura aber
pulsierte, der kosmobiologische Kraftstrom aus dem Dyktenkristall bot
ausreichenden Schutz.
    Mirakel stieß sich ab. Er ließ den Boden hinter sich
und platzte regelrecht aus dem Schleimberg heraus, der sich um ihn
gebildet hatte.
    Der Mann mit der rubinroten Haut stieg blitzartig in den
düsteren Himmel. Die Pilze, die dazu noch imstande waren,
reckten die Köpfe, und sie streckten die unförmigen Arme
nach dem Dykten aus, als wollten sie ihn wie eine reife Frucht
abpflücken.
    Doch Mirakel war für sie unerreichbar.
    Morell schwebte über der Ansammlung der Pilze hinweg und
wurde Zeuge, wie mehr und mehr erstarrten, wie der Pilzwald hier in
dieser Schlucht sich ausdehnte. Es standen welche in Gruppen
beisammen, andere blieben vereinzelt. Von den Resten des Tempels war
nur hier aus der Höhe noch etwas zu sehen.
    Viele Pilze, die mit Mirakel in Berührung gekommen waren,
lagen zertrümmert auf dem Boden und hatten sich in den letzten
Minuten ihres Dämonenlebens nicht mehr regenerieren können.
Teilweise waren die dünnen, spinnenbeinähnlichen Wurzeln zu
sehen, die noch versucht hatten, Halt im Boden dieser Schlucht zu
finden. Die Pilze würden austrocknen und vergehen.
    Mirakel merkte, daß es ihm gewisse Schwierigkeiten
bereitete, sich kraftvoll in der Luft zu halten.
    Sein Körper fühlte sich schwer und bleiern an.
    Er sank tiefer. Die Anziehungskraft dieser Welt machte sich
plötzlich auch für ihn bemerkbar.
    Er warf einen raschen Blick auf den Kristall auf seiner Brust
– und verstand.
    Der kosmobiologische Kraftstrom ließ nach. Kein Wunder! In
der letzten Zeit hatte er sich ganz auf seine Dyktenkräfte
verlassen und sie voll ausgenutzt. Aber er hatte nicht die Zeit
gefunden, den Kristall in dem magischen Geflecht mit dem Licht der
Sterne aufzuladen. Dieser Ort befand sich unter den drei mehrere
hundert Jahre alten Eichen in Bad Homburg. Unter ihnen gab es eine
Höhle, die der Magier Johann Fürchtegott Kellermann als
Versteck für den Kristall auserwählt und eingerichtet
hatte.
    Dorthin mußte er von Fall zu Fall wieder zurück, um die
kosmobiologischen Kraftströme des Kristalls aufzuladen.
    Er sank wie ein Stein, und erkannte zum ersten Mal, daß auch
seine Dyktenkräfte nicht grenzenlos belastbar waren.
    Er hatte Glück. Er schwebte die letzten Meter wie ein Blatt
zur Erde und kam mit beiden Füßen gleichzeitig auf. Ein
harter Ruck, der ihm durch und durch ging. Zu seiner Erleichterung
stellte er fest, daß er mitten in einem Bezirk des Pilzwaldes
gelandet war, in dem die Pilze ihre Lebendigkeit verloren hatten. Bis
zu drei Meter ragten die schwammigen Gebilde neben ihm empor. Die
ausladenden Pilzköpfe verdeckten einen Teil des düsteren
Himmels über ihm.
    Mirakel zog aus dem Ereignis die Konsequenz.
    Er griff nach dem Kristall und spürte das leichte Kribbeln
und Pulsieren auf seiner Handfläche, als er ihn herabnahm. Er
mußte den letzten Rest des kosmobiologischen Kraftstroms
geschickt einteilen, um in einem wahren Notfall und vor allem auch
für seine notwendige Rückkehr nach Frankfurt auf diese noch
vorhandene Reserve zurückgreifen zu können.
    Aus Mirakel wurde Frank Morell – die rote Dyktenhaut und die
Aura verschwanden, ebenso die goldfarbenen, hauteng anliegenden
Stulpenhandschuhe und Stiefel mit den Flügeln. Aus dem
Dyktengewand schälte sich ein sportlich gekleideter
Mann…
    Im Augenblick der Verwandlung hatte Morell eine Vision. Sie
erfolgte mit solcher Stärke, solcher Klarheit, daß er
momentan den Atem anhielt.
    Die Luft vor ihm veränderte sich. Aus der Luft – wurde
Wasser. Er erblickte den »See der Wahrheit«.
    Die Oberfläche des Sees hing genau über ihm.
    Sie war klar wie ein Spiegel. Farbige Gestalten huschten
darüber hinweg und versanken in einem spitz zulaufenden,
perspektivisch verzerrten Krater. Blitzschnell erfolgte der Eindruck
der sich bildenden und wieder verwischenden Gesichter. Schreckliche
Gesichter, furchtbare Fratzen. Er erblickte in diesen Sekunden, die
ihm vorkamen wie eine Ewigkeit, die Gesichter von Geschöpfen,
die so phantastisch, faszinierend und furchteinflößend
waren, daß sich sein Herz unter diesem

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