Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh
entschiedenes Eingreifen – hatte sich die
ätherische Substanz fest mit der Psyche und Björn Hellmarks
Geist verkettet. Der Originalkörper begann einige Erregungen wie
Schatten, wie eine fahle Halluzination. Björn Hellmark, durch
Raum und Zeit von Macabros getrennt, hing wie tot in dem riesigen,
unvorstellbaren Netz des Bösen in Rha-Ta-N’mys
Schreckenszentrum.
Die klebrigen, armstarken Taue hielten ihn und Carminia. Niemand
von ihnen konnte vollständig erwachen. Die Atmosphäre des
Unheils, von Molochos virtuos beherrscht, sog ihnen das Leben aus,
ohne es ihnen vollständig zu nehmen.
Björn Hellmark glaubte zu träumen. Doch es war sein
Geist, verbunden mit Macabros, der die Abenteuer wirklich
erlebte…
Macabros war im Nu umschlungen.
Ringsum Dunkelheit, Druck, feuchte Wärme wie in einem
Treibhaus...
Er hatte das Gefühl, in einem Aufzug zu stehen, der mit
rasender Geschwindigkeit in die Tiefe schoß.
Der Fluß war wieder offen!
Macabros fiel mit dem Körper, der ihn umschlang, und aus
dessen Zugriff er sich nicht befreien konnte, in einen scheinbar
endlosen Schlund.
Dann war er inmitten eines Stroms aus einer flockigen,
federleichten Substanz. Sie bewegte sich wie Wasser und riß ihn
mit. Die zahllosen Arme des Wesens, das ihn von Kophas getrennt
hatte, ließen los.
Und doch war er nicht frei…
Er war Gefangener des Stromes, der sich rasend schnell unterhalb
der dunklen, glasigen Decke fortbewegte.
In diese Substanz, in diese Tiefe war auch Bolonophom mit seinem
Reit-Flugtier gerissen worden.
Lebte der Loark-Krieger noch?
War in der flockigen Schwärze, die ihn umgab, genügend
Sauerstoff vorhanden, um zu atmen?
Er wußte weder das eine noch das andere.
Er brauchte keinen Sauerstoff. Sein Körper ging weder in der
Gluthitze einer Sonne noch im absoluten Vakuum des Alls zugrunde.
Etwas drückte ihn seitwärts ab. Da war ein Sog, dem er
sich nicht entziehen konnte.
Macabros wurde gegen eine Wand geworfen. Und wieder griffen
Hände nach ihm.
Hände?
Es waren langgezogene, schmale Schatten, die die Form von Armen
und Händen hatten.
Sie warfen ihn gegen die Wand. Im Halbdunkeln nahm er Bewegung
darin wahr.
Einen Moment schien es ihm, als wollten die Schattenarme ihn
festhalten, ihn förmlich in die Wand drücken.
Aber das gelang nicht.
Macabros wirbelte in der flockigen Finsternis herum und starrte
auf die dunkle Wand.
Darin sah er Gestalten.
Frauen! Frauen aus Varone und anderen Wüstenstädten der
Loarks, von denen Bolonophom ihm erzählt hatte…
Das dunkle Glas war wie ein Spiegel, hauchdünn, gerade so
breit wie ein Körper. Und zwischen den einzelnen Spiegelplatten
klaffte ein handbreiter Spalt, hinter dem die flockige Dunkelheit
sich fortsetzte und nie ein Ende zu nehmen schien.
Macabros’ Rechte zuckte nach vorn.
Seine Hand berührte das kühle Glas. Die Gestalten auf
der Platte reagierten nicht, sie schienen ihn überhaupt nicht
wahrzunehmen.
Hätte es ein Herz in der Brust von Hellmarks
Doppelkörper gegeben - jetzt hätte es heftiger angefangen
zu schlagen, und er wäre vor Erregung in Schweiß
geraten.
Macabros’ drängte sich ein ungeheuerlicher Verdacht auf,
der sich Sekunden später bestätigte.
Er wanderte an den Glasplatten entlang, und dann stieß er
auf eine Person, die er kannte.
»Bolonophom!«
Er sagte es laut und deutlich.
Aber Bolonophom stand nur vor ihm, eingefangen im Glas, atmete,
und seine Augen bewegten sich.
Seine Hände glitten an der durchsichtigen dunklen Fläche
entlang, als suchten sie eine Öffnung, einen Spalt, durch den er
wieder in die Wirklichkeit, in die dritte Dimension entschlüpfen
konnte. Denn – Bolonophom war nur noch zweidimensional, wie das
lebende Bild, das ein Projektor auf eine Leinwand warf…
*
Die Worte aus Alan Kennans Mund trafen sie wie körperliche
Schläge.
Camilla, das Medium, tot?
»Was ist geschehen, Alan?« fragte Rani mit belegter
Stimme.
Danielle tupfte das Blut von Alan Kennans Gesicht und versorgte
die Wunden.
Man sah, daß Alan mit Schwäche kämpfte.
Die junge Französin nahm ein dunkles Fläschchen aus dem
Medizinkasten, entkorkte es und ließ ein paar Tropfen der stark
riechenden Flüssigkeit auf die Zunge des Verletzten fallen.
Alan Kennan wirkte gleich darauf etwas munterer.
Pepe und Jim waren inzwischen herangekommen und standen bleich und
schweigend bei dem Verwundeten. Auch Whiss, der kleine
geflügelte Kobold aus dem Mikrokosmos hatte seine Behausung im
Wipfel einer besonders
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