Macabros 101: Sturz in das Chaos
ganze
Gesicht wie ein großer Junge. »Ich war schon draußen
und hab’ überall nachgesehen…«
»Draußen?« fragte Macabros verwundert. »Aber
es ist doch dunkel und…«
Etwas im Blick seines Gegenüber veranlaßte ihn, nicht
weiterzusprechen.
»Dunkel? Wie kommst du denn darauf?« wunderte sich
Bolonophom. Er schüttelte den Kopf. »Es ist taghell. Die
Nacht ist längst vorbei…«
Macabros vergewisserte sich sofort und fand die Angaben seines
neuen Freundes bestätigt.
»Ihr Götter seid schon eine komische Rasse!«
Bolonophom kratzte sich im Nacken. »Die einfachsten Dinge
entgehen euch… aber dafür seid ihr auf anderen Gebieten
unschlagbar… du mußt mir mal erzählen, wie das mit
den Göttinnen ist, das interessiert mich schon lange…«
Der schwarzgelockte Mann feixte. Er befand sich in aufgekratzter
Stimmung. Die Verletzung vom Abend zuvor war gut verheilt, und er
erwähnte sie mit keinem Wort.
»Ein andermal, Bolonophom, ein andermal berichte ich dir auch
darüber«, sagte Macabros abwesend, während er mit
seinen Gedanken ganz woanders weilte und das sanfte Tageslicht
betrachtete, das durch die Blätter fiel. Die Luft war mild und
warm.
In der zunehmenden Helligkeit nahm er nun die bunten Blüten,
die an den Stämmen wuchsen, und das satte Grün der
Blätter wahr.
Er konnte es nicht fassen, aber die Bilder der Wirklichkeit
sprachen für sich.
Es war tatsächlich Morgen geworden!
Macabros konnte nicht fassen, daß soviel Zeit vergangen war.
Es kam ihm noch jetzt so vor, als hätte das informative
Gespräch mit Al Nafuur höchstens eine halbe Stunde
gedauert.
Aber es war eine ganze Nacht darüber vergangen…
*
Sie weihten Arson, den Mann mit der Silberhaut, in ihre
Überlegungen ein.
»Ich habe an das gleiche Unternehmen gedacht«, sagte er
zu ihrer Verwunderung. »Doch ich wollte erst noch eure
Rückkehr abwarten. Es ist ohne weiteres möglich, den Tag
anzusteuern, an dem sie beide verschwanden. Aber es gibt ein Problem:
Wenn wir etwas unternehmen, das ihre Mission betrifft, hat es zur
Folge, daß in der Zukunft Ereignisse korrigiert werden, die
ohne unser Eingreifen sich anders darstellen würden. Ob dies in
Björns Sinn liegt, speziell bei seiner brisanten Mission, wage
ich zu bezweifeln…«
Die Fähigkeit, mit Arsons Zeitschiff die Gegenwart hinter
sich lassen zu können, war in der Tat ein zweischneidiges
Schwert.
»So weit brauchen wir nicht zu gehen«, warf Rani Mahay
nachdenklich ein. »Es genügt schon, wenn wir erfahren, wie
sich ihr Übergang darstellte, was sich in dieser Stunde wirklich
abspielte… Über ein Vorgehen darüber hinaus
können wir dann immer noch entscheiden.«
Mit diesem Vorschlag waren alle einverstanden.
Rani Mahay, Danielle de Barteaulieé und Arson begaben sich
zu dem kugelförmigen Zeitschiff. Es lag hinter einem sanften
Hügel, und das helle Licht der Sonne brach sich auf der glatten
silbernen Oberfläche.
Die Kugel ruhte auf vier teleskopartigen Stützen im weichen
Sand. Arson ging als erster auf das Gebilde zu.
Wie durch Zauberkraft bewirkt, tat sich dort eine Öffnung
auf. Das Metall schien sich einfach zu teilen. Lautlos und
mühelos. Der Eingang war groß genug, einen aufrecht
gehenden, ausgewachsenen Menschen aufzunehmen.
In der Kugel gab es zahlreiche eingerichtete Kammern. Sie bot
demjenigen, der hier lebte, behaglich eingerichtete Wohnräume.
Die Kugel war ein rundes Haus, das sich durch Raum und Zeit bewegen
konnte, und sie besaß eine einzige Kabine, die Technik
enthielt. Sie lag im Zentrum der Kugel.
Von hier aus wurde das Zeitschiff gesteuert. Es gab außer
dem Sitz für den normalerweise einzigen Reisenden weitere
Sitzschalen, die bei Bedarf aus dem Boden gezogen werden konnten.
In die Wand eingelassen waren eine Reihe von Beobachtungsschirmen,
die an Fenster erinnerten.
Als die drei Menschen das Gefährt aus der Zukunft betreten
hatten, schloß sich die Öffnung wieder.
Arson nahm vor dem Armaturenbrett Platz, wartete, bis seine
Begleiter sich gesetzt hatten, und aktivierte dann die
Energiezufuhr.
Ein kaum vernehmliches Summen erfüllte das Zeitschiff des
Silbernen.
Rani und Danielle hatten das Gefühl, Komparsen in einem
Science-Fiction-Film zu sein. Die Kugel, mit der Arson in diese Welt
gekommen war, stammte aus der Zukunft. Eine spätere Generation
hatte sie entwickelt. Und sie wurde eingesetzt, um geheimnisvolle
Vorgänge in einer Zeit zu studieren und zu verfolgen, die
für Menschen wie Rani, Danielle und alle
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