Macabros 108: Haus der grausamen Druiden
Unsichtbarkeit wirkte.
Es war eine Reise wie in einem Traum, eine Reise, die jedoch ein
Ziel hatte.
Gigantopolis!
Whiss war der Führer und Steuermann, sie waren auf Gedeih und
Verderb mit ihm verbunden.
Der Zustand, in dem sie sich befanden, war ideal, um an jedem
Punkt der Alptraumstadt zu landen.
Whiss wählte das Innere des labyrinthartigen Palastes.
Sie waren – als Unsichtbare – mitten in der Höhle
des Löwen, mitten im Palast und hörten die Schritte der
Dämonen-Wächter, die auch im Palast patrouillierten.
Nur eine Armreichweite von ihnen entfernt tauchte eine Gruppe von
Ungeheuern auf.
Die Gruppe bestand aus vier Mitgliedern.
Björn Hellmark und seinen Begleitern wäre es ein
leichtes gewesen, die Gegner aus dem Unsichtbaren heraus zu
überfallen und zu töten.
Doch sie durften nicht unnötigerweise auf sich aufmerksam
machen, solange keine außergewöhnliche Situation eine
Aktivität von ihnen verlangte.
Der Tod der Dämonen brachte ihnen nichts – nur die
Gefahr, entdeckt zu werden…
Offenbar wollte Molochos dies provozieren.
Björn und seine Getreuen preßten sich so tief wie
möglich in die Wandnische. Sie waren durch Velenas Armreif zwar
unsichtbar, aber nicht körperlos.
Sie hielten den Atem an.
Sobald sie der Atem der Monster streifte, konnten diese auf ihren
Atem und ihre unsichtbaren Körper aufmerksam werden, wenn sie
sich zu weit nach vorn wagten und aus Versehen die Ungeheuer aus
Gigantopolis berührten.
Als die Gruppe vorüber war, lösten Björn und seine
Begleiter sich aus der finsteren Ecke und bewegten sich auf
Zehenspitzen durch den schmalen Korridor. Er wurde aus groben
Steinquadern gebildet.
Die Luft war wie in einem Treibhaus und übte Beklemmung
aus.
Überall schien irgendwo eine Gefahr zu lauern.
Wortlos machten sich die Freunde auf den Weg und erreichten eine
Treppe, die in eine höher gelegene Etage des Palastes
führte. Ehe sie das geringste unternahmen, mußten sie
wissen, wo Carminia Brado festgehalten wurde. Ob hier im Palast oder
an einem anderen Ort…
Eines nämlich war merkwürdig.
Obwohl Whiss mit dem mächtigen Psi-Feld die riesige Stadt und
vor allem den Palast wie mit Röntgenblicken abgesucht hatte,
hatten sie Carminia Brado nirgends entdecken können.
Aber die Brasilianerin mußte sich in der Alptraumstadt
aufhalten…
*
Sie kamen nur langsam voran.
Obwohl sie ein Bauer auf seinem Pferdefuhrwerk ein Stück
mitnahm, erreichten sie am Abend erst den Lake Corrib, rund
dreißig Meilen östlich der Kilkieran Bay.
Bis nach Dublin mußten sie das Land kerzengerade Richtung
Osten durchqueren. Das konnte Tage in Anspruch nehmen, da sie
über keinerlei finanzielle Mittel verfügten, um ein
öffentliches Verkehrsmittel zu benutzen.
In Dublin aber dann standen Harry Carson alle Wege offen. Dort gab
es den Schiffshafen und einen Air-Port. Das Tor zur Welt… das
Tor nach Amerika, in die alte Heimat…
Es regnete, und der Wind war unangenehm kühl.
Harry Carson war an Wind und Wetter gewöhnt, und es
hätte ihm auch nichts ausgemacht, unter freiem Himmel zu
übernachten. Aber er war doch froh, als sie eine verlassene
Hütte in Seenähe fanden, die zwar nicht regendicht war,
aber den kalten Wind abhielt.
Bei Einbruch der Dunkelheit erörterten sie ihr weiteres
Vorgehen, und Macabros hatte die Hoffnung, daß sie es doch
schneller schaffen würden, als es den Anschein erweckte.
»Der Karte nach, die wir bei McCloud sahen, stoßen wir
morgen früh auf die Hauptstrecke nach Dublin, Harry. Ich habe
schon lange keine Eisenbahnfahrt mehr auf den Puffern der Waggons
unternommen. Den Spaß werden wir uns nicht entgehen
lassen.«
»Vorausgesetzt, daß wir die Nacht
überstehen.«
Es klang pessimistisch.
»Wie kommst du auf den Gedanken, daß etwas passieren
könnte?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie uns einfach
sang- und klanglos verschwinden lassen. Es liegt etwas in der Luft.
Ich spüre es beinahe körperlich…«
Macabros konnte sich den Worten seines Begleiters nicht
verschließen.
Auch er spürte das Unheil – ohne dafür eine
Erklärung zu haben.
Es schien, als würde sie etwas Unsichtbares ständig
umlagern und beobachten…
*
Er wußte selbst nicht, woher er die Kraft und die Ausdauer
nahm, die Steine aus dem Boden zu hacken und das Erdreich
auszugraben.
So schwer hatte er körperlich lange nicht mehr
gearbeitet.
Er tat es wie unter einem inneren Zwang, wie in Trance.
Stunde um Stunde war vergangen, und er
Weitere Kostenlose Bücher