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Macabros 104: Höllenspuk

Macabros 104: Höllenspuk

Titel: Macabros 104: Höllenspuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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ging auf.
    Sie erreichte die hinterste Zimmertür auf der linken
Korridorseite, drückte vorsichtig die Klinke herab und vernahm
das leise Rumoren aus dem Kaminschacht.
    Blitzschnell huschte das Mädchen aus Marlos in den dunklen
Raum, drückte sich in die Ecke hinter dem zugezogenen Vorhang
und konnte sich gerade verbergen, als der schwarze Vogel durch den
Schacht rutschte.
    Keine Sekunde später hätte Danielle das Zimmer betreten
dürfen.
    Sie hielt den Atem an und sah die Krähe aus dem Dunkeln unter
der Altarplatte hüpfen.
    Danielle de Barteaulieé erkannte sofort, daß mit dem
Vogel schon eine Veränderung vorgegangen war.
    Seine Augen glühten so unheilvoll, so unheimlich, daß
es ihr eiskalt über den Rücken lief.
    Sie waren kalt und grün wie Smaragde, und der Boden rings um
den Vogel war ausgeleuchtet, als würde er aus sich selbst heraus
glühen.
    Dann erreichte die Krähe die Vorderseite des Altars und
drehte der Beobachterin den Rücken zu.
    Und begann zu wachsen…
    Wie ein Schatten, der immer länger wurde, schob sich der Leib
auf langen dünnen Vogelbeinen in die Höhe. Er wurde breiter
und nahm menschliche Formen und Umrisse an. Noch aber war das
Krähenartige dominierend.
    Die Beine waren immer noch schuppig und lang, der Kopf zwischen
den Schultern war der eines großen, schwarzen Vogels.
    Doch dann verschwanden auch diese hervorragenden Merkmale.
Dafür wurden andere sichtbar.
    Das Wesen vor dem Bild mit der farbigen Nebellandschaft
zündete jetzt die schwarze Kerze an.
    In ihrem unruhigen Licht war deutlich das Bizarre der Gestalt zu
erkennen.
    Sie war weder Mensch noch Tier und sah aus wie maskiert.
    Es handelte sich um eine aufgetakelte Endvierzigerin, die langes,
platinblondes Haar hatte, das sie ausgekämmt trug. Die Haut der
Frau war unnatürlich bleich, was den Kontrast zu den schwarzen
tiefliegenden Augen noch verstärkte.
    Sie hatte einen kleinen, wohlgeformten Busen, der unter einer
blau-schwarzen, halbdurchsichtigen Bluse gut zu sehen war. Die runden
Hüften wurden durch einen enganliegenden, beinahe winzigen Rock
noch betont. Der Frau haftete etwas Clowneskes, Makabres an, ohne
daß man den Grund dafür begriff.
    Ihre langen Beine hatte sie hingestellt wie eine
Ballett-Tänzerin, die auf die ersten Klänge ihres
Musikstücks wartete.
    Und schon bewegte sie in dem gespenstischen Kerzenschein ihre
Arme.
    Und da erst sah Danielle, daß es keine Menschenarme mehr
waren. Sie waren schwarz, mit großen, lackartig glänzenden
Reptilienschuppen bedeckt. Die Arme waren Reptilien! Sie waren lange,
dicke Schlangen, die eigenständiges Leben führten…
     
    *
     
    Die Frau bewegte sich nach einer Musik, die Danielle nicht
hörte.
    Die Bewegungen dieses seltsamen Zwitterwesens, das hier zu Hause
war, waren lasziv und wirkten auf einen unsichtbaren Zuschauer
aufregend und anregend. Die Tänzerin schien mit ihrem
merkwürdigen Tanz irgend jemand becircen zu wollen.
    Wen? Was?
    Und dann sah Danielle de Barteaulieé es…
    Die massive schwarze Marmorplatte senkte sich in die Tiefe!
    Der Altar war nicht befestigt, hatte keine Seitenteile und wurde
nicht durch Träger an der Wand gehalten. Er hing freischwebend
vor dem riesigen Gemälde – und wurde durch den
merkwürdigen Tanz veranlaßt, sich zu bewegen. Die
tänzerische Gestik, das ganze Erscheinungsbild dieser Frau
löste etwas aus, das ein anderer eben nicht konnte, da er den
Schlüssel dazu nicht besaß.
    Die Altarplatte bewegte sich, als würde ein Magnetiseur sie
schweben lassen.
    Die tänzerischen Bewegungen nach unhörbarer Musik
blieben gleich, die Frau veränderte sich nicht.
    Dann lag die Platte zu ihren Füßen, während die
schwarze Kerze noch an der Stelle schwebte, an der sie die ganze Zeit
über von Anfang an in Höhe der Altarfläche gestanden
hatte.
    Es schien, als würde dort noch immer unsichtbar die Platte
sich befinden.
    Nun stieg die Frau auf die am Boden liegende
Marmorfläche.
    Und ging auf das Bild zu, das sich auch an der Stelle der Wand
fortsetzte, die die ganze Zeit unterhalb des Altars gelegen hatte
– und wo sich eigentlich jetzt Wand und Kaminöffnung
befinden mußten.
    Das gleiche Bild, das noch immer an der Wand in normaler
Blickhöhe hing, befand sich jetzt auch unten, wie eine
Projektion.
    Und sie war spiegelverkehrt!
    Danielle de Barteaulieé stand unter einer ungewöhnlich
starken Anspannung.
    Die herabschwebende massive Platte hatte wie eine Webmaschine ein
leuchtendes, spiegelverkehrtes Bild gewoben, das in

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