Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 069: Gigantopolis - Alptraumstadt

Macabros 069: Gigantopolis - Alptraumstadt

Titel: Macabros 069: Gigantopolis - Alptraumstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
zu hoch. Da schaffte niemand mehr
den Sprung.
    Zwei der Tiere stürzten in den steilen Abgrund. Unten
rauschte gurgelnd und sprudelnd ein Graben, der etwa dreißig
Meter tiefer lag.
    Rani Mahays Gesicht war starr wie aus Marmor gemeißelt.
    Er durfte keine Sekunde mehr verlieren, wirbelte herum, kehrte
fast bis zum Ausgang des Palastes zurück, wo die
Kämpferinnen auftauchten, und gab dem Pferd die Sporen.
    »Und nun zeig, was in dir steckt«, murmelte der Inder.
»Mit etwas Glück muß es doch noch zu schaffen
sein…«
    Er trieb das Pferd zu allerhöchster Eile an, und seine Augen
waren nach vorn gerichtet auf die sich hebende Brücke, die den
gähnenden Abgrund darunter freigab.
    Jetzt kam es noch darauf an, daß er die richtige
Absprungstelle fand. Wenn er die vermasselte…
    »Jetzt!« Er brüllte nur dieses eine Wort, im
gleichen Augenblick gab er dem Pferd die Sporen und klatschte mit der
flachen Hand auf dessen Hinterteil, um nochmals einen
zusätzlichen Ansporn zu schaffen.
    Das Pferd sprang.
    Gut ein Meter achtzig über ihm schwebte die
Brückenkante, rasselnd bewegten sich die Ketten, schlugen gegen
die Metalleinfassung und zogen sie weiter in die Höhe.
    Für eine Sekunde stand Rani Mahays Herz still.
    Das Pferd stieß sich ab, und der Inder konzentrierte sich
selbst voll auf den Sprung und das Hirn des Tieres, um seinen Willen
konsequent einwirken zu lassen.
    Er, der erfahrene Dompteur, der jahrelang mit wilden,
ungezähmten Raubkatzen in einem weltberühmten Zirkus
aufgetreten war, hatte diese Katzen durch reine Willenskraft in einer
offenen Arena vorgeführt.
    Und mit Willenskraft wollte er es auch jetzt schaffen.
    Das Tier flog förmlich durch die Luft, wie katapultiert.
    Mahay fieberte. Würde er es schaffen?
    Ja! Knarrend hob sich die Brücke weiter, aber das Pferd
schien den Absprung doch geschafft zu haben, schwang sich weit nach
vorn – und schaffte es doch nicht!
    Im letzten Augenblick ging es schief.
    Mahay wußte im ersten Moment nicht zu sagen, wieso das
gewagte Manöver schließlich doch noch mißlang.
    Das Tier schrie wie zu Tode getroffen. Seine Beine knickten ein,
mit der Hinterhand versuchte es dennoch, den absackenden Hinterleib
nach vorn zu drängen, um dem Sturz in den Abgrund zu
entgehen.
    Das ging nicht mehr!
    Das Pferd stürzte. Mahay ergriff die einzige Initiative, die
jetzt noch möglich war, um nicht mitgerissen zu werden.
    Seine Muskeln spannten sich. Der Inder warf sich nach vorn, auf
die sich hebende Brücke zu.
    Er rollte über die massiven Bohlen, geriet bedrohlich nahe an
den eisengefaßten Rand und konnte sich gerade noch an einer
Kette festhalten, sonst wäre er durch die Wucht des Aufpralls
doch noch über den Rand hinausgeflogen.
    Schweratmend blieb Mahay liegen. Er sah, wie das Pferd über
den Rand rutschte, blickte ihm nach und erkannte, was geschehen
war.
    Jenseits des Grabens standen die Amazonen. Drei auf einmal hatten
geschossen – und zwei hatten getroffen.
    Im Leib des Tieres steckten zwei Pfeile.
    Der dritte Pfeil war über die Brücke hinausgegangen,
ohne daß es ihm bewußt geworden war.
    Knirschend klappte die Brücke weiter nach oben. Steil ragte
die Bohlenwand vor Mahay auf. Da ließ er einfach los und
rutschte in die Tiefe, hinaus ins Freie, wo er sich sofort
aufrappelte und dann in die Landschaft lief, über die sich die
Dämmerung wie ein Mantel deckte.
    Vor ihm trabten die Pferde. In hektischer Eile suchten sie das
Weite.
    Der Abstand zwischen ihnen und ihm vergrößerte sich
immer mehr.
    Dann griff er zu einem Trick, der ihm bisher stets gelungen
war.
    Er konzentrierte sich auf eines der Tiere, das sich ihm am
nächsten befand und befahl ihm durch lautlose Gedanken, sofort
stehen zu bleiben.
    Der Lauf des Pferdes wurde langsamer, das Tier wandte den Kopf und
blickte sich irritiert um, als begriffe es nicht, was es tat.
    Mahay rannte zu dem Tier.
    Er schwang sich auf den Rücken, tätschelte dem Pferd den
Hals und sagte: »Und nun nichts wie los, mein Freund! Wir
müssen die anderen noch einholen. Ich glaube, wir haben es lange
genug hier ausgehalten…«
    Er trieb das Tier an und lenkte es Richtung Carminia und Arson,
die ihm entgegengeritten waren, als sie sahen, daß er ihnen zu
Fuß folgte.
    Sie ließen die Hügel hinter sich, verschwanden hinter
den Bodensenken und ritten im Schutz der Dunkelheit auf die Stadt zu,
die sich wie ein gespenstiger Schemen, wie ein Bild aus einer
fremden, unfaßbaren Welt vor ihnen in der Ferne
auftürmte.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher