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Macabros 104: Höllenspuk

Macabros 104: Höllenspuk

Titel: Macabros 104: Höllenspuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Hotel Fraque gebracht worden war, war groß.
    Das Hotel Fraque war der Schlüssel zum Grauen. Von hier war
alles geplant und gesteuert worden. Hier hatte Rani seine ersten
Erfolge errungen und war er der gefährlichen Alten auf die Spur
ihres wahren Daseins gekommen.
    »Du, das ist ja prima«, vernahm sie die erste
Jungenstimme wieder. Sie klang schon leiser, als wolle er nicht auf
sich aufmerksam machen. »Das scheint so eine Art Sammelplatz von
ihnen zu sein, so viele auf einmal habe ich noch nie gesehen. Da
knallen wir ein paar ab…«
    Sie erstand wie ein Geist aus dem Nichts. Und sie sah die beiden
Jungen hinter der Erdwelle im gleichen Augenblick. Der eine, der
größere von beiden, hatte ein Luftgewehr dabei, legte an
und zielte.
    Droben auf den morschen Pfosten, die einst zur Umzäunung
gehörten, hockten mehrere Krähen. Der Junge drückte
ab. Der helle Klang zerriß die allgemeine Stille.
    »Nein, nicht!« hörte Danielle de Barteaulieé
sich noch schreien, stürzte nach vorn, und das Blut gefror ihr
in den Adern. Sie sah, daß die anderen Krähen,
aufgeschreckt durch den Schuß, mit schwerem Flügelschlag
in die Luft vorstießen. Bis auf eine, die zwar die Flügel
noch spreizte, aber dann nach vorn kippte, weil die Kugel sie mitten
in den Kopf getroffen hatte…
     
    *
     
    Sie rannte auf die Jungen zu, die sie groß und erschreckt
ansahen.
    »Nicht mehr schießen! Schießt keine Krähen
mehr!« rief sie ihnen zu.
    Der größere von beiden senkte das Luftgewehr.
»Aber wir dürfen das, mein Vater hat es mir erlaubt«,
sagte er trotzig. »Es gibt zuviele hier, sie picken uns den
Salat von den Feldern… sie sind in dieser Gegend eine
regelrechte Plage…«
    »Ja, ich weiß«, antwortete Danielle mechanisch.
Und sie dachte, daß sich die großen schwarzen Vögel,
in die Madame Fraques hilfreiche Geister sich tagsüber
verwandelten, in der Masse der hier nahe den Feldern und Äckern
lebenden Vögeln am besten untertauchen konnten. Kein Mensch
käme auf den Gedanken, daß ein Teil der Krähen
Geschöpfe aus einem Zwischenreich waren, die sich tagsüber
nur noch in der Krähengestalt in der Welt der Menschen zeigen
konnten.
    »Ich möchte euch bitten, in der nächsten Zeit nicht
auf die Krähen zu schießen«, sagte sie fiebernd.
    »Aber warum nicht, Mademoiselle?«
    »Ich beobachte sie. Ich arbeite für eine
wissenschaftliche Forschungsgesellschaft, versteht ihr?« fiel
ihr die Ausrede augenblicklich ein. »Wir wollen das Leben und
Verhalten der Krähen studieren. In den nächsten Tagen
kommen noch ein paar Kollegen hinzu. Ihr würdet mir einen
Gefallen tun, wenn ihr eine Zeitlang diesen Ort meiden könntet.
Sobald wir mit unserer Arbeit fertig sind, könnt ihr euch hier
wieder frei bewegen… Und dafür, daß ihr
Verständnis zeigt, werde ich mich wiederum dankbar
erweisen…«
    Sie griff in die Taschen der enganliegenden weißen Jeans,
die sie trug, und zupfte zwei Banknoten heraus. Es waren zwei
Zehn-Franc-Scheine.
    »Hier, für euch! Kauft euch etwas Schönes
dafür. Wenn ihr in drei Tagen wiederkommt, kriegt ihr nochmal
die gleiche Prämie…«
    Die beiden nahmen das Geld freudig an und zogen jubelnd davon.
    Die mühsam unter Kontrolle gehaltene Beherrschung schuf sich
Bahn in Tränen, die in Danielles Augen schossen, als sie allein
war. Einen Moment geriet sie in Panikstimmung, als sie den Hügel
emporeilte, um die Stelle zu suchen, wo die Krähe zu Boden
gefallen war.
    Sie konnte nur an Rani denken. Wenn das Schicksal es wollte,
dann…
    Sie wehrte sich dagegen, diesen Gedanken zu Ende zu denken.
    Statt dessen überflutete sie plötzlich ein
Glücksgefühl.
    Danielle dachte daran, wann Rani Marlos verlassen hatte, um
Monsieur Henri in Paris aufzusuchen. Sie kannte den Zeitpunkt der
Umwandlung und des Abflugs der Krähen aus dem Haus.
    In dieser kurzen Zeitspanne konnten – auf normale Weise
jedenfalls – die drei Krähen den langen Flug von Paris bis
hierher noch nicht geschafft haben.
    Auf normale Weise… dies war eine Voraussetzung. Wenn Magie im
Spiel war, dann allerdings stimmte dies alles nicht mehr.
    Sie rannte zu dem Pflock und sah am Boden einige Federn, aber nach
der erschossenen Krähe suchte sie vergebens.
    Sie fand einen mehlfeinen, schwarzgrauen Staub.
    Das war alles, was von dem großen Vogel übrig geblieben
war…
     
    *
     
    Rha-Ta-N’my, die Göttin der Dämonen, liebte es, als
Vogel in Erscheinung zu treten. Sie hatte die Fähigkeit, in
tausenderlei Masken aufzutreten. Aber der

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