Macabros 096: In der Arena der Drachentöter
ihm wollte.
Die riesigen Geschöpfe, die auf der Erde Abscheu und Angst
hervorriefen, verhielten sich andererseits erschreckend
menschlich.
Menschlich im Sinn ihrer Handlungsweise. Sie hatten ihn gefesselt
– auf ihre Weise. Das taten Tiere nicht.
Sie schleppten ihn davon.
Sie hatten eine Stadt – und einen Palast. Dort war ›ihr
König ‹ zu Hause.
Ein besonders prächtiges, großes und starkes Exemplar,
und wenn er sich vorstellte, daß ein solches
›Ungetüm‹ einen Mann aus Vaii-peen, der nur
geringfügig größer war als er, gegenüberstand,
fragte er sich, welche Chance ein Schwertkämpfer gegen einen
solchen Koloß überhaupt hatte.
Der Palast war eine Felsenhöhle, die im gleichen Krater
untergebracht war wie der Vulkan.
Die Hitze, die in der Luft lag, war unerträglich.
Rauchschwaden zogen durch die Höhle. Brunnen standen
überall herum, aus denen Feuerkaskaden sprangen. Seitlich des
riesigen Thrones, auf dem der Drachenkönig hockte, floß
donnernd und brausend ein ›Wasserfall‹, der aus purer Lava
bestand. Der See darunter glühte und dampfte. Das Land der
Drachen war keins für die Menschen. Ihre Lebensbedingungen
unterschieden sich gewaltig voneinander.
Unsanft wurde Björn Hellmark auf den Boden herabgelassen.
Der Mann von Marlos landete vor den Füßen des
Kolosses.
»Du bist ein Fremder. Du kommst nicht aus Vaii-peen,
gehörst nicht nach Xanoeen«, ›hörte‹ er die
Stimme in seinem Hirn. »Wer bist du? Woher kommst du?«
Sein Gegenüber beherrschte die Gabe der Telpathie. Sie waren
intelligent, obwohl sie wie Bestien aussahen. Sie hielten ihn
für einen Feind. Im gewissen Sinn war er das auch. Als
Eindringling mußte er damit rechnen, festgenommen zu
werden.
»Bist du ein Spion?«
»Nein«, dachte Björn nur. Durch seine
›Gedankengespräche‹ mit Al Nafuur war er an diese Art
der Kommunikation gewöhnt. »Ich komme aus einer anderen
Welt – und ich habe einen Auftrag.«
»Also bist du doch ein Spion!«
Die Stimme erfüllte ihn dröhnend.
Björn war außerstande, sich aufzurichten. Die Fesseln
hinderten ihn daran. Er war völlig hilflos. Er lag flach auf dem
Boden, und die Höhe zum Kopf des Drachen-Kolosses kam ihm
dadurch um so gewaltiger vor.
»Nein! Meine Aufgabe ist es, den König der
Drachentöter zu suchen und ihn zum Kampf zu
stellen…«
Er spürte Verwirrung und Unsicherheit. Die Gefühle
wurden von außerhalb in ihn hineingetragen und schwemmten sein
eigenes Empfinden hinweg. Björn glaubte, daß diese
Stimmungsschwemme von jenen stammten, die ebenfalls im Vulkan-Palast
anwesend waren. Auch bei ihnen handelte es sich um Telepathen, und
das eigenartige Zwiegespräch zwischen dem Drachenkönig und
ihm wurde von ihnen aufmerksam verfolgt.
»Ich hatte nicht die Absicht, den Drachen zu begegnen und in
die Drachenstadt zu kommen«, präzisierte er seine Gedanken.
»Ihr habt mich geholt…«
»Das ist eine Lüge!«
Björn ließ seinen Gedanken freien Lauf. Die ganze
Szenerie dessen, was er gesehen und erlebt hatte, ließ er vor
seinem geistigen Auge abrollen. Er mischte das Abenteuer mit der
schwarzen Wolke mit dem Erlebnis, das Macabros in der einen
Höhle gehabt hatte.
»Unser Weg sollte nach Vaii-peen führen. Warum habt ihr
uns angegriffen?« gipfelte seine Gedankennachricht in dieser
Frage.
Hier war – unter welchen Umständen auch immer – ein
Dialog möglich. Er hatte es mit fremdartigen Geschöpfen
einer ebensolchen Welt zu tun. Aber es wies einiges drauf hin,
daß kein dämonischer Sinn hinter allem stand.
Dämonie und Magie aber schienen dennoch eine Rolle gespielt
zu haben. Die schwarze Wolke und was daraus für Arson und ihn
resultierte waren ein Hinweis darauf. Waren die Drachen dafür
verantwortlich zu machen oder war eine andere Kraft wirksam geworden,
die sie bestritten, zu kennen?
Wenn dies der Wahrheit entsprach, dann mußte es auch
möglich sein, den Irrtum aufzuklären. Denn eine auf
Dämoneneinfluß zurückgehende Gefahr würde den
Bewohnern des Drachenlandes wohl kaum unbekannt sein.
Aber – sie war es!
»Du kennst offenbar die Vergangenheit sehr gut,
Fremder.« Der Drachenkönig führte die telepathische
Unterredung unbeirrt weiter. »Es gab Versuche, Dämonismus
und Magie einzuführen. Hätte dies alles uns allein
genützt, wären wir sehr wohl damit einverstanden gewesen.
Aber das ›zweite Volk‹ – «, damit meinte er
diejenigen, die humanoid aussahen, »war stets daran beteiligt.
Was uns nützte, half auch ihnen. Wir
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