Macabros 064: Es erwacht der Ursen-Wahn
der
befreit war, tief durchatmete und die Rückkehr ins Leben Rani
Mahay mit einem dankbaren Blick quittierte.
Zu mehr reichten seine Kräfte nicht aus.
Mahay unternahm einen Versuch. Er wollte und mußte
Björn von den Vorfällen unterrichten. Sein Ziel war es,
sich mit einem intensiven Gedanken nach Marlos zu katapultieren.
Doch seine Kräfte brachten den Sprung nicht zustande. Er war
zu erschöpft. Er mußte hier bleiben.
Und niemand wußte, was ihrer harrte.
Als ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, tauchte nur wenige
Meter von ihm entfernt eine gläserne Kuppelstadt auf, in der
sich zwischen mehlfeinem Staub noch einige der seltsamen,
mysteriösen Bauwerke befanden.
Rani Mahay schwamm darauf zu…
*
Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück. Björn Hellmark
war es, als wäre das, was er erlebt hatte, erst gestern
geschehen. Dabei waren mehr als zwanzigtausend Jahre vergangen.
In seinem ersten Leben als Kaphoon war er hierher nach Kh’or
Shan verschlagen worden. Nein. Er war freiwillig gekommen. Ein
furchtbares Ereignis auf Xantilon hatte ihn veranlaßt, ein
Schiff zu besteigen und die geheimnisvolle Feuerinsel Kh’or Shan
anzusteuern.
Loana – die Tochter des Hestus – war von Unbekannten
entführt worden. Alles wies jedoch darauf hin, daß das
Ziel der Entführung nur Kh’or Shan sein könnte.
Loana, die Frau, die er liebte, schwebte in tödlicher Gefahr.
Von Kh’or Shan war noch niemand lebend zurückgekommen.
Kaphoon, der Sohn des Toten Gottes, der Mann, dessen Heldentaten
in aller Munde waren, wagte es jedoch, das Risiko auf sich zu nehmen
und den Spuren Loanas zu folgen.
Er erreichte Kh’or Shan. Systematisch suchte er das winzige,
sichtbare Eiland ab und geriet schließlich hinter den
Nebelvorhang, der die Dimensionen trennte und hinter dem sich das
wahre Gesicht der Feuerinsel zeigte.
Hellmark konnte sich genau entsinnen, daß er mit dem Schwert
des Toten Gottes einen schweren Kampf ausfocht, um die Feuerbestien
zurückzuschlagen und in den Schädeltempel einzudringen, in
dem Loana gefangengehalten wurde.
Damals zeigte das Schwert eine einwandfreie Wirkung. Es gelang
ihm, seine Feinde damit zurückzuschlagen und sich den Weg
freizumachen zum Ort, wo die Gefangene festgehalten wurde.
Dort erlebte er jedoch eine Überraschung – wie vor
wenigen Stunden.
Loana saß auf dem Thron der Feuermenschen. Sie war deren
Herrscherin. Mit keinem Wort gab sie zu verstehen, daß sie ihn
kannte und begriff, weshalb er gekommen war. Sie sah nicht den
Freund, den sie liebte, in ihm, dessen Frau sie mal werden sollte
– sondern den Feind, der vernichtet werden mußte.
Die Ähnlichkeit der Vorfälle von damals und heute war
frappierend.
Die ganze Vergangenheit schien sich unter anderen Vorzeichen
nochmals zu wiederholen.
Kaphoon wurde seinerzeit in einen Hinterhalt gelockt und
niedergeschlagen. In einem Gefängnis fand er sich wieder. Dort
lernte er einen anderen Gefangenen kennen, durch den er einiges
über das rätselhafte Kh’or Shan, die Feuerbestien und
die angebliche Herrscherin Loana erfuhr. Der unheimliche Sequus
– der König der Ursen – war verantwortlich zu machen
für das, was in diesem Teil Kh’or Shans geschah.
Er verfügte über magische Kräfte. Er hatte Loana
verzaubert. Sie wußte nicht mehr, daß sie die Tochter des
Hestus war – sondern war überzeugt davon, Herrscherin
über Kh’or Shan zu sein. Dies wiederum bedeutete, daß
Sequus zuvor die wahren Herrscher ausgeschaltet hatte und daß
die Feuermenschen sich ebenfalls, wie Loana, in Wirklichkeit in
seiner Abhängigkeit befanden.
Das Ganze war wie ein Märchen, wie eine Legende aus ferner
Zeit.
Es gelang Kaphoon seinerzeit aus seinem Gefängnis zu fliehen
und in Loanas Gemächer vorzudringen, ohne von deren Wachen und
von Sequus entdeckt zu werden.
Damals gelang es Kaphoon, den magischen Schleier von Loanas Augen
zu reißen und sie die Dinge so sehen zu lassen, wie sie
wirklich waren. Die schöne Geliebte, die ihm versprochen war,
erkannte ihn. Auf die Ereignisse von damals war Carminia Brados
Verhalten zurückzuführen. Es gab nicht mehr den geringsten
Zweifel, daß sie für eine kurze Zeit sich ganz
plötzlich dieser Situation auf Kh’or Shan erinnert hatte
und im Glauben war, wieder die Herrscherin der Feuerbestien zu
sein.
Rasend schnell zogen die Bilder an Hellmarks geistigem Auge
vorbei. Und mit einem Blick in Carminias Augen wurde ihm
bewußt, daß auch sie sich der fernen
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