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Macabros 125: Das Zauber-Pergament

Macabros 125: Das Zauber-Pergament

Titel: Macabros 125: Das Zauber-Pergament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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eilte sie zwischen den Stämmen dahin
und versuchte, dem Ankömmling so nahe wie möglich zu
kommen, ehe dieser seinen Wagen verließ und auf sie aufmerksam
wurde.
    Sie hörte, wie eine Tür schlug. Aber Danielle war noch
zu weit entfernt, um etwas erkennen zu können.
    War es Freund oder Feind, der da kam?
    Ein zufällig vorbeikommender Besucher, der keine Ahnung von
der Wichtigkeit des ablaufenden Ereignisses hatte und womöglich
auf den Spiegel aufmerksam wurde…
    Wer immer da eingetroffen war, derjenige würde sich fragen,
wie ein Spiegel von dieser Größe hierher kam und was er
hier verloren hätte.
    Durch einen dummen Zufall konnten der oder die
frühmorgendlichen Besucher dieses Waldstücks die besondere
Fähigkeit des Spiegels womöglich entdecken, passierten die
Grenzen zu einer anderen Welt und wurden Zeugen eines Vorgangs, der
für sie zu einem Schock werden konnte.
    Allerlei Gedanken gingen Danielle de Barteaulieé in diesen
Sekunden durch den Kopf.
    Sie erspähte jetzt zwischen den Baumstämmen das schwarze
Auto, ein Citroen neuester Bauart.
    Danielle war noch nicht nahe genug heran, um alles genau zu
erkennen. Für ihre weiteren Entscheidungen aber war es
notwendig, daß sie rechtzeitig die Angelegenheit
überschaute.
    Näher heran konnte sie jedoch jetzt nicht mehr, weil mit
jedem Schritt Laub unter ihren Füßen raschelte und
herumliegende Zweige knackten.
    Da entschloß sie sich, ihre Hexenkräfte
einzusetzen.
    Sie murmelte zwei Worte.
    Im gleichen Augenblick verschwand das Rascheln unter ihren
Füßen, und sie bewegte sich völlig lautlos. Zumindest
mußte es dem fremden Ankömmling so erscheinen.
    Geschickt das Halbdunkel, die dichtstehenden Bäume und das
Unterholz nutzend, schlich sie heran.
    Es war ein Citroen, und er sah aus wie ein Leichenwagen.
    Die Morgennebel waberten um das Fahrzeug und Danielles
Füße.
    Sie sah einen geduckten Schatten, etwa vier Schritte von der
Kühlerhaube des Autos entfernt.
    Danielle de Barteaulieé ging um den Wagen herum und
verfolgte den Fremden.
    Wohin wollte er? Was hatte er zu dieser frühen Stunde im Wald
zu suchen?
    Sie blieb in Lautlosigkeit gehüllt und holte so weit aus,
daß sie den Ankömmling, der sich von seinem Fahrzeug
entfernte, sehen konnte.
    Es war ein kleiner Mann mit langen spinnwebdünnen Haaren und
dürren Gliedern.
    Der Fremde war höchstens einsdreißig groß, sah
aus, als hätte er sich aus einem Feld gebuddelt, und wirkte wie
eine Ausgeburt der Hölle.
    Ein – Gnom!
    Er eilte mit schnellen Schritten vor ihr her, ohne sich ein
einziges Mal umzudrehen.
    Unter dem linken Arm trug er ein großes, uralt wirkendes
Buch.
    Danielles Herz pochte bis zum Hals.
    Der Gnom lief genau auf die Restfundamente des Einsiedler-Hauses
zu, wo der Spiegel der Kiuna Macgullyghosh stand!
    Danielle mußte verhindern, daß der Gnom den Spiegel zu
Gesicht bekam.
    Sie hob die Rechte, und ihre Finger bewegten sich flink und in
genau angeordneter Reihenfolge. Das erinnerte unwillkürlich an
das subtile Fingerspiel einer thailändischen
Tempeltänzerin.
    Danielle de Barteaulieé aktivierte ihre Kräfte.
    Sie beeinflußte die Elemente Licht, Luft, Erde und
Wasser.
    Dort, wo der Spiegel gegen den knorrigen Baum lehnte, wuchs
undurchdringliches Dickicht, das den für Hellmark und seine
Freunde lebensnotwendigen Spiegel vor den Blicken des unheimlichen
Fremden verbarg.
    Gleichzeitig hielt Danielle mit der anderen Hand das versteinerte
Manja-Auge.
    Sie würde es dann einsetzen, wenn die Lage es erforderte.
    Instinktiv fühlte sie, daß die Gestalt etwas Böses
im Sinn führte, daß jemand sie hierher beordert hatte und
ihr Eintreffen zu diesem Zeitpunkt alles andere als ein Zufall sein
konnte.
    Sie war eine Gefahr, auch wenn Danielle in diesen Minuten noch
nicht erkennen konnte, worin diese Gefahr bestand.
    Da hatte die Französin eine Idee: das Buch!
    Handelte es sich dabei um das »Buch der Träume«,
das zum letzten Mal unter mysteriösen Umständen in Paris
aufgetaucht war? Eine junge Chansonette namens Dominique Monde hatte
mit dem Buch zu tun, das auf rätselhafte Weise in ihr
Gepäck geriet. Dominique war – wie sie zu Protokoll gegeben
hatte – in einer Regennacht in Richtung Arles in der Camargue
von der Straße abgekommen. Die Frau und deren Freundin konnten
alles haargenau beschreiben.
    Sie gaben sogar den Namen des Dorfes an.
    Aber ein Dorf dieses Namens gab es nicht in dieser Gegend. Hier
gab es überhaupt keine menschliche Niederlassung.
    Dominique Monde

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