Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
Parkplatz erreichten. Rani stellte den Wagen ab, und sie stiegen aus. Zu Fuß setzten sie ihren Weg fort, der zwischen dichtem Baumbewuchs steil nach oben in Richtung Schloss führte.
Plötzlich blieb Danielle stehen. Sie waren noch weit vom Schloss entfernt. »Rani … dort vorn ist etwas.«
Der Koloss von Bhutan blickte in die Richtung, die seine Freundin wies. Ihm stockte der Atem. Eine blasse Hand ragte nur wenige Meter vom Weg entfernt aus dem Unterholz!
Rani und Danielle bahnten sich einen Weg durch das Gestrüpp.
Dann erreichten sie die Stelle, an der die Hand emporragte – und blickten in das kalte, bleiche Gesicht einer Frauenleiche.
Rani bückte sich und legte seine Hand an die Wange der Toten. »Eiskalt«, stellte er fest. Das Gesicht war verzerrt, die Augen weit aufgerissen.
Er schob einiges Geäst zur Seite und durchsuchte die Taschen der Toten. Schon bald wurde er fündig und förderte eine Geldbörse zutage. Darin fand er einen Ausweis.
»Emily Boman«, las er den Namen der Toten. Neben dem Ausweis steckte eine Visitenkarte. Darauf war der Name Alexander Wirell gedruckt und eine Adresse in Frankfurt am Main. »Wie es aussieht, werden wir unseren Besuch auf dem Schloss noch ein wenig aufschieben müssen.«
»Du willst den Leichenfund melden?«
»Etwas anderes bleibt uns nicht übrig.« Rani sah Danielle in die Augen. »Zumal ich das Gefühl habe, dass die Leiche nicht zufällig gerade hier liegt. Das hat etwas mit dem Geschehen auf dem Schloss zu tun. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass wir dabei sind, in ein Wespennest zu stoßen!«
Sie gingen zurück zum Auto und fuhren wieder ins Dorfzentrum. Dort fanden sie eine Bäckerei, deren Schaufenster hell erleuchtet war. Rani kaufte einige Brezeln und erkundigte sich möglichst beiläufig nach der nächsten Polizeidienststelle.
»Da müssen Sie leider ins Nachbardorf fahren«, erfuhr er und erhielt eine Beschreibung, die so genau war, dass er den Weg daraufhin auch mit geschlossenen Augen gefunden hätte. Er bedankte sich und verließ das Ladengeschäft.
Zehn Minuten später hatten sie das Revier erreicht.
Der einzige Beamte in der Dienststelle war gerade im Gespräch mit einem schlanken, schwarzhaarigen Mann und mache sich eifrig Notizen. »Moment, Moment«, zischte er nervös und wandte sich Rani und Danielle zu. »Was immer Sie wollen, ich muss Sie um einen Moment Geduld bitten.«
»Es ist dringend«, versicherte Rani.
»Ich kümmere mich gleich um Sie. Warten Sie bitte draußen.«
Der Koloss von Bhutan wollte sich nicht abwimmeln lassen und beschloss, mit der Tür ins Haus zu fallen. »Wir haben eine Leiche gefunden.«
Daraufhin kehrte atemlose Stille in dem kleinen Büroraum ein.
Der schwarzhaarige Besucher drehte sich langsam um. »Ich auch«, sagte er.
Wenig später saßen sie sich zu viert gegenüber, und es wurde rasch klar, dass sie alle von derselben Toten sprachen. Der Schwarzhaarige hatte sie ebenfalls entdeckt, liegen gelassen und – genau wie Rani und seine Begleiterin – die Polizeistation aufgesucht, um den makabren Fund zu melden.
»Mein Name ist Andreas Bottlinger«, stellte er sich vor. »Ich bin Journalist und habe zurzeit beruflich auf dem Schloss des Malers Michael Bornier zu tun …«
»Rani Mahay.«
Bottlingers Augen wurden groß. »Aber dann sind Sie …« Sein Blick fiel auf Danielle.
Rani nickte. »Wir haben telefoniert, ja.«
Bottlinger nickte fahrig. Es schien, als wäre er in Gedanken ganz woanders. Offenbar hatte ihn der Fund der Leiche stärker mitgenommen, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. »Ich war auf dem Weg vom Schloss hierher«, stammelte er. »Dass Sie die Tote ebenfalls entdeckt haben, liegt wohl daran, dass ich vorher dort war.«
Rani und Danielle wechselten einen Blick. Dieser Bottlinger kam dem Inder irgendwie merkwürdig vor. Immerhin war er es, der das Treffen mit Bornier arrangiert hatte. Und jetzt bekamen sie erneut mit ihm zu tun, als sie einen Leichenfund meldeten? Es fiel Rani schwer, an einen Zufall zu glauben.
»Sie sagten, Sie hätten beruflich auf dem Schloss zu tun gehabt, Herr Bottlinger«, warf der Polizist ein, der sich als Kommissar Horvath vorgestellt hatte. »Was genau taten Sie dort?«
»Ich schreibe eine Artikelserie über Herrn Bornier«, erwiderte Bottlinger ausweichend. »Alles, was in der Zeitung über ihn zu lesen ist, stammt von mir. Darüber hinaus habe ich ein Besuchswochenende für mehrere Gäste auf dem Schloss organisiert. Deshalb muss ich
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