Macabros 064: Es erwacht der Ursen-Wahn
verstand.
Daraufhin wandten sich wie auf ein Kommando die Köpfe der
anderen.
»Ja – sie sind da«, bemerkte der Sprecher, der die
ganze Zeit über mit Rani Mahay geredet hatte. »Wir werden
unsere Unterredung anderweitig fortsetzen. Es gibt noch eine ganze
Menge, was ich von dir wissen will. Aber jetzt müssen wir erst
den Austausch vornehmen…«
Die Worte des Sprechers waren noch nicht verklungen, da wurde der
Motor der ESMERALDA abgeschaltet. Nach dem Dröhnen und Vibrieren
stellte sich eine beinahe unheimliche Ruhe auf dem Schiff ein.
Nur noch der Wind und das Plätschern der Wellen gegen den
Rumpf waren zu hören.
Die Fischgesichtigen, die sich eben noch so intensiv mit ihm
beschäftigt hatten, schienen mit einem Mal jegliches Interesse
an ihm verloren zu haben. Das Plätschern der Wellen gegen den
Rumpf der ESMERALDA verstärkte sich.
Das Meer rauschte, und das Schaukeln des Schiffes verstärkte
sich.
Doch das alles schien die Ursen an Bord überhaupt nicht zu
stören.
Drei Fischgesichtige legten ihre Speere kurzerhand auf die Planken
und liefen in den Schacht zurück, der zum Laderaum
führte.
Die anderen verharrten an der Reling und starrten auf das
nächtliche Meer.
Von dort näherte sich etwas.
Dann war die Nacht plötzlich keine Nacht mehr.
Ein gespenstisch grünes Licht waberte über den hohen
Wellen und schwebte in der Luft über ihnen.
Die beiden noch an Deck befindlichen Ursen waren mit den Dingen,
die sich außerhalb der Reling abspielten, so befaßt,
daß sie den Inder vollkommen außer acht ließen.
Es gelang Rani Mahay sich aufzurichten und in die Hocke zu kommen.
Langsam schraubte er sich, verschnürt wie er war, in die
Höhe.
Er hatte einen nur wackeligen Stand, aber aufrecht stehend, konnte
er wahrnehmen, was auch die anderen sahen.
Unter dem geisterhaften Licht stieg wie der Buckel eines
urwelthaften Ungetüms ein schwarzes Etwas aus der Tiefe des
Ozeans. Feucht und metallisch schimmerte die gewaltige
Oberfläche. Ein Unterseeboot! Aber was für eines… es
hatte die Form eines überdimensionalen Haies.
Die riesigen, hellerleuchteten Augen glühten unheimlich. In
dem weiten, stilisierten Maul des Metallriesen zeichneten sich dunkle
Gestalten ab.
Ursen! Sie bewegten sich aufgeregt wie ein Ameisenhaufen.
Das Wasser rund um das Haifisch-Unterseeboot schäumte und
sprudelte.
Mehrere Luken öffneten sich an dem schwarzen Leib.
Hellerleuchtete Schächte wurden sichtbar.
Riesige Wasserberge schwappten auf die ESMERALDA zu, die wie eine
Nußschale auf den Wellenkämmen schaukelte. Dann beruhigte
sich das Wasser wieder. Der Metallfisch lag nur eine Steinwurfweite
von dem Fischerboot entfernt im Ozean.
Mahays Sinne waren zum Zerreißen gespannt.
Woher kam nur dieses eigenartige, gespenstische Licht?
Er konnte nirgends einen Scheinwerfer oder sonst eine andere
Lichtquelle erkennen. Das Licht war einfach da, als ob es von der
Luft selbst erzeugt würde.
Das riesige, fischähnliche Unterseeboot und die ESMERALDA
waren davon eingehüllt.
Rani Mahay hatte das Gefühl, als Beobachter auf einen fernen
Stern gesandt worden zu sein. Was sich hier abspielte, kam nur
zustande durch eine weitgereifte Technik.
Grün-violette Schleier lösten sich wie durch Zauberei
aus der riesigen Lichtkuppel, verdichteten sich und bildeten schmale,
brückenähnliche Gebilde, die sich von der ESMERALDA bis
hinüber in die hellerleuchteten Schächte des Metallfisches
spannten.
Aus dem Laderaum des spanischen Fischerbootes wurden die in Planen
eingewickelten Menschen gebracht. Drei Ursen kamen von unten. Jeder
von ihnen trug einen der Geraubten auf der Schulter.
Die Fischgesichtigen näherten sich mit ihrer Last der Reling,
kletterten hinauf und machten dann einfach einen Schritt ins Freie.
Allen Naturgesetzen zum Trotz stürzten sie jetzt nicht in das
noch stark bewegte Meer, sondern liefen auf der grün-violetten
Lichtbahn wie auf einem Feld, das die Schwerkraft der Erde
aufhob.
Die beiden anderen Ursen, die hier oben auf Deck
zurückgeblieben waren, traten etwas zur Seite. Der eine, der die
ganze Zeit über mit Mahay gesprochen hatte, stellte sich an
dessen Seite.
»Wie du siehst, kann uns nichts von dem einmal gefaßten
Plan abhalten«, bemerkte der Urse kühl. »Mit diesem
Transport schließen wir den Kreis. Mit jedem Menschen, den wir
›ihnen‹ übergeben, kommt Sequus einen Schritt
näher an die Erfüllung seiner Wünsche. Die Zeit ist
reif. Mehr können wir nicht tun, weil der erste der
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