Macabros 060: Dwahls Hirnpuppen greifen an
heute
völlig konfus, bitte entschuldigen Sie! Nein, ich habe es nicht
gesehen.« Die Sprechstundenhilfe betrachtete es sich jetzt.
»Aber warum, Doc?«
»Ich bin nicht ganz auf der Höhe. Ich hab’ den
Telefonanrufbeantworter eingeschaltet. In dringenden Fällen ist
Dr. Horing aufzusuchen. – Aber Sie wollten mir etwas
erklären, Peggy. Warum wurden Sie vernommen?«
»Man vermutet, daß ich etwas gehört oder gesehen
habe. In der letzten Nacht sind in der Nachbarschaft offenbar zwei
Leute auf rätselhafte Weise ums Leben gekommen. Man munkelt so
einiges. Ich habe natürlich nichts gesehen und nichts
gehört. Bei meinem Schlaf! Man sagt, daß die beiden
Menschen von Stangen durchbohrt worden sein müßten. Als
die Polizei die Leichen abtransportierte, sei ein Laken verrutscht
und einer der Toten war zu sehen. Eine Nachbarin hat dies alles
beobachtet. Von ihr weiß es inzwischen die ganze Straße.
Der Körper einer gewissen Sandra Melington sei förmlich
durchsiebt gewesen. Ist das nicht fürchterlich,
Doktor?«
*
Rogan konnte nicht verhindern, daß er erschauerte.
Peggy Sheridan entging es nicht.
»Was ist los mit Ihnen, Doc? Sie sehen auf einmal so
blaß aus?«
Er konnte nicht sagen, was für Gedanken ihm bei den Worten
seiner Sprechstundenhilfe durch den Kopf gingen.
»Ich sagte Ihnen doch, daß ich mich heute nicht ganz
wohl fühle«, erwiderte er patziger, als er es
ursprünglich wollte. »Gehen Sie nach Hause, Peggy! Ruhen
Sie sich aus! Morgen dann wieder zur gewohnten Zeit.«
»Natürlich. Und danke, Doc, für den freien
Tag.«
»Nutzen Sie ihn!«
Er blieb an der Tür stehen und blickte ihr nach, wie sie die
Straße entlanglief, mit wiegenden Hüften, aufrechtem und
stolzem Gang.
Vorn um die Straßenecke bog ein Polizeifahrzeug, das gleich
vor dem ersten Haus an der Ecke stehenblieb. Unten gab es eine kleine
Imbißhalle, darüber Wohnungen. Zwei Uniformierte betraten
den Laden. Der eine hielt einen Notizblock in der Hand.
Rogan wurde es nicht bewußt, daß er an seiner
Unterlippe nagte. Er war nervös und fahrig, und seltsame
Gedanken gingen ihm durch den Kopf.
Plötzlich sah er alles in einem ganze anderen Licht. Man
hatte ihn betrogen! Diesen Hellmark und den Inder sollte der Teufel
holen!
Sie hatten die Pest mitgebracht, und er mußte froh sein,
daß es ihn nicht auch erwischt hatte.
Er mußte an die unheimlichen Gesichter denken, die sich in
der letzten Nacht am Fenster zum Flur im ersten Stock gezeigt hatten.
Das war also keine Einbildung, kein Alptraum gewesen, sondern
Wirklichkeit.
Die Wesen paßten auf die Beschreibung, die der Inder gegeben
hatte.
Hirnpuppen!
Sie hatten versucht, seinen Körper zu zerstören. Hatte
er nicht davon gesprochen, daß sie beabsichtigten, ihn wie
»Speere zu durchbohren«?
Peggy hatte sinngemäß von Stangen gesprochen.
Alles paßte zusammen.
Eine Invasion von Feinden fand statt!
Dick Rogan war aufs äußerste aufgewühlt, als er
ins Haus zurückging.
Er passierte den dämmrigen Flur und nahm wie in Trance das
geladene Gewehr von der Wand.
Rani Mahay stand am Fenster des kleinen
Frühstückszimmers, in dem sie es sich gemütlich
gemacht hatten. Der Inder sah kräftig und erholt aus und stand
aufrecht da. Er hatte das fremdartige Fieber völlig
überwunden.
Rani hörte die Schritte hinter sich und wandte sich um.
»Wissen Sie, Doc…«, sagte er, mehr nicht. Der Rest
blieb ihm im Hals stecken, als er sah, daß Dick Rogan mit der
Waffe im Anschlag vor ihm stand, ein seltsames Leuchten in den
Augen.
»Doc? Was ist mit Ihnen? Warum…«
»Eigentlich wäre ich an der Reihe, Fragen zu stellen,
Mister Mahay, finden Sie nicht auch?«
»Aber ich verstehe nicht, ich…« Rani kam einen
Schritt nach vorn.
»Keine weitere Bewegung! Wenn Sie sich auch nur noch einen
Zentimeter auf mich zubewegen, schieße ich! – Rani
Mahay… einen schönen Namen haben Sie sich da ausgesucht.
Klingt indisch und paßt sogar zu Ihnen, so wie ich das
beurteilen kann. Aber sind Sie wirklich – Rani Mahay?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ob Sie – ein Mensch sind?«
»Aber Sie sehen doch selbst, Doc, daß…«
Dick Rogan wirkte hypernervös. Mit einer unwilligen
Kopfbewegung gab er Mahay zu verstehen, daß er nichts mehr
hören wollte. »Was ich sehe, scheint allein nicht zu
reichen… Es ist einiges passiert, daran gibt es keinen Zweifel
mehr. Was Peggy Sheridan mich wissen ließ, paßt gut zu
dem, von dem ihr beide – auch Hellmark – mir erzählt
habt. Nur aus
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