Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 124: Drudan, der Mysterienmacher

Macabros 124: Drudan, der Mysterienmacher

Titel: Macabros 124: Drudan, der Mysterienmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Gesichter lächelten ihr zu.
    Es waren nicht alles Verwandte oder Familienmitglieder, sondern
auch Menschen, die in der Nachbarschaft lebten, enge Freunde, die sie
öfters besucht hatten und mit denen sie zusammen gewesen
waren.
    Die anderen bewegten sich, und Carminia stand still.
    Sie sah die Geister der Verstorbenen so, wie man es manchmal in
Magazinen las, wie es von Personen, die klinisch tot waren und wieder
ins Leben zurückgerufen wurden, berichtet wurde.
    Helle Gestalten, umgeben von einer strahlenden Aura, mit der sie
sich lautlos bewegten.
    »Wie kommst du hierher, Carminia?« hörte sie ihre
Mutter fragen, und sie war es, die sich als erste aus dem Verband
löste und direkt auf sie zukam.
    Auch die anderen »gingen« noch weiter.
    Links und rechts kamen sie um Carminia herum und bildeten
beiläufig einen Kreis um sie, in dessen Mitte die Besucherin
dieser Jenseits-Sphäre zu stehen kam.
    Carminia brauchte nichts zu sagen.
    Als sie die Frage erreichte, erfolgte automatisch in ihrem
Bewußtsein die Antwort darauf.
    Und die anderen verstanden sie.
    »Wie habt ihr mich gefunden?« wollte die Brasilianerin
wissen.
    »Wir haben gemerkt, daß du da bist«, erfuhr sie
wiederum durch ihre Mutter.
    »Da sind wir sofort zu dir gegangen«, glaubte sie die
»Stimme« ihres Vater in sich zu hören.
    »Das geht hier ganz schnell«, erfuhr sie. »Man
wünscht sich, an einer bestimmten Stelle zu sein, und schon sind
wir da…«
    Auf diese Weise hatten sie sich alle gefunden.
    Es stimmte also, es gab im Jenseits ein Wiedersehen.
    Sie war von einem unendlichen Glück erfüllt, all die
Menschen wiederzusehen, die in ihrem Leben eine mehr oder weniger
wichtige Bedeutung gehabt hatten.
    Das Universum, das Dasein, das Leben wie das Sterben war ein
einziges großes Mysterium.
    Carminia merkte, wie eine seltsame, unstillbare Sehnsucht sie
erfaßte.
    Der Wunsch, für immer bei diesen Menschen zu sein…
    Dies waren die Menschen, mit denen sie gemeinsame Erinnerungen und
Freundschaften verbanden. Menschen, die in ihrem zweiten Leben als
Carminia Brado ihr Leben in irgendeiner Form beeinflußt und
bereichert hatten.
    Bei dieser Gelegenheit wurde sie unwillkürlich auch daran
erinnert, daß sie schon mal davor gelebt hatte. Als Loana, die
Tochter des Hestus… Aber aus der Zeit ihres ersten Lebens war
niemand in dieser Runde. Die Zeit lag schon weit zurück. Mehr
als zwanzigtausend Jahre waren seit ihrem ersten Dasein vergangen.
Die Menschen von damals hatten inzwischen längst eine andere
Stufe ihrer geistig-seelischen Entwicklung genommen, waren
möglicherweise auch in dieser Sphäre, hielten sich aber in
einer anderen, höheren Ebene auf.
    Seltsamerweise empfand Carminia auch keine Sehnsucht nach den
Eltern, Geschwistern, den Freunden und Verwandten ihres damaligen
Lebens. Vielleicht mußte sie selbst erst noch einen
Reifeprozeß durchmachen, der sie irgendwann nach der
endgültigen Einkehr in die Unsichtbarkeit in die Lage versetzte,
auch dieses Wissen und die ganze Palette der Gefühle zu
empfangen…
    Jetzt fühlte sie sich ausgeglichen und geborgen, und fast
empfand sie eine Scheu davor, den Tausch mit Doc Shadow
rückgängig zu machen.
    Die Anwesenheit in dieser Sphäre beglückte sie und
tötete immer mehr in ihr den Wunsch, überhaupt jemals
zurückzukehren.
    Diesen Weg mußten alle gehen, wenn das irdische Dasein
beendet war.
    Aber mein Weg ist noch nicht beendet, Aufgaben und Missionen
warten noch auf mich… drängten sich schwache Gedanken aus
der Tiefe ihres Bewußtseins empor.
    »Nein, du irrst dich«, wurde ihr da erklärt, ohne
daß sie zu sagen vermocht hätte, wer ihr diese Gedanken
übermittelte. »Drüben… auf der anderen
Seite… erwartet dich nicht mehr viel… Zur Erfüllung
deines Daseins… wirst du erst hier in diesen Sphären
kommen.«
    Ihre Mutter war ihr jetzt ganz nahe, und fast wie in einem
Spiegelbild standen sie sich gegenüber, während die anderen
Familienangehörigen, Freunde und Bekannten sie umringten, den
Kreis um sie immer enger schlossen, ohne daß ihr dies
bewußt wurde.
    »Ich freue mich, dich wiederzusehen, Carminia«, vernahm
sie die frohe Stimme ihrer Mutter in sich.
    »Ich auch, Mutter.«
    »Wie oft war ich in deiner Nähe. Immer wieder habe ich
sie gesucht.«
    »Ich dich auch… fast habe ich damals nicht weiterleben
wollen… ich habe den Tod nie begriffen.«
    »Die Menschen sind dumm, solange sie ›drüben‹
sind… es gibt keinen Tod… nur Verwandlung… Es gab
immer welche,

Weitere Kostenlose Bücher