Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
dass sie ihr Gehege nicht verlassen konnten. Die beiden ungewollten nächtlichen Besucher jedoch sollten ihn mit etwas Mühe überwinden können.
Die Raubechsen waren inzwischen fast heran. Der Teleportationsversuch hatte kostbare Sekunden vergeudet. Die Tiere rissen das Maul auf, präsentierten lange Zähne … das Ganze in einer gespenstischen Lautlosigkeit.
Rani warf sich herum, hastete neben Danielle die beiden Schritte zum Zaun. »Ich helfe dir!«
»Nicht nötig«, erwiderte seine Freundin. »Ich schaffe das allein.«
Der Inder ging in die Knie und stieß sich federnd ab. Er bekam die Spitze eines der Pfosten zu fassen, unterstützte mit einem Klimmzug weiter den Aufwärtsschwung. In der nächsten Sekunde suchte er mit den Füßen tastend Halt auf dem wackligen Zaun, gab seinem Körper einen Drall zur Seite – und fiel außerhalb des Geheges wenig sanft auf einen Fußweg, der normalerweise von Touristen begangen wurde, die aus sicherem Abstand die Krokodile bestaunten.
Zeit zur Erleichterung blieb ihm nicht.
Danielle!
Sie hatte das Gehege noch nicht verlassen.
Gerade stemmte sie sich ebenfalls in die Höhe, als unter ihr, wenige Zentimeter von ihren Füßen entfernt, die gewaltigen Kiefer eines Krokodils krachend zusammenschlugen.
Rani packte ihre Hände und zog sie weiter in die Höhe.
Sekunden später waren sie beide in Sicherheit.
»Ich hätte dir helfen können …«, begann er.
»Quatsch«, unterbrach Danielle. »Ich bin doch keine Zuckerpuppe! Diesen Gitterzaun hätte ich normalerweise locker geschafft … ich bin abgerutscht und gestürzt, das hat mich Sekunden gekostet, was diesem Biest dort hinten gut gefallen hat.« Mit verkniffenem Gesicht deutete sie auf das Krokodil, das sie mit seinen kleinen Augen anstarrte. Seine Artgenossen verzogen sich bereits wieder im Wasser. »Ich mochte Echsen noch nie. Ab sofort hasse ich sie.«
»Was ist nur passiert, Danielle? Kannst du dich daran erinnern, dass ein Sprung von Marlos jemals derart falsch gelaufen ist? Wir sind nicht nur nicht am Ziel gelandet – sondern ziemlich weit weg davon, um es salopp zu sagen! Krokodile in einem Freigehege im Zoo … das klingt nicht nach Österreich oder einem Nachbarland!«
»Spanien vielleicht«, murmelte Danielle. »Oder …«
»Gestern Abend hat die Reise noch einwandfrei funktioniert«, sagte Rani nachdenklich. Er hatte in der Nähe einen Mülleimer entdeckt und zog einen Prospekt heraus. »Dein erster Tipp war schon sehr gut, Danielle! Wir sind in einem Zoo auf Fuerteventura. Dieser Zoo ist die neueste Attraktion für Touristen …«
Danielle legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Aber wir sollten von hier verschwinden«, flüsterte sie. »Da ist wohl irgendjemand auf uns aufmerksam geworden. Ein Nachtwächter vielleicht.«
Das war kein Wunder bei dem Lärm, den sie veranstaltet hatten. »Versuchen wir noch einmal nach Marlos zu springen. Vielleicht klappt es jetzt. Nehmen wir uns an den Händen, versuchen wir es gemeinsam!«
In der nächsten Sekunde spürte er den sanften Druck von Danielles Fingern. »Jetzt«, wisperte sie.
Die Umgebung verschwand, und dann war es hell, Meeresrauschen erklang, Palmen umgaben sie.
»Marlos«, meinte Rani verblüfft. »Selten fand ich den Anblick so beruhigend. Fragt sich nur, was in den letzten Minuten mit uns geschehen ist.«
»Liegt das nicht auf der Hand?«, fragte seine Freundin. »Björn hat uns von dem bösen Einfluss erzählt, der auf Marlos einwirkt, seit sich der Schutzbann der Weißen Priester langsam auflöst, weil er seinen eigentlichen Zweck erfüllt hat. Bislang hat niemand je geklärt, woher die Fähigkeit kommt, von Marlos aus zu jedem Punkt der Erde teleportieren zu können. Wie es aussieht, Rani, ist es damit langsam, aber sicher vorbei.«
Rani seufzte. »Also stehen in Zukunft Schiffs-und Flugreisen an? Das dürfte nicht leicht sein, denn Marlos steht meines Wissens auf keiner internationalen Reiselinie …«
»Björn wird uns mit Macabros’ Hilfe von hier wegbringen können.«
»Wenn er da wäre! Außerdem wird es ihm nicht gefallen, ständig den Begleiter für alle möglichen Leute zu spielen. Und ganz davon abgesehen, hilft uns das momentan auch nicht weiter. Wir müssen nach Österreich, um das Rätsel dieses Bildes zu lösen!«
»Ich kenne einen Weg, der immerhin in die Nähe führt«, meinte Danielle. »Björn hat davon erzählt, dass er anfangs, als er Marlos in Besitz nahm, mit dem Spiegel der Druidin Kiuna Macgullygosh zwischen
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