Macabros 076: Ruf ins Vergessen
»Ich stehe kurz vor Rosas und rufe
von einer Telefonzelle aus an. Ich werde gleich bei Ihnen sein,
Senorita, auf Wiedersehen!«
Er legte auf.
»Du mußt mir helfen, Björn«, wandte er sich
unverzüglich an Hellmark.
»Geht klar, Frank. Manchmal sind wir Menschen, die keine
Dykten sind, eben doch ein bißchen schneller…« Er
lächelte vielsagend. »Komm her! Du mußt allerdings in
Kauf nehmen, daß ich dich begleite.«
»Nichts ist mir lieber als das. Da ist etwas faul,
Björn. Alexandra ist verschwunden. Angeblich weiß niemand
etwas Genaues. Und doch habe ich das Gefühl, daß
sie’s alle wissen, aber niemand wagt es
auszusprechen…«
Gab es einen Zusammenhang zwischen Alexandra Beckers Verschwinden
und den Vorgängen heute abend in seiner Wohnung, dem Treffen mit
Dr. Chancer?
Die Dämonischen, die Feinde der Dykten und Menschen, gingen
oft verworrene Wege, um ans Ziel zu gelangen.
Björn Hellmark ließ Macabros entstehen.
Der Ätherkörper faßte Hellmark und Morell bei der
Hand, stand zwischen ihnen, und im nächsten Moment waren die
drei Gestalten aus der Wohnung des Konstrukteurs
verschwunden…
*
… und materialisierten in der gleichen Stellung rund 1500
Kilometer von Frankfurt entfernt.
Björn Hellmark hatte sich auf die Bucht von Rosas
konzentriert.
In den Bodegas und Restaurants herrschte noch immer Betrieb.
Die Anlage ›Las Jardines‹ war bequem zu Fuß zu
erreichen.
Hellmark löste seinen Doppelkörper auf, um seinen
Kräftevorrat zur Aufrechterhaltung Macabros’ nicht
unnötig zu strapazieren. Wenn beide Körper lebendig waren,
benötigten sie die doppelte Energie.
Niemand beachtete die beiden Männer, die plötzlich die
Straße entlanggingen und wie Gespenster in Rosas aufgetaucht
waren.
Björns und Franks Ziel war das Restaurant, das zur
Bungalow-Anlage gehörte.
Dort herrschte reger Betrieb.
Beinahe körperlich spürten sie die Aufregung, die in der
Luft lag.
In dem Restaurant, das für Feriengäste ebenfalls
Apartments zur Verfügung stellte, unterhielt man sich über
das unheimliche Ereignis vom Abend.
Auch Polizisten waren noch da. Männer der Guardia Zivil.
Noch immer waren nicht alle Vernehmungen abgeschlossen. Die
Beamten schienen mit dem, was sie zu hören bekamen, nicht ganz
zufrieden.
Frank Morell steuerte direkt auf die gut aussehende Spanierin an
der Rezeption zu und stellte sich als der Anrufer von vorhin vor.
Die Angesprochene konnte ihre Nervosität nicht verbergen.
»Capitán Jerez von der Polizei aus Fuengirola spricht
dort drüben am Tisch mit den beiden Männern. Sie haben
alles beobachtet. Am besten ist es wohl, wenn Sie sich Senor Jerez
vorstellen…«
Der Anflug eines Lächelns erschien auf ihren roten,
verführerisch schimmernden Lippen.
Die Unruhe in Morell wuchs.
Jerez war ein Mann Mitte Vierzig. Schlank und drahtig erinnerte er
auf Anhieb an einen Torero, der stolz in der Pose des Siegers die
Arena verließ.
Jerez war erstaunt, plötzlich zwei neue Gesichter im
Restaurant zu sehen.
Morell ließ ihn wissen, weshalb er hier war. »Ich
möchte Gewißheit haben über das Schicksal meiner
Verlobten.«
Der Capitán aus Fuengirola sah ihn einen Moment aufmerksam
und schweigend an.
»Das ist leichter gefragt als beantwortet, Senor. Auch ich
gäbe etwas darum, Näheres über das Schicksal der
Senorita zu wissen. Was wir bisher in Erfahrung gebracht haben,
hörte sich eher wie ein Alptraum an… Ich wage es nicht,
Ihnen das zu sagen, was wir bisher als aktenkundig festhalten
mußten.«
Jerez ging mit den beiden Deutschen an einen Nebentisch, um sich
ungestört mit ihnen zu unterhalten.
Freundlich nickte er dabei einem muskulösen Mann zu, der
nachdenklich an einem anderen Tisch in der Ecke saß, eine
Flasche Vino tinto vor sich stehen hatte und den scheinbar der ganze
Betrieb überhaupt nicht interessierte.
Doch mit einem einzigen Blick erkannten sowohl Björn als auch
Frank, daß dieser Eindruck täuschte. Der kräftige
Spanier bekam sehr wohl mit, was sich um ihn herum abspielte, was
gesprochen wurde und worum es ging.
»Das ist Capitán Forgas aus Llansa«,
erklärte Jerez, als er sah, in welche Richtung die Blicke der
Freunde gingen. »Sie werden sicher auch noch mit ihm sprechen
können. Mein Kollege aus Llansa ist einer der letzten, der mit
Senorita Becker, Ihrer Verlobten, Senor, gesprochen hat… Aus
diesem Gespräch stammen einige Merkwürdigkeiten, die
offensichtlich bei der Entführung Ihrer Verlobten eine
Weitere Kostenlose Bücher