Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons
passiert ist, Rani, findest du
meine Ankunft hier sicher weniger lustig.«
»Berichte!«
»Sofort. Gibt es inzwischen irgendwelche Neuigkeiten von
Björn?«
»Nein. Er hält sich immer noch in Bangkok auf, Rich.
Wahrscheinlich mach’ ich in Kürze einen Abstecher dorthin
und seh’ mal nach dem Rechten. Mir dauert es auch zu lange, bis
er ein Lebenszeichen von sich gibt.«
»Ich hab’ eins. Es lag auf meinem Schreibtisch. Als ich
mich näher damit befassen wollte, wurde es bösartig. Da bin
ich nach Marlos geflohen – und die Gefahr mit. Sie hat sich in
Zischen aufgelöst.«
»Also doch! Ich hab’ das Zischen gehört. Was war
das, Rich?«
Patrick berichtete kurz und präzise.
Mahay ergriff sofort die Initiative, »dann hat Björn
etwas ausfindig gemacht.«
»Nur, was es war, läßt sich jetzt nicht mehr
feststellen«, murrte Patrick.
»Vielleicht gibt’s noch Reste in deinem Büro«,
vermutete Rani Mahay.
»Sehen wir nach.«
Sie versetzten sich nach dort.
Mahay materialisierte neben dem amerikanischen Verleger im
Chefzimmer. Brief und Umschlag lagen noch auf der Tischplatte, und im
Raum verbreitete sich der Geruch von -Schwefel.
»Riecht so, als hätte einer die Tür zur Hölle
geöffnet«, murmelte Rani.
Die Pfeile, die untersucht werden sollten, waren spurlos
verschwunden, in der Atmosphäre des Guten regelrecht verdampft,
wie Patrick richtig vermutete. Der Weg nach Marlos war ihnen nicht
geglückt.
Beide Männer wußten, was Björn Hellmarks Ziel in
Bangkok gewesen war. Die Begegnung mit Madame Mizu. Um sie
kennenzulernen, wollte er sich in ihrem Hotel einmieten und mehr
über ihre eigenwilligen Todesahnungen erfahren.
Patrick und Mahay beschlossen, in Bangkok nach dem Rechten zu
sehen. Bei ihrer ungewöhnlichen Art zu reisen, war der Aufwand
wahrlich gering.
Sie mußten nur nochmal nach Marlos zurück.
Die unsichtbare Insel mußte stets als Ausgangspunkt jeder
Reise an einen anderen beliebigen Ort der Erdkugel sein.
Marlos war End- und Ausgangsstation. Keinem, der seine Gabe durch
die besondere Atmosphäre der Insel praktisch ›geerbt‹
hatte, war es möglich, dieses Eiland zu umgehen. Weder Patrick
noch Mahay konnten von New York nach Bangkok
›springen‹.
Sie versetzten sich erneut nach Marlos und nahmen den Brief mit,
den Björn oder sein Zweitkörper im Office des Verlegers
hinterlassen hatte.
Marlos war nur Zwischenstation.
Außer Marga und Ulrich Koster hielt sich zur Zeit kein
anderer Bewohner dort auf.
Danielle machte eine Stippvisite in ihrem Heimatland, Pepe hatte
momentan die Aufgabe, im Keller eines abbruchreifen Hotels eine
Stelle zu bewachen, die das Tor in ein jenseitiges Zwischenreich
darstellte, und Whiss, ein Wesen aus dem Mikrokosmos hielt sich
derzeit in diesem Zwischenreich auf, um ein parapsychisches Kraftfeld
von der Ausdehnung eines Planeten näher zu erforschen und zu
beherrschen. Dabei war der kleine Kerl mit seinen elf Fühlern
und dem Aussehen eines Miniatur-Vogel-Schildkröten-Menschen
schon ein wahrer Meister auf diesem Gebiet. Er konnte unglaubliche
Dinge durch geistige Kräfte in Bewegung setzen.
»Ich bin außer den Kosters, die so etwas wie der gute
Geist eines Hauses für die Insel geworden sind und sich um
unsere leiblichen Belange kümmern, der einzige, der die Stellung
noch hält und hier in Sonne, Sand und Meer
herumfaulenzt.«
»Von der Faulenzerei hab’ ich nicht viel gemerkt«,
widersprach Patrick, der wußte, daß Rani untertrieb.
Nach den letzten unglaublichen Abenteuern der Freunde in
jenseitigen Reichen und vor allem in der Vergangenheit waren sie
damit beschäftigt, ihre Stellung zu bestimmen. Vor allem Rani
befaßte sich damit, eine neue Strategie zu erarbeiten. Sie
hatten erkannt, daß die momentane Konstellation
Rha-Ta-N’mys, der unbarmherzigen und gnadenlosen
Dämonengöttin, in dieser Zeit begünstigte und es
offenbar nur von der Gegenwart aus einen Weg gab, ihr zu
begegnen.
Die zahlreichen Ereignisse in der Vergangenheit hatten sie in
dieser Beziehung nicht weitergebracht. Doch sollte es nötig
werden, eine Aktion in der Vergangenheit durchzuführen, dann
waren sie auch dazu imstande.
Sie besaßen Gigantopolis, die fliegende Stadt<.
Tausende von Gebäuden, enge Gassen, auffällig spitze und
grotesk geformte Türme waren auf einer Plattform vereint, die in
einer Bucht vor der Insel Marlos lag. Die Silhouetten der Türme
und der sie verbindenden Brücken zeichneten sich gegen den
blauen, wolkenlosen Himmel ab. Wenn man
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