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Macabros 125: Das Zauber-Pergament

Macabros 125: Das Zauber-Pergament

Titel: Macabros 125: Das Zauber-Pergament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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schimmerten in ihren Augen, und Pepe hatte das
Gefühl, als würde sie durch ihn hindurch in unendliche
Ferne blicken.
    »Ich möchte nach Hause… zu meinen Eltern und
Geschwistern… ich fühle mich so schrecklich
einsam.«
    Unendliche Sehnsucht klang in ihrer Stimme.
    Pepe schluckte. Er merkte, wie Mitleid in ihm aufstieg. »Ich
würde dir gern helfen, Verena, wenn ich nur wüßte
wie…«
    »Du hast deinen Körper noch. Das heißt, daß
du noch frei und nicht so bist wie wir.«
    »Dennoch werde ich hier festgehalten… ich bin
eingesperrt wie in einem Käfig… Der Eingang, durch den ich
hierher geschleppt wurde, ist versperrt.«
    »Es muß nicht der einzige sein. Ich an deiner Stelle
hätte mich längst nach einem anderen Ausgang
umgesehen…«
    »Gibt es ihn denn?«
    »Ich bin überzeugt davon. Ich bin schließlich auf
einem anderen Weg als du hierher gelangt.«
    »Wo kommst du her?«
    »Monty heißt unser Dorf.«
    »Dann kommst du aus England?«
    »Nein, aus Irland… Monty liegt nahe am Atlantik. Von
meinem Zimmer aus konnte ich über die Klippen hinweg das endlose
Meer sehen.«
    Pepes Augen wurden schmal. »Aber Monty liegt so weit entfernt
von diesem Ort!«
    Er konnte sich nicht vorstellen, daß ein Mann über
Hunderte von Kilometern hinweg Menschen entführte.
    »Dann weißt du also, wo wir sind?« reagierte
Verena unerwartet schnell.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nun, du sprichst von ›diesem Ort‹…«
    »Weil ich keinen anderen Namen für ihn habe. Wie ist es
passiert, Verena? Wer oder was hat dich aus Monty
entführt?«
    »Ich… weiß es nicht genau… Ich habe
geschlafen und geträumt, und als ich wach wurde, irrte ich durch
einen fremdartigen, gespenstischen Wald, als hätte mich jemand
ausgesetzt.«
    Pepe dachte nach und versuchte Klarheit über seine eigene
Lage zu erhalten. Im Umgang mit Dämonen und Geistern war er
nicht unerfahren. Er hatte manches unheimliche Phänomen in
seinem jungen Leben erfahren, was andere sich nicht mal vorstellen
konnten.
    Er rief sich die letzten Minuten vor seiner Entführung ins
Gedächtnis zurück.
    War er unbemerkt eingenickt und war dies alles nur ein Traum?
    Dann müßte er jetzt, wo er glaubte, dies zu erkennen,
auch aufwachen.
    Aber das war nicht der Fall.
    Der »Traum« ging weiter.
    »Hilf mir… nach Hause zu kommen«, flehte
Verena.
    »Ja«, sagte er leise, während er mit seinen
Gedanken weit weg war. »Wenn ich etwas für dich tun kann,
Verena, werde ich es tun.«
    Ihre Blicke begegneten sich, lange und eindringlich. Pepe
wußte, wenn es ihm gelang, heil aus diesem unheimlichen
Abenteuer herauszukommen, würde er diesen Blick nie
vergessen.
    »Monty, das kleine Dorf in Irland… vielleicht wirst du
es wiedersehen… und die anderen und auch ich werden hoffentlich
dort wieder hinkönnen, wohin sie gehören.«
    Ein merkwürdiger Mechanismus mußte eingetreten sein.
Jemand oder etwas, das die Macht hatte, Menschen im Schlaf und in
deren Träumen zu entführen, war aktiv geworden. Das ging
dem Jungen nicht mehr aus dem Sinn.
    Der Ort, an dem der Spiegel der Kiuna Macgullyghosh eingesetzt
wurde, stand laut Björns Erklärung unter besonderen
Bedingungen.
    Hier lebte einst ein Einsiedler, der das Buch der Träume
kannte. Es war bestimmt kein Zufall, daß vom Haus des
Einsiedlers aus ein Tor in die Welt des Mysterien-Machers existierte.
Vielleicht hatte vor langer Zeit dieser Einsiedler selbst die
Möglichkeit gehabt, von Fall zu Fall jene fremde Dimension
aufzusuchen und Drudans Träume vielleicht sogar erst in diese
Welt hereinzulassen.
    Früher, so hatte Björn ihn ebenfalls wissen lassen,
wäre der Spiegel der Kiuna Macgullyghosh offensichtlich in dem
alten Einsiedlerhaus gewesen, ehe er auf unerklärliche Weise
nach Irland und damit in die Hände der Druidin geriet.
    »Kannst du mir mehr über das erzählen, was hier
passiert ist, Verena?« nahm Pepe den Gesprächsfaden wieder
auf. »Warum habt ihr alle eure Körper verloren? Wieso kann
ich nur dein Gesicht als Fläche sehen – und nicht die ganze
Rundung des Kopfes? Auch bei den anderen ist das so…«
    »Es ist ein Teil der Welt des Bösen, in das man uns
versetzt hat… Hier gibt es Dinge, für die keine logischen
Erklärungen möglich sind. Aus der Sicht eines Menschen, der
nur die sogenannte ›normale‹ Welt kennt, erscheint es
unbegreiflich, daß es Menschen geben kann, die anderen
Böses tun. Oder die wie Vampire sein Blut saugen oder als
Telepath seine Gedanken lesen können…

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