Macabros 104: Höllenspuk
Meter Höhe raste er dem Land entgegen, das unter den
Wolken lag. Eine grüne, bewaldete Ebene. Die Wildnis, in der die
Traphilen zu Hause waren…
Der langgezogene Schrei hallte durch die Luft. Zwei Rassegenossen
des Luftreiters setzten in halsbrecherischem Sturzflug sofort nach,
holten auf und entschwanden den Blicken Macabros’ und
Bolonophoms.
Damit verringerte sich die Zahl der Angreifer um zwei weitere.
Bolonophom kämpfte mit aller Kraft und Zähigkeit, zu der
er fähig war.
Eines Gegners hatte er sich entledigt, der zweite und dritte
tauchten neben ihm auf und ließen ihn nicht dazu kommen, Atem
zu schöpfen.
Macabros klammerte sich verzweifelt an die Haltegriffe des
Knochensattels. Die Echse bewegte die wie mit dürrem Pergament
bespannten Flügel kraftvoll und befand sich noch immer auf dem
Flug in die Tiefe.
Der starke Luftstrom machte Macabros zu schaffen.
Es bereitete ihm einige Schwierigkeiten, den Sattel zu erklimmen.
Mehr als einmal drohte er abzurutschen. Das Tier vollführte wie
ein aus der Kontrolle geratener Trabant die irrsinnigsten Bewegungen
und wollte den ungewohnten Reiter abwerfen.
Macabros fürchtete den Sturz in die Tiefe aus einem anderen
Grund als einer, der Gefahr gelaufen wäre, dort unten zu
zerschmettern.
Er würde von Bolonophom getrennt werden. Wenn der Loark heil
aus dem Kampf herauskam und sich auf die Suche nach seinem
»Gott« machte, würde er diesen wahrscheinlich so
schnell nicht mehr finden.
Dort unten die Wildnis vor Aggars Wüstenzone war riesig. Und
hier aus der Höhe waren die gelblichbraunen Schatten, die die
Wüste im Osten ankündigten, schon zu sehen.
Doch Macabros stürzte nicht ab.
Es gelang ihm sogar erstaunlich gut, in dem ungewohnten Sattel
Halt zu finden und die Zügel zu ergreifen. Bewußt
unterließ er es, irgendwelche Geräusche und Laute von sich
zu geben. Welcher Art die Kommandos waren, mit denen Luftreiter ihre
Tiere in der Luft befehligten?
Er versuchte es nur mit Hilfe der schmalen Zügel.
Und – es gelang.
Beim ersten Ruck schon änderte die Flugechse willig ihr
Verhalten.
Sie gab den Sturzflug auf, ging in ein sanfteres Gleiten
über, zog in einer Kurve herum und begann jäh mit dem
Aufstieg, als Macabros ein zweites Mal kurz und kräftig zog.
Steil ging es in die Höhe. Wolkenfetzen teilten sich, scharf
blies ihm die Luft ins Gesicht.
Tief unter ihm tauchten nochmal die beiden Luftreiter auf, die mit
langen, netzartigen Fangseilen ihrem von Macabros aus dem Sattel
gehievten Rassegenossen zu Hilfe geeilt waren und ihn gerettet
hatten.
Doch was da weiter unter ihm geschah, interessierte ihn im
Augenblick wenig.
Bolonophom befand sich in Bedrängnis. Er brauchte Hilfe.
Nach dem ersten Angriff mit einer Serie von Miniaturpfeilen
schienen die Luftreiter nun alles daranzusetzen, den Loark lebend in
die Hände zu bekommen.
Die Art und Weise, wie der Kampf sich entwickelt hatte, schien
für sie ein Novum zu sein.
Macabros preschte heran. Er jagte direkt auf die beiden Krieger
zu, die Bolonophom das Leben schwer machten.
Den einen konnte der Loark abwehren, der andere warf sich auf
ihn.
Mit gewaltigen Flügelschlägen versuchte der Llonoll, dem
Kampf geschehen zu entrinnen.
In luftiger Höhe und in vollem Flug spielte sich ein Kampf
ab, wie er in dieser Form jedem Regisseur eines Fantasie-Films zur
Ehre gereicht hätte.
Macabros nahm die Zügel nicht zurück, und sein Flugtier
krachte mit voller Wucht auf das in der Luft vor ihm gleitende. Der
Aufprall war so heftig, daß der Bizarre aus dem Wolkenhorst aus
dem Sattel schoß, als wäre ein Raketentreibsatz unter
seinem Hintern gezündet worden.
Das Reittier des Fremden ließ den Kopf hängen und war
ohne Besinnung.
Das Tempo, mit dem Macabros ebenfalls aus dem Sattel bei dem
Zusammenstoß gerissen wurde, war nicht geringer.
Doch er konnte seinem – gerade noch erwarteten –
Blitzstart eine Richtung geben.
Er sprang den Feind, der Bolonophom mit dem Schwert den
Schädel spalten wollte, von hinten an.
Der Loark-Mann, von einem dritten Angreifer von links
bedrängt, konnte dort reinen Tisch machen.
Macabros’ Auftauchen wendete das Blatt zum Günstigen
für ihn. Bolonophom jubelte, während er den Luftreiter aus
dem Sattel hebelte.
»Gleich zwei, die sich den Wind ein wenig um die Ohren wehen
lassen wollen!« freute er sich, als er sah, daß sowohl
sein Gegner als auch der Macabros’ mit rudernden Arm- und
Beinbewegungen in die Tiefe stürzten.
Dies hatte zur Folge,
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