Macabros 086: Die Horron-Barbaren
vom nackten Stein
ernähren. Das Monster aber war nichts weiter als geballte
böse Kraft… es greift wahllos und sinnlos an. Aber ist das
wirklich so oder haben wir nur diesen Eindruck gewonnen? Wenn das
Grauen, die Angst und die Psyche all derer, für die die
labyrinthische Höhle zur Todesfalle wurde, in dieser Form
gewachsen ist – dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es
alles und jeden vernichtet. Es ist einfach zerstörerische
Kraft… ich habe sie gespürt, ich fühle sie noch jetzt
überall. Diese Höhle ist eine eigene, unheimliche Welt, das
Unsichtbare kann in diesem Moment schlafen – im nächsten
Moment wieder furchterregend zuschlagen…«
»Dann sollten wir gehen, Whiss«, entgegnete Hellmark mit
einem beunruhigten Blick in die Runde.
Bildete er sich alles nur ein, weil Whiss’ eindrucksvolle
Schilderung sein Denken und Fühlen in eine ganz bestimmte
Richtung lenkte – oder war es wirklich so?
Es kam ihm so vor, als hätte sich die Atmosphäre ringsum
verdichtet. Beklommenheit, Furcht und Unruhe wehten ihn an wie
Eiseshauch, der aus dem tiefsten Innern der Höhle kam.
Turrak riß die Augen weit auf und brüllte. »Das
ist euer Ende! Ihr könnt den Geistern dieser Welt nicht
entkommen. Sie werden euch zermalmen wie ein Elefant die Maus unter
seinem Fuß zerquetscht…«
Was Turrak noch sagte, ging unter in dem Tosen und Kreischen, das
plötzlich aus der Dunkelheit hervorbrach, als würden
unsichtbare Lautsprecher angestellt, die einen ohrenbetäubenden
Lärm verursachten.
Die Luft ringsum begann zu vibrieren, tiefes Knurren und Grollen
erscholl aus Boden und Wänden.
»Weg hier!« Whiss packte Hellmark am Ohr, als würde
diese Geste ausreichen, den kräftigen blonden Mann mit den
breiten Schultern und schmalen Hüften in Bewegung zu setzen.
»Jetzt geht’s los… ich hab’s ja
gewußt…«
Whiss schwang sich in die Luft. Er tat dies mit einer Bewegung,
die frappierende Ähnlichkeit mit dem Sprung eines Schwimmers vom
Zehnmeterturm ins Schwimmbecken hatte.
Mit kräftigen Flügelschlägen strebte Whiss dem
Höhlenausgang entgegen.
Der entscheidende Fühler, der die parapsychischen Wirkungen
aufrecht erhielt, um Turrak als zusätzlichen Feind
auszuschalten, stach kerzengerade wie eine Antenne aus seinem
Kopf.
Die pulsierenden Schatten aus Ecken und Nischen lösten sich
und ballten sich zu einem einzigen riesigen Etwas zusammen, das sich
wie ein Berg schwarzer, grollender Wolken auf Björn Hellmark
stürzte!
Tausende bernsteinfarbener, wild funkelnder Augen glühten in
der schwarzen Masse, die sich ihm von allen Seiten gleichzeitig
entgegenwälzte…
*
»Eben war er doch noch hier!« entfuhr es Ak Nafuur, der
nicht weniger verwundert war.
Keiner hatte bemerkt, wie Arson sich abgesetzt hatte, so sehr
waren sie im Gespräch vertieft gewesen.
Carminias Lippen wurden hart. »Ich habe einen Verdacht, aber
ich hoffe, daß er sich als irreal herausstellt. Entschuldigt
mich bitte für einen Moment…«
Sie lief auf die Hütten zu, hielt sich rechts und
näherte sich eilig dem größeren Hügel, auf dem
eine dichte Palmgruppe stand, so daß es von weitem aussah, als
stünde dort ein überdimensionaler Pinsel, der in den Himmel
ragte.
Jenseits des Hügels wartete das Zeitschiff Arsons. Der Mann
mit der Silberhaut kam aus der Zukunft der Erde und hielt sich schon
geraume Zeit auf der Insel Marlos auf. Arson hatte sich vorgenommen,
Björn’ und seine Freunde im Kampf gegen die Mächte der
Finsternis zu unterstützen. Er war einer jener geheimnisvollen
Wächter, die in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft den Weg
der dämonischen Heere verfolgten, um Ursache und Wirkung zu
erkennen. Der absolute Machtanspruch der Dämonengöttin,
deren Versteck irgendwo im Universum lag, war der Hauptgrund für
den Einsatz von Männern vom Schlage Arsons.
Ein wenig außer Atem erreichte die Brasilianerin den
Hügel und sah gerade noch, wie die mattsilberne Kugel nur noch
konturenhaft in der Luft vor ihr schwebte. Die große Zeitkugel,
die äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit mit einer
Taucherglocke hatte, löste sich in Nichts auf.
Carminia Brado verharrte im Schritt.
»Arson«, kam es wie ein Hauch über ihre Lippen.
»Nicht jetzt… noch nicht…so warte doch…«
Sie war sich nicht sicher, ob der Mann mit der Silberhaut sie
jetzt noch irritiert hier sehen konnte. Von der Kabine aus bestanden
zahlreiche Beobachtungsmöglichkeiten.
Arson kehrte nicht zurück.
Seine Zeitkugel
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