Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
normaler Baum – als hätte Macabros es mit den Schwerthieben von einer Art dämonischem Geschwür befreit.
Björn fragte sich, ob nur dieser Baum auf derartige Weise mutiert war. Nein, auch die anderen Bäume hatten knöcherne Ausformungen. Björn würde sich von ihnen fernhalten müssen.
Darüber hinaus konnte er nur hoffen, dass die übrigen Pflanzen oder sogar Steine und andere Naturelemente nicht eine ebensolche Gefahr bildeten. Ob alle Knochenbäume derart lebendig waren? Oder hatte Björn durch seine Attacke mit dem Schwert des Toten Gottes verborgene Notreserven geweckt?
Das waren Fragen, auf die es momentan keine Antwort geben konnte.
Hellmark widmete sich der Geretteten, sprach beruhigend auf sie ein. Er untersuchte die Wunden an ihrem Hals, die sich als oberflächliche Kratzer erwiesen. Sie hatte noch einmal Glück gehabt … wenn man angesichts der Situation davon sprechen konnte.
Und tatsächlich beruhigte sie sich bald, öffnete die Augen und blickte ihn klar an.
»Mein Name ist Björn Hellmark«, sagte er. »Ich werde Ihnen helfen.«
Zu seiner Überraschung antwortete sie ihm – auf Deutsch. »Ich heiße Anna Huber. Wo – bin ich?«
»Ich bin mir selbst nicht sicher«, erwiderte er wahrheitsgemäß. »Sagt Ihnen der Name Itaron etwas?«
Sie schüttelte den Kopf und verzog schmerzhaft das Gesicht. Ihre Finger tasteten nach ihrem Hals. »Ich weiß nicht, wieso ich hierher gelangt bin. Da war nur das Bild auf dem Schloss. Michael Bornier …«
Der Name elektrisierte Björn. In dem Zeitungsartikel, den Rani Mahay ihm gezeigt hatte, war genau dieser Name erwähnt worden!
»Ich war bei ihm«, erwiderte Anna Huber auf seine Frage, »in seinem Schloss. Ich habe ihm Modell gestanden, wissen Sie? Das ist das letzte, an das ich mich erinnere. Eine furchtbare Ektoplasma-Gestalt quoll aus seinem Kopf … und dann … dann geschah irgendetwas … Ich kam hier wieder zu mir.«
Erschrocken bemerkte sie erst jetzt, dass ihr Oberkörper immer noch unbedeckt war. Hellmark überließ ihr sein Hemd, das sie hastig überzog.
Währenddessen überlegte er. »Bornier hat offenbar einige sehr interessante Bilder gemalt – von einem Schloss auf einer sturmumtosten Klippe. Kennen Sie diese Bilder, Frau Huber?«
Sie nickte und sagte bitter: »Er sagte, er würde mich porträtieren, aber als ich nachsah, entdeckte ich ein Gebäude mit schlanken, hoch aufragenden Türmen in einer Felsen-und Meerlandschaft … genau das Schloss, von dem Sie sprechen!«
Das Sternenschloss des Toten Gottes! Björn konnte es kaum fassen. Hier tat sich ein Zusammenhang auf, den er nicht für möglich gehalten hatte.
Was ging vor sich?
Wie hing das alles zusammen?
Auf welche Spur waren Rani und Danielle geraten? Würde er sie am Ende auch hier wiedersehen, in dieser fremden Welt?
Es galt, viele Rätsel zu lösen, und er ahnte, dass dies nicht die letzte Überraschung war, die auf ihn wartete …
Rani Mahay und Danielle de Barteauliee erreichten das kleine Dorf in der Nähe von Borniers Schloss gerade in dem Moment, als das Morgengrauen einsetzte. Sie hatten sich in Genf einen Leihwagen genommen und die Strecke innerhalb weniger Stunden zurückgelegt.
Rani fragte einen Jungen auf dem Dorfplatz, welchen Weg sie nehmen mussten, um das Schloss zu erreichen.
»Keine Chance, Fremder«, lautete die scheinbar unpassende Antwort.
»Was soll das heißen?«
»Mit dem Auto kommen Sie nicht zum Schloss. Es geht noch ein paar Kilometer in diese Richtung, dann kommt ein Parkplatz, und Sie werden auf Schusters Rappen umsteigen müssen.« Der blonde Junge grinste von einem Ohr zum anderen. »Das heißt, Sie müssen laufen.«
»Das haben wir schon verstanden«, versicherte Danielle. »Kommen öfters Leute, die zum Schloss wollen?«
»Hin und wieder«, meinte der Junge altklug. »Der alte Kauz lässt sie aber meistens nicht rein. Dann ziehen sie unverrichteter Dinge wieder ab. Man sieht kaum mal einen zwei Mal.«
»Kennst du Herrn Bornier?«
»Heißt der alte Kauz so?«
Das war wohl Antwort genug.
»Keiner im Dorf kennt ihn«, erklärte der Junge. »Er geht nicht einkaufen, er lässt sich nicht im Ort blicken. Gar nichts macht der.« Er tippte sich an den Rand seiner Schirmmütze. »Und jetzt entschuldigen Sie mich – ich muss weiter. Schule, verstehen sie?« Er streckte ihnen demonstrativ den Rucksack entgegen, den er über die rechte Schulter trug.
Dann war er verschwunden.
Rani und Danielle fuhren das letzte Stück, bis sie den
Weitere Kostenlose Bücher