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Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh

Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh

Titel: Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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wußte, was er im Sinn
führte.
    »Das tut er auch nicht«, meldete sich eine klare Stimme
auf Ranis Schulter, noch ehe der antworten konnte. »Er wird die
stärkste Waffe mitnehmen, die es hier auf Marlos
gibt…«, meinte Whiss, der kleine Kerl, der die
Größe eines Rabens hatte und ein eigenartiges Zwitterwesen
zwischen Vogel, Schildkröte und Mensch war. Er hatte zwei Beine
wie ein Mensch, zwei kleine Arme, ein Flügelpaar, zart und
seidig wie das eines herrlich gezeichneten Schmetterlings, den Kopf
eines Vogels – und die hervorquellenden großen Augen einer
Schildkröte. Nicht zu vergessen jene elf runden Noppen, die wie
eine breit auseinanderstehende Bürste seinen kahlen Schädel
zierten.
    »Aha… Und was für eine Waffe soll das sein?«
erkundigte sich der Inder interessiert.
    »Ich natürlich«, erwiderte Whiss, unbescheiden wie
er war. Er bediente sich dabei einer fremden, markant männlichen
Stimme, die Rani, Danielle und auch die anderen noch nicht
gehört hatten. Das war stets ein Zeichen dafür, daß
er seiner Meinung besonderen Nachdruck verleihen wollte. Die
Fähigkeit, jedes Geräusch, jeden Laut, jede fremde Stimme
zu imitieren, war Whiss eigen. Er war wie ein lebendiges
Tonbandgerät.
    »Ja, das hab’ ich mir schon gedacht«, nickte
Rani.
    Er lächelte zufrieden. Die Begleitung von Whiss versprach
– in speziell gelagerten Fällen – manchmal wirklich
Hilfe und nicht zu unterschätzende Unterstützung. Mit
seinen Paranoppen konnte Whiss PSI-Fähigkeiten aktivieren,
über deren deren Umfang und Stärke er oft selbst nicht
hundertprozentig Bescheid wußte.
    »Wenn’s hart auf hart geht, fällt mir schon etwas
ein«, bekräftigte Whiss seinen Vorschlag.
    »Worauf ich mich verlassen kann, alter General. Danke
für das Angebot.«
    »Wieso ›alter General‹?« maulte Whiss.
    »Nun, dann eben – alter Bursche.
    Wenn dir das sympathischer ist…«
    »Mir paßt weder das eine noch das andere. Möchte
nur wissen, woher du die Gewißheit nimmst, daß ich
männlichen Geschlechts bin…«
    Rani zog unmerklich die Augenbrauen hoch. »Gewißheit
hat man bei dir über gar nichts…, wenn ich’s genau
beseh’. Ich weiß bis heute nicht, ob du Männlein oder
Weiblein bist.«
    »Ich hab’ immerhin ein Ei ausgebrütet«, warf
der kleine Kerl ein.
    »Richtig. Und prächtigen Nachwuchs gezogen. Wenn ich mit
meinen falschen Bemerkungen irgendeine zarte Saite in Ihnen verletzt
haben sollte, Mylady…«
    »Wieso ›Mylady‹? Es wird ja immer schlimmer.
Könnt ihr denn immer nur in zwei Kategorien denken?«
    Mahay zuckte die Achseln. »Bei uns Menschen ist das eben
so.«
    Whiss seufzte, daß man meinte, ein Elefant würde sich
durch seinen Rüssel schnauben. »Das scheint mir in der Tat
so zu sein. Ich glaube, ich werde dich mal aufklären
müssen, alter Haudegen… es gibt da gewisse Feinheiten in
unserer Rasse.«
    Rani winkte ab. »Ich nehme an, das ist eine längere
Geschichte.«
    »Ist es…«
    »Wunderbar, dann heb’ sie dir auf für später.
Wenn wir mehr Zeit haben. Auf lange Gespräche kann ich mich
jetzt nicht einlassen. Wir sausen ab nach Cereste, alter Knabe…
oder altes Fräulein, ganz wie du willst… wir suchen das
›Hotel Fraque‹, und ich hoffe nur, da wir es schnellstens
finden. Sehr detailliert waren Alans Angaben leider nicht. – Und
nun halt’ dich fest! Im Sturzflug geht’s
hinüber…«
    Seine Worte hallten noch nach, da war er schon nicht mehr zu
sehen.
    Rani Mahay teleportierte von der unsichtbaren Insel Marlos in das
nächtliche Frankreich, in die Provence…
    Fauchend schlug die Luft an der Stelle in der Blockhütte
zusammen, wo der zwei Zentner schwere Koloß von Bhutan noch
eben gestanden hatte. Und mit ihm – war auch Whiss
verschwunden…
     
    *
     
    Eine andere Welt, eine andere Zeit…
    Das Xantilon der Vergangenheit, genau das Xantilon 28.734 Jahre
vor dem Untergang, 8734 Jahre vor der eigentlichen Zeitrechnung. Eine
Zeit, in der Völker und Rassen dort lebten, von der kein
Geschichtsbuch mehr berichtete.
    Aber – war das wirklich noch Xantilon? Macabros hatte zu
zweifeln begonnen.
    Mit dem Eindringen in das riesige Maul des steinernen Götzen
war er in einer Welt angekommen, die – wie er befürchtete
– in einer anderen Dimension lag. Vielleicht war es auch nur
eine andere Wirklichkeit der Insel im Innern des
Götzen…
    Er hoffte, daß das Letztere der Fall war, und daß er
wieder in der Lage sein würde, in die andere Wirklichkeit
hinüberzugleiten, aus der der

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